Samuel Carver 03 - Assassin

des Abendessens oder in den vergangenen Tagen? «
    Sie z ö gerte ganz kurz, bevor sie weiterredete, aber dann kam ihre Antwort hastig und sehr entschieden. » Nein, ü berhaupt nicht, es war alles in Ordnung mit ihm.«
    » Sind Sie da ganz sicher, Mrs Cross? «
    » Nun, vielleicht war er ein bisschen distanziert, verstehen Sie, angespannt. Immerhin war das unsere erste gemeinsame Reise. Ich habe einfach angenommen, dass er der Typ Mann ist, der sich nicht so leicht an eine Beziehung gew ö hnt. Wenn er ein bisschen verschlossen war, so hatte ich den Eindruck, es sei meinetwegen, unseretwegen.«
    » Ich verstehe. Um auf das Abendessen zur ü ckzukommen: Er hat den Tisch verlassen. Warum? «
    » Sam hat eine SMS bekommen.«
    » Wie hat er darauf reagiert? «
    » Ehrlich gesagt, er schien sauer zu sein. Er hat sofort zur ü ckgeschrieben und auf die Antwort gewartet. Er sagte, es sei eine Stimme aus der Vergangenheit und dass er den Anruf entgegennehmen m ü sste. Darum ist er aufgestanden und hinausgegangen. Und das … das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Es geht ihm gut, oder? Sagen Sie mir, dass ihm nichts passiert ist.«
    Die Besorgnis klang echt in Ravnsborgs Ohren. Sie liebt ihn noch, dachte er. Er sagte: » Das kann ich Ihnen nicht mit Bestimmtheit sagen. Mr Carver ist nicht offiziell identifiziert worden, weder tot noch lebend. Ich kann aber sagen, dass ein Mann, auf den seine Beschreibung passt, knapp zehn Minuten nach der Explosion an der Oper gesehen worden ist.«
    Auch ihre Verbl ü ffung klang echt. » Was reden Sie denn da? Hei ß t das, er ist am Leben? Aber was … ich verstehe das nicht … was macht er an der Oper? «
    » Wenn er es war, Mrs Cross, dann hat er drei M ä nner get ö tet.«
    Die Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht. » Nein! Bitte …«
    Ravnsborg fing nun an, sie unter Druck zu setzen, nicht auf die aggressive Art, sondern nur, indem er ihr in forschem, gleichg ü ltigem Ton die Fakten pr ä sentierte.
    » Meine Leute haben Zeugen befragt. Ein Mann, auf den Mr Carvers Beschreibung passt, wurde gesehen, wie er auf das Dach der Oper gejagt wurde. Er wurde zuerst von drei M ä nnern verfolgt. Dann kamen drei weitere dazu. Alle sechs waren bewaffnet. Von unseren Zeugen hat keiner Mr Carver mit einer Waffe gesehen. Dennoch wurden drei seiner Gegner get ö tet, und er ist entkommen.«
    » Also hat er sich verteidigt? «
    » Sieht so aus.«
    Ravnsborg musterte seine Zeugin. Sie wirkte erleichtert. Doch sie hatte seinen Bericht nicht hinterfragt.
    » Also, Mrs Cross, diese Informationen scheinen Sie nicht zu ü berraschen. Wie kommt das? Was wissen Sie ü ber Mr Carver? «
    » Nicht viel … Nur dass er beim Milit ä r war. Er hat mir erz ä hlt, dass er jetzt als Sicherheitsberater arbeitet.«
    » Das kann alles M ö gliche hei ß en, oder? «
    » Wahrscheinlich.«
    » W ü rden Sie ihn als gewaltt ä tig bezeichnen? «
    Es folgte eine winzige Pause, das Z ö gern eines Befragten, der sich eine Antwort zurechtlegt. » Nicht mir gegen ü ber, niemals. Er war sehr liebevoll, sehr f ü rsorglich.«
    Ravnsborg beugte sich vor. » Und trotzdem hat er sie in dem Caf é sitzen lassen. Er ist einfach aufgestanden und weggegangen. Hat er seitdem versucht, Sie zu erreichen? «
    » Nein «, r ä umte sie ein.
    » Hat er ü ber Mr Larsson versucht, Kontakt aufzunehmen, wissen Sie das? «
    » Ich glaube nicht.«
    » Wirklich? «, hakte Ravnsborg mit ü berraschtem Tonfall nach, doch seine Ironie war nicht zu ü berh ö ren. » Das finde ich gar nicht liebevoll, gar nicht f ü rsorglich. Wenn ich Sie zum Abendessen ausf ü hren w ü rde, w ü rde ich Sie nicht ohne Begr ü ndung allein lassen. Und wenn ich durch einen Zufall wegm ü sste – wenn ich zum Beispiel zu einem Fall gerufen werden w ü rde –, dann w ü rde ich Sie anrufen, um es zu erkl ä ren. Das ist das Mindeste, was Sie erwarten k ö nnen, nicht wahr? «
    Sie nickte.
    » Dann will ich Ihnen jetzt noch etwas sagen ü ber Ihren Mr Carver. Kurz nachdem er das Caf é verlassen hat, hat er einen Anruf get ä tigt. Hier ist ein Foto davon …« Ravnsborg schob eine Kopie der gesamten Aufnahme ü ber den Tisch. » Sie werden in der unteren Ecke die Zeitangabe bemerken. In genau diesem Moment explodierte die Bombe, sie hat sieben Menschen get ö tet und drei ß ig verletzt. Drei der Verletzten werden die Nacht nicht ü berleben.«
    » Aber das … k ö nnte Zufall sein.«
    » K ö nnte sein, ja. Viele Leute haben