Samuel Carver 03 - Assassin
das auf eine ganze Reihe von Politikern, geistlichen Oberh ä uptern, Prominenten oder Monarchen zu. Praktisch allerdings gab es nur eine Zielperson, deren Eliminierung einem Attent ä ter den perversen Ruhm einbrachte, auf den Tyzack aus war: der Pr ä sident der Vereinigten Staaten.
Carver wurde von der furchtbaren Erkenntnis ersch ü ttert, dass er Lincoln Roberts, nachdem er ihn einmal einem falschen Anschlag ausgesetzt hatte, nun einem echten Anschlag ausgeliefert hatte. Ein Mann, den er bewunderte, f ü r dessen Sicherheit er gearbeitet hatte, war jetzt vielleicht in Lebensgefahr. Doch was konnte er dagegen tun? Er war auf der Flucht und musste sich irgendwie durchschlagen. Eine Warnung w ü rde man nicht ernst nehmen. Aber er musste sich trotzdem irgendwie Geh ö r verschaffen.
Er war jetzt mit dem Boot hinter das Heck der F ä hre gelangt. Ihr Name, Queen of Jutland, war ü ber die ganze Breite der Laderampe geschrieben und wurde von dem Licht beschienen, das weiter oben aus acht gro ß en Bullaugen drang.
Carver bremste auf die Geschwindigkeit der F ä hre ab. Er schaute an dem massigen Rumpf hinauf, der ü ber seinem Boot aufragte wie ein Elefant ü ber einer Maus und der so hoch war wie ein zehnst ö ckiges Geb ä ude. Die F ä hre f ü llte sein ganzes Blickfeld aus. Der L ä rm der Maschinen, das Brummen des Au ß enbordmotors und das Rauschen von Wind und Wellen war ohrenbet ä ubend. Er musste das Get ö se ignorieren und sich einen Weg an Bord suchen.
Zu beiden Seiten der Laderampe, ü ber die die Pkw und Lkw auf das Schiff rollten, ragten zwei starke St ü tzstreben hervor. Sie f ü hrten leicht gebogen zum Rumpf hinauf wie ein sanfter Abhang am Fu ß eines Steilfelsens. Am Ende, wo sie auf das Heck trafen, befand sich jeweils eine Winde, ü ber die die Taue liefen, wenn das Schiff im Hafen festmachte.
Direkt dar ü ber war eine rechteckige Ö ffnung in den Rumpf eingelassen, die etwa dreimal so breit war wie hoch. Sie war nicht verglast. Drei ä hnliche Ö ffnungen verliefen an der Seite der F ä hre und schufen ein kleines Promenadendeck, wo die Passagiere Luft sch ö pfen oder eine Zigarette rauchen konnten. Carver hoffte bei Gott, dass an einem feuchtkalten Juniabend alle in den Bars und Restaurants waren und sich volllaufen lie ß en wie jeder normale Mensch.
Auf der Fahrt von Oslo hatte Carver ein kurzes St ü ck von einer der Bootsleinen abgeschnitten und neben sich ans Steuer gelegt. Dann hatte er die Ankerkette aus der Truhe genommen, das Glied gel ö st, mit dem sie am Boot befestigt war, und zur Bootsmitte gebracht, wo sie nun hinter ihm auf dem Deck zwischen den zwei Sitzen lag.
Er lenkte das Boot ü ber die Heckstr ö mung neben eine der Seilwinden und so nah wie m ö glich an die Heck ö ffnung, band ein Ende seines Seilst ü cks an das Lenkrad und drehte es so, dass das Boot praktisch auf demselben Kurs war wie die F ä hre, aber ein wenig dem Rumpf zugekehrt. Dann band er das andere Ende an den Rahmen der Windschutzscheibe, um das Steuer in der Stellung zu halten.
Das Boot lag mit dem Bug an der F ä hre an, aber so w ü rde es nur kurze Zeit bleiben, und Carver musste sich beeilen. Er nahm die Ankerkette, stieg auf die beiden Sitze, sodass er mit gespreizten Beinen dastand, und beugte sich nach hinten, mit den Waden gegen die R ü ckenlehnen gest ü tzt, wo er die Schwankungen des Bootes, das auf dem sch ä umenden Kielwasser tanzte, abfangen konnte.
Er packte die Kette mit der rechten Hand unterhalb des Ankers und hielt die restliche Kette so, dass sie locker zwischen seinen H ä nden baumelte. Dann lie ß er den rechten Arm kreisen, langsam zuerst, wobei er die Kette allm ä hlich nachlie ß , dann hob er den Arm ü ber den Kopf und holte Schwung, bis sie durch die Luft sauste wie ein Lasso. Carver merkte, wie die Schnittwunde am R ü cken durch die Anstrengung wieder aufriss, aber er achtete nicht darauf. Er holte noch etwas mehr Schwung und schleuderte den Anker auf die Ö ffnung.
50
Oslo ist geschützt durch einen Inselgürtel, der sich südlich der Stadt ü ber den ganzen Oslofjord zieht. Tyzacks Pilot hielt im Tiefflug auf die n ä chste Insel zu und gelangte auf die stadtabgewandte Seite, sodass der Hubschrauber vom Festland aus nicht mehr zu sehen war. Er flog langsam ü ber Landzungen hinweg und erreichte die gro ß e Fahrrinne. In diesem Moment kam rechts die Queen of Jutland in sein Blickfeld und dampfte von Norden auf ihn zu.
Das Tageslicht verblasste, und es
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