Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
einer Braut erlebt.“
„Ha…Hast du Diener, die schon so lange bei dir sind?“ Sie wünschte sich, sie würde in seiner Gegenwart nicht ständig ins Stottern geraten. Wenn sie sich während der Ballsaison mit anderen Gentlemen unterhalten hatte, hatte sie niemals gestottert, obwohl sie sich manchmal wiederholt hatte, weil sie oft zu gelangweilt gewesen war, um sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Warum war es bei Dash so schwer, die richtigen Worte zu finden?
„Einige. Henshaw, der Butler, und Mrs. Long, die Haushälterin, haben schon meinem Vater gedient.“
„Also kennen sie dich, seit du ein kleiner Junge warst.“
„Falls du glaubst, einer von ihnen würde eine unanständige Geschichte aus meinen Jugendjahren zum Besten geben, täuschst du dich, meine Liebe.“
Sie fand es wunderschön, dass er jetzt wieder lächelte und sie fröhlich anfunkelte, anstatt finster dreinzuschauen. Und die Grübchen in seinen Wangen brachten ihr Herz zum Hüpfen. „Ich habe bereits einige unanständige Geschichten über dich gehört. Außerdem hätte ich nicht den Mut, einen Butler danach zu fragen.“
„Ich befürchte, du hast den Mut, fast alles zu tun, Maryanne.“
Seine Worte erstaunten sie und brachten sie zum Erröten. In diesem Augenblick hielt die Kutsche, und sie sah durch den Vorhang aus Wassertropfen, die an den Scheiben hinabrannen, sein prächtiges Haus. Dort stand Swansley, in perfekter Symmetrie; Dutzende von Fenstern funkelten wie helle Sterne, und die Gebäudeflügel waren angeordnet wie ausgebreitete Arme, die den Ankömmling willkommen hießen.
Ihre Mutter hatte einst in einem großen Haus wie diesem gelebt. Maryanne hatte es einmal gesehen, als es für Besichtigungstouren geöffnet gewesen war. Sie hatte das Klavier betrachtet – es zu berühren war verboten gewesen –, auf dem ihre Mutter als Kind gespielt hatte, das Sofa, auf dem ihre Mutter sich mit einem Buch zusammengerollt hatte, das Bett, in dem ihre Mutter geschlafen hatte. Sie hatte sogar gehofft, einen Blick auf ihre Großeltern zu erhaschen, den Earl und die Countess of Warren. Aber sie waren in der Stadt gewesen, und sie, Venetia und Grace, hatten nur ihre Porträts anstarren können.
Würde sie sich auch in diesem Haus wie ein unwillkommener Gast fühlen?
Im Elternhaus ihrer Mutter war sie so nervös gewesen, dass sie um ein Haar eine kostbare Porzellanfigur heruntergeworfen hätte. Hier tat sie so etwas besser nicht. Sie musste versuchen, ruhig zu bleiben. Von Frauen wurde erwartet, dass sie ihren Ehemännern folgten; es war ihre Pflicht, in einem neuen Haus ein neues Leben zu beginnen.
Aber die meisten Frauen, die sie in Maidenswode gekannt hatte, hatten einen Mann aus dem Dorf geheiratet oder zumindest einen, der in der Nähe lebte, und sie kannten bereits vor der Hochzeit die Häuser, in denen sie wohnen würden, wussten, was für eine Art von Leben auf sie zukam.
Sie hatte keine Ahnung, wie ihr Leben in diesem riesigen Haus sein würde.
„Es ist wunderschön …“ Ihr fantasieloses Lob für Swansley blieb ihr in der Kehle stecken.
Dashs Lächeln erstarb, und er betrachtete sein Zuhause, als würden dort drinnen Ungeheuer ihr Unwesen treiben.
Sie hörte ein leises Klopfen an der Tür ihres Schlafzimmers, die sich gleich darauf öffnete. Im Rahmen lehnte Dash, mit einem Lächeln auf den Lippen, das ihr den Atem nahm.
Nervös zwang Maryanne sich ebenfalls zu einem Lächeln. Sie hatte ihre Zofe weggeschickt, um unten die anderen Dienstboten des Hauses kennenzulernen, vor allem aber, um Zeit für sich zu haben und sich mit der erstaunlichen Tatsache vertraut zu machen, dass dies ihr eigenes Zimmer in ihrem eigenen Heim war.
Doch nun ging es um die praktischen Dinge. Sie musste ihr Reisekleid ausziehen und sich für das erste Abendessen in diesem Haus fertig machen. Mit ihrem Ehemann im Zimmer, der in einem Moment aussah, als wären alle Höllenhunde hinter ihm her, um im nächsten Augenblick wie Luzifer persönlich zu lächeln. „Brauchst du Hilfe mit deinem Kleid, Liebste?“
Mühsam schluckend wirbelte sie herum und wandte Dash den Rücken zu. „Ja, danke.“
Sie bebte, als seine Fingerspitzen ihre Schultern berührten. Mitten in diesem riesigen, fremden Zimmer stehend, fühlte sie den Verlust ihrer Familie und ihres Zuhauses wie eine schwere Last. Gleichzeitig war da die Furcht, keinen neuen Halt zu finden.
Doch Dashs heißer Atem strich über ihren gebeugten Nacken und wärmte ihre Haut. Geschickt öffnete er
Weitere Kostenlose Bücher