Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain

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die Eröffnungsparty ohne ihn stattfindet, muss er reagieren«, gab Carver zu bedenken.
    »Ja. Darum will ich den Premierminister morgen nicht einmal in der Nähe wissen. Und es wird sehr strenge Sicherheitsmaßnahmen geben.«
    »Aber was dann? Sie können nicht ewig mit zwei Malachi Zorns weitermachen.«
    Young nickte. »Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Carver. Und hier zähle ich auf Sie. Sorgen Sie möglichst bald dafür, dass es nur noch einen gibt.«

82
    London und Cheapside
    Kurz nach acht am Abend ließ die Klinik, verlauten, dass Mr Zorn auf wundersame Weise überlebt habe. Er habe eine Gehirnerschütterung, Prellungen und Abschürfungen erlitten und stehe unter Schock, werde sich aber vollständig davon erholen. Dem Patienten gehe es verhältnismäßig gut. Zu gegebener Zeit werde dazu weiteres bekannt gegeben. Bis dahin werde sich das Klinikpersonal nicht äußern.
    Es war jetzt 20.40 Uhr. Das Transparent an der Wand des leeren Lagerhauses trug das aufgesprühte Logo der Verteidiger Gaias, und zwar so groß, dass es auch auf YouTube gut zu erkennen wäre. Einer der drei Maskierten vor der Kamera hatte dieselbe imposante Größe wie Brynmor Gryffud, doch als er zu reden anfing, war seine Stimme so stark verzerrt, dass man vom Zuhören nicht unterscheiden konnte, ob er Waliser oder Watussi war. Was er vortrug, war jedoch klar zu verstehen.
    »Die Verteidiger Gaias übernehmen die volle Verantwortung für zwei Angriffe auf die Industriellen, Spekulanten, Politiker, Militärs und multinationalen Verschwörer, deren Handeln das Überleben von Gaia bedroht.
    Wir glauben, dass der Planet und alle Organismen darauf in einer Wesenheit verbunden sind. Wir nennen diese Wesenheit Gaia. Wir glauben, dass sie von Natur aus selbstregulierend, von Natur aus gesund und von Natur aus schön ist. Nur die Handlungen der Menschen können sie gefährden, und darum kämpfen wir gegen das Unrecht der Erderwärmung, das Unrecht der Umweltverschmutzung und das Unrecht derAusbeutung der natürlichen Ressourcen um des finanziellen Profits willen.
    Unser Kampf begann gestern auf der Ölraffinerie von Rosconway. Diese Industrieanlage wurde eigens gebaut, um einen wertvollen Stoff, der aus dem Bauch der Erde gerissen wird, auszubeuten. Seine Produkte verschmutzen und erwärmen die Atmosphäre. Darum ist sie ein legitimes Ziel unserer Gegenwehr. Wir bedauern den Verlust von Leben, den diese notwendige Kriegshandlung verursacht hat, verurteilen aber das Handeln der Regierung, das so viele unnötige Opfer fordert.
    Heute Nachmittag haben wir den Mann verurteilt, dessen provokative, unkluge Bemerkungen dieses Regierungshandeln herbeigeführt haben, den amerikanischen Spekulanten Malachi Zorn. Seine Warnungen vor sogenanntem Umweltterrorismus verfolgten lediglich die Absicht, die Öffentlichkeit in Aufregung zu versetzen und die Finanzmärkte so zu beeinflussen, dass er damit Profit machen kann. Gaia konnte das nicht ungestraft durchgehen lassen. Darum wurde auf den Spekulanten Zorn heute Nachmittag ein Anschlag verübt. Wir bedauern nur, dass er überlebt hat. Andere Feinde des Planeten werden weniger Gnade erfahren.
    Wir sind die Verteidiger Gaias, und wir werden die Unantastbarkeit dieses Planeten bis zum Tod verteidigen.«
    Die Rede war zu Ende. Der Maskierte und die zwei schweigenden Gestalten rührten sich nicht. Dann sagte jemand hinter der Kamera: »Cut!«
    Der Sprecher zog sich die Balaklava vom Kopf, und zum Vorschein kam das Gesicht von Sergeant Major Mike »Snoopy« Schultz. »Was für ein hirnverbrannter Quatsch«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich hab es kaum über die Lippen gebracht. Was für Trottel glauben denn an so was?«
    »Trottel, die Ölraffinerien in die Luft jagen«, sagte Carver, der seine Balaklava ebenfalls ausgezogen hatte und sich durch die Haare fuhr.
    »Die echten Verteidiger Gaias können froh sein, dass ich sie nicht in die Finger gekriegt habe. Sie wurden erschossen, stimmt’s?«
    »So habe ich gehört.«
    »Ja. Bei mir wäre es nicht so schnell gegangen. Na, scheiß drauf. Wenigstens haben wir Zorn erwischt, hm?«
    »So ungefähr …«
    Schultz blickte Carver an. »Was soll das heißen, Boss? Wir haben den Kerl doch erwischt, oder?«
    Carver sagte nichts. Schultz starrte ihn halb enttäuscht, halb zornig an. »Sagen Sie nicht, Sie haben mich verscheißert. Sie waren nie jemand, der anderen Scheiße erzählt. Fangen Sie jetzt nicht damit an. Im Ernst, Boss. Verarschen Sie mich nicht.«
    »Tue ich nicht. Es