Samuel Carver 03 - Assassin
Wagen abschloss und den Schl ü ssel hastig in die Handtasche steckte. Dann presste sie die Tasche an die Brust und sah ihn trotzig an, ob er es wagte, sie ihr abzunehmen. Sie hatte die anderen M ä nner ebenfalls bemerkt und begriffen, dass sie hinter ihm her waren. Daher wusste sie, dass die Chancen gut standen f ü r sie.
Carver k ö nnte noch entkommen. Es brauchte nur drei Schritte, einen Faustschlag, knapp f ü nf Sekunden, um ihr die Handtasche zu entrei ß en, die Schl ü ssel an sich zu bringen, in den Wagen zu steigen und loszufahren.
Doch er brachte es nicht fertig.
Er drehte sich zur Ufermauer hin und rannte auf den Weg zu, der zum Opernhaus f ü hrte. Hinter sich h ö rte er die hastigen Schritte von Tyzack und dessen Leuten.
Die Touristen beobachteten die Szene, den Blick auf die dahinhastenden Fremden gerichtet, wichen aber, hin und her gerissen zwischen Neugier und Angst, vor ihnen zur ü ck.
Carver erreichte die Br ü cke, die aus dem gleichen wei ß en Stein gebaut war wie die Oper und der Platz ringsum. Ein Touristenpaar kam ihm entgegen – h ö chstwahrscheinlich Briten oder Amerikaner. Kein Norweger war derart ü bergewichtig. Carver zw ä ngte sich zwischen ihnen hindurch und schoss auf der anderen Seite wieder heraus wie ein Champagnerkorken, dann drehte er sich um und versetzte dem Mann einen schnellen, gezielten Tritt gegen das Bein. Der ging zu Boden wie ein Turm, der an den Grundfesten getroffen wird. Seine Frau fing an zu schreien. Die beiden blockierten nun die ganze Br ü cke. Perfekt.
Ü ber das aufgeregte Gejammer der Frau und ü ber die Schmerzensschreie ihres Gatten hinweg h ö rte er Tyzack rufen, sie sollten Platz machen. Einen Moment lang war er belustigt, dann sah er etwas, das jeden Funken Hoffnung erstickte.
Um die andere Ecke des Opernhauses kamen drei weitere M ä nner in einer Reihe nebeneinander daher und verengten mit l ä ssig federnden Schritten seinen Spielraum. Als sie Carver entdeckten, rannten sie nicht los, sondern wurden langsamer. Einer hob die Hand an den Mund. Carver konnte nicht erkennen, ob er ein Handy hatte oder ein Handgelenkmikro, aber das kam auf das Gleiche heraus. Das Netz zog sich allm ä hlich zu. F ü r sie ging es nur noch darum, wo und wann sie ihn kassierten. Er w ü rde ihnen nicht mehr entkommen.
42
Er stand am Fuß der Marmorrampe, die an den Seiten des Opernhauses zum Dach hinauf verlief und den Glasbau von drei Seiten umschloss, wobei sie sich auf der linken Seite verbreiterte. Am ä u ß eren Rand, der in Fu ß h ö he mit Lampen markiert war, zog sich eine Treppe aus demselben Stein entlang, deren flache Stufen aufgeraut waren, um guten Halt zu bieten. Der Hauptteil der Rampe war aus glattem Marmor, aber gut begehbar, wie sich an den Besuchern zeigte, die dort vereinzelt standen. Das war f ü r Carver der k ü rzeste Weg zum Dach. Er legte los und verfiel in einen langsamen, verbissenen Laufschritt.
Als er ein Viertel der Strecke zur ü ckgelegt hatte, warf er einen Blick ü ber die Schulter. Tyzack stand noch unten und sprach in sein Telefon. Seine zwei Schl ä ger bewegten sich schon die Rampe hinauf. Carver lief weiter. Als er sich das n ä chste Mal umsah, war auch Tyzack auf dem Weg nach oben. Carver konnte die gegen ü berliegende Rampe zwar nicht sehen, w ä re aber jede Wette eingegangen, dass auch dort drei Verfolger unterwegs waren. Er z ä hlte sogar darauf.
Aus der N ä he sah Carver, dass die Schr ä ge, die von Weitem aussah wie eine glatte Fl ä che, in Wirklichkeit aus unterschiedlich erhabenen und geneigten Teilen bestand. Sie war auch nicht schneewei ß , wie man zuerst dachte, sondern hellgrau. Ü ber ihm hatte sich der Abendhimmel mit Wolken zugezogen, sodass er eine farbliche Fortsetzung des Marmors bot. Carver fand es verwirrend, sodass er fast die Orientierung verlor, ü ber eine Fl ä che zu laufen, die immer wieder leicht kippte und die auf einen kaum wahrnehmbaren Horizont zuf ü hrte, wo Stein und Himmel eins zu werden schienen, eine monochrome Welt, so kalt und so fremd wie die arktischen Eisfelder.
Eben waren drei junge M ä dchen an ihm vorbeigekommen, die Arm in Arm auf dem Weg nach unten waren und sich kichernd einen Spa ß daraus machten, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Jetzt ä nderte sich der Ton ihrer Stimmen. Er h ö rte sie aufgeregt kreischen und durcheinanderplappern und verstand nur ein Wort: Pistole!
Er blieb stehen und sah die Schr ä ge hinunter. Tyzack und seine M ä nner
Weitere Kostenlose Bücher