Samuel Carver 05 - Collapse
ist nur so … Es gab Komplikationen. Die Dinge lagen anders, als es aussah.«
»Und mehr wollen Sie mir nicht darüber verraten?«
»Jetzt nicht. Später. Aber ich verspreche Ihnen: Malachi Zorn wird bekommen, was er verdient. Sie haben mein Wort darauf.«
»Sie klingen wie ein beschissener Politiker, Boss.«
Carver spürte hinter der Beleidigung, dass Schultz sich betrogen fühlte. »Das bin ich ganz und gar nicht«, erwiderte er. »Hören Sie, Sie und Cripps haben mit dem Krakatoa ganze Arbeit geleistet. Sie bekommen wahrscheinlich einen Orden, weil Sie der Frau in der Raffinerie das Leben gerettet haben. Ich weiß, wie sehr es Ihnen zu schaffen macht, dass Sie Tyrrell verloren haben. Sie wollen Rache. Aber im Augenblick können Sie nichts weiter tun. Kehren Sie zu Ihrem Regiment zurück.Konzentrieren Sie sich auf den Alltag. Und glauben Sie mir, Malachi Zorn wird nicht damit durchkommen, was er getan hat. In Ordnung?«
Schultz nickte widerstrebend. »Ja, na gut.«
»Schön. Dann gebe ich Ihnen einen aus, bevor Sie gehen.«
Innerhalb einer Stunde nach der Veröffentlichung auf Twitter und YouTube war die Bekennerrede der Verteidiger Gaias über drei Millionen Mal aufgerufen und von allen großen Nachrichtensendern und –agenturen aufgegriffen worden. Unter den Millionen, die sich das Ganze interessiert ansahen, war auch Malachi Zorn.
»Sehr interessant«, sagte er zu Razzaq. »Die britische Regierung weiß, wer den Anschlag begangen hat. Sie weiß, dass ich ein Double benutzt habe. Sie muss die Verbindung zwischen uns und den Aktivisten gezogen haben. Aber sie verschleiert sie absichtlich. Sie wissen, was das heißt?«
»Nein, aber Sie werden es mir gleich sagen.«
»Es heißt, sie sind an einem Strafprozess nicht interessiert. Wenn sie die Absicht hätten, mich vor ein Gericht zu zerren, würden sie alle Indizien zusammenraffen und mich neben diese tumben Bastarde aus Wales stellen. Aber ich denke, sie haben nichts in der Hand. Und selbst wenn, würden sie mich nicht im Zeugenstand sehen wollen. Das kann nur heißen –«
»Ich ziehe denselben Schluss wie Sie«, sagte Razzaq.
»Richtig. Sie wollen mich tot sehen.«
»Genau.«
»Na, dann werden sie eine mächtige Enttäuschung erleben.«
Donnerstag, 30. Juni
83
Parkview Hospital
An die Presse wurde durchgegeben, dass Mr Zorn in der Nacht gut geschlafen habe. Es gehe ihm noch nicht gut genug, um eine Pressekonferenz abzuhalten, er sei aber bereit zu einem kurzen Interview mit einem ITN-Journalisten, unter der Bedingung, dass das daraus entstandene Material frei verfügbar gemacht werde. Die Frau, die zu dem Interviewtermin geschickt wurde – nach Meinung ihrer neidischen Kollegen ein karrierefördernder Auftrag –, war mit Vorschlägen für Fragen überhäuft worden, die ihr auf dem Weg dorthin alle im Ohr klangen.
Aber eine Frage war niemandem eingefallen: Wie viel Geld hat man Ihnen gezahlt, damit Sie das tun? Hätte sie das getan, wäre Drinkwater vielleicht so überrumpelt gewesen, dass er geantwortet hätte: eine Million Dollar. Er hatte gespürt, wie sehr die Briten auf seine Mitarbeit angewiesen waren, und hatte darauf bestanden, die zweite Million, die Zorn hätte zahlen sollen, von ihnen zu bekommen. Am Ende hatte Young eingewilligt. Und Drinkwater war wieder in seine Rolle geschlüpft.
Das Interview fand in Drinkwaters Krankenzimmer statt. Er saß aufrecht, von Kissen gestützt im Bett. Damit es etwas dramatischer aussah, hatte er einen Kopfverband bekommen und eine dunkle Sonnenbrille aufgesetzt, die ihn angeblich vor dem grellen Scheinwerferlicht schützen sollte. An der linken Gesichtshälfte hatte er Blutergüsse, Schrammen und Schwellungen, die Arbeit eines Maskenbildners.
»Als der Wagen angegriffen wurde, blieb er abrupt stehen, und ich wurde nach vorn geschleudert, mit dem Gesichtgegen den Vordersitz«, erklärte Drinkwater zu Beginn des Interviews. Damit gab er wieder, was Youngs Redenschreiber vorab formuliert hatten. »Ich hätte mich wohl besser anschnallen sollen, hm?«
Er rang sich ein schiefes Lächeln ab. »Aber wissen Sie, das könnte mir das Leben gerettet haben. Ich bin in den Fußraum hinter die Sitzlehnen gefallen. Dadurch war ich geschützt.«
»Haben Sie das Bekennervideo gesehen, das gestern Abend von den Terroristen ins Netz gestellt wurde?«
»Äh, nein … habe ich nicht. Aber ich habe davon gehört. Mein Arzt hat mir davon erzählt.«
»Möchten Sie vielleicht eine Botschaft an die Terroristen
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