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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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auf. Aus seinem geknebelten Mund drang ein klägliches Wimmern. Sein Rücken war schweißnass.
    Titow ließ ihn leiden und kostete Carvers Angst voll aus. Doch dann schob er sich die Fernbedienung in die Tasche und wandte sich ab.
    Er verließ den Raum! Die Qual war vorbei!
    Carver sah Titow aus seinem Blickfeld verschwinden. Er sah Dimitrow den Laptopkoffer aufheben und damit hinausgehen. Er hörte, wie die Tür zugeknallt und die Riegel vorgelegt wurden. Ein paar Sekunden lang saß er nur nackt, frierend und bewegungsunfähig in der einsamen Stille seiner weißen Zelle.
    Dann verströmte der weiße Kasten an der Wand vor ihm schlagartig eine gleißende Helligkeit, die ihm in den weit geöffneten Augen brannte.
    Gleichzeitig erwachten die Kopfhörer zum Leben, und seine Ohren wurden mit weißem Rauschen von höchster Lautstärke beschallt.
    Es explodierte in seinem Schädel, füllte sein Gehirn mit einem wahllosen Tosen, das weder Struktur noch Bedeutung hatte und das sein Verstand nicht verarbeiten konnte. Das Licht blendete ihn wie eine Lötlampe. Und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
    Samuel Carver saß in der Hölle. Lärm und Licht würden ewig währen. Er konnte die Augen nicht schließen. Er konnte sich die Ohren nicht zuhalten. Er konnte kein Glied bewegen. Er konnte nicht einmal die eigenen Schreie hören.

79
    Gstaad ist das St. Tropez der Skigebiete, ein hübscher alter Ort für Neureiche, wo Alter und Geld auf Jugend und Schönheit trifft und einen Handel eingeht, der beiden zupass kommt. In den Siebzigern und Achtzigern waren es die Araber, die in ihren Petrodollar schwimmend den Sand gegen Schnee eintauschten und Gstaad überschwemmten. Inzwischen waren es die Russen.
    Die geschäftstüchtigen Hoteliers, die wenigstens die Illusion von Klasse und Exklusivität aufrechterhalten wollten, hatten versucht, die Moskauer Oligarchen und Mafiosi fernzuhalten, indem sie händeringend und katzbuckelnd erklärten, in der Hochsaison seien die besten Suiten auf Monate, ja sogar Jahre im Voraus ausgebucht. Doch irgendjemand musste den Cristal zu 7500 Schweizer Franken pro Korken kaufen, den es im GreenGo-Discounter im Palace Hotel gab. Jemand musste seine in Zobel gehüllten Gespielinnen mit den schwingenden Hüften durch die Juwelier- und die Antiquitätengeschäfte schicken. Und keiner tat das so bereitwillig, ausgiebig und geradezu schamlos wie die Gewinner der neuen russischen Gangsterökonomie.
    Doch selbst die Russen gingen im September woandershin. Viele Hotels machten zwischen dem alpinen Sommer und dem ersten starken Schneefall für drei Monate zu. Niemand kam nach Gstaad, um zuzusehen, wie sich das Laub rot färbte. Darum war Schukowskis Ankunft nicht unbemerkt vonstatten gegangen.
    Sein Name stand weder im Telefon- noch im Grundbuch. Doch Larsson saß erst in der zweiten Bar an diesem Abend, als ein großer, bärtiger Schweizer in einem makellos sauberen Overall seine Frage an den Barkeeper hörte und brummte: »Schukowski? Dieser Russe? Der hat doch eine Riesenhütte in Oberport, gleich am Stadtrand oben im Wald, wo es nach Turbach geht.«
    Das war nun drei Stunden her. Jetzt saß Larsson in seinem Volvo und schaute auf das dunkle Chalet hinab. Es wirkte wie eine aufgeblähte Heidi-Hütte, dieses viergeschossige Haus, das sich den Anstrich eines Bergbauernhofes gab. Der Eindruck entstand durch die gedrechselten Balkonstäbe, die Holzverkleidung der oberen Stockwerke und das Gebälk des breiten Dachüberstands. Doch bei aller Verwendung von totem Holz blieb es ein Bau aus Stahl und Beton.
    Es stand an einem steilen Abhang; der Haupteingang befand sich an der Bergseite. Das war verständlich, dachte Larsson. Auf diese Weise ging man durch das Chalet in die Empfangsräume nach vorn, wo man eine spektakuläre Aussicht auf das Bergpanorama hatte und das ganze Tal von Gstaad überblicken konnte.
    Vor der Tür gab es eine große runde Auffahrt und Parkplätze. Auf der linken Seite des Grundstücks führte eine Straße bergab, beschrieb eine Kehre und endete an einer Garage unter dem Erdgeschoss. So konnte ein Chauffeur seinen Arbeitgeber beim Haupteingang absetzen und weiterfahren, um den Wagen außer Sicht zu bringen. Und auf diesem Weg, dessen war Larsson sicher, war auch Carver in das Chalet gebracht worden. Es kam ihm nicht allzu wahrscheinlich vor, dass an der Tür ein Butler auf ihn gewartet haben sollte, um ihn in Empfang zu nehmen.
    Carver würde das Haus auch nicht durch die Vordertür

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