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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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ersten Schüsse von unten kamen, sprang er zum anderen Gebäude hinüber. Er setzte über das dortige Geländer hinweg, landete auf den Holzdielen und rollte sich zusammengekrümmt durch die offene Tür in den Raum dahinter.
    Ein grauhaariger Mann lag dort auf einem großen Messingbett und machte seinen Mittagsschlaf. Er brummte schläfrig unwirsch, ließ sich aber wieder aufs Kissen sinken, als Carver aus dem Zimmer auf den Flur rannte. Am Ende führte eine Treppe ins Erdgeschoss und eine zum Dach hinauf. Carver lief nach oben und gelangte auf ein großes, blendend weißes Flachdach. Zwischen zwei Schornsteinen an den Dachecken war eine Wäscheleine gespannt. Carver band ein Ende los und rannte zum anderen.
    Er wollte sich gerade an der Seite des Hauses abseilen, als erbei einem Blick nach unten einen schwarz gekleideten Mann mit einer Pistole in der Hand von der Rückseite des Hauses in die Seitengasse einbiegen sah. Mit einem scharfen Ruck an der Leine probierte Carver, ob sie halten würde, dann band er das Ende zu einer Lassoschlinge.
    Vorsichtig spähte er über die Dachkante.
    Der Killer war jetzt nicht mehr weit weg, näherte sich leicht geduckt mit zögerlichen Schritten und schaute von rechts nach links in Türöffnungen nach seinem Opfer, selbst ebenfalls nervös mit einem Hinterhalt rechnend.
    Die Kopfhaltung war ideal, aber Carver würde nur eine einzige Chance haben. Er legte die Leine aus, um abzuschätzen, wie viel er brauchte. Als der Killer unten vorbeiging, ließ Carver die Schlinge hinab und versetzte ihr einen leichten Schwung, sodass sie über dem Kopf des Mannes pendelte, aber nicht so stark, dass sie die Luft in Bewegung brachte. Dabei betete er, der Mann möge nicht nach oben sehen. Der Killer war zwei Schritte an Carver vorbei, dann drei …
    Carver ließ die Leine zu ganzer Länge auslaufen, schwenkte sie an dem Mann vorbei und wieder zurück, senkte sie tiefer hinab, bis er ihm die Schlinge um den Kopf legen konnte, und zog daran.
    Da erst wurde der Killer sie gewahr.
    Er fuhr sich mit der linken an den Hals, um an der Schlinge zu zerren, blickte nach oben und zielte auf Carver, der jetzt vollkommen zu sehen war und ungeschützt an der Dachkante stand.
    Bevor der Killer schießen konnte, zog Carver die Schlinge weiter zu wie ein Henker den Galgenstrick. Jetzt war die Pistole vergessen. Sie landete am Boden, als der Mann mit beiden Händen an der Schlinge zerrte. Carver zog wieder und noch ein drittes Mal, um den Druck auf den Hals zu erhöhen, wasden Kehlkopf quetschte und sein Opfer zwang, rückwärts auf die Hauswand zuzutaumeln in der Hoffnung, der Leine Spiel zu geben. Doch Carver zog sie immer strammer, biss unnachgiebig die Zähne zusammen, während die Gegenwehr des Killers schwächer wurde und schließlich aufhörte. Der Körper am Ende der Leine sackte kraftlos zusammen. Vorerst war der Mann bewusstlos. Es würde ein paar Minuten dauern, bis der Tod eintrat, aber er war unausweichlich.
    Nun gebrauchte Carver die Leine für den ursprünglich gedachten Zweck und seilte sich daran in die Gasse ab. Er warf einen Blick auf das violette Gesicht des Killers und die herausgequollene Zunge.
    »Das war für Ginger«, sagte Carver. Er hob die Pistole auf und suchte in den Kleidertaschen nach dem zweiten Munitionsclip. Dann sah er sich um. Zehn Meter weiter die Gasse hinunter, am Hinterausgang eines Restaurants, stand ein Müllcontainer. Carver schleifte den Körper dorthin, hievte ihn hinein und deckte ihn mit stinkenden Küchenabfällen, leeren Flaschen und Kartons zu. An einem alten, ausrangierten Tischtuch wischte er sich die Hände ab, schloss den Containerdeckel und ging die Gasse entlang.
    Allein gegen vier und unbewaffnet, das hatte ihm gar nicht gefallen. Aber jetzt war er bewaffnet und der Feind hatte einen Mann verloren. Die Chancen entwickelten sich zu Carvers Gunsten.

3
    MI6-Zentrale, Vauxhall, London
    »Na schön, dann mal raus damit«, sagte Jack Grantham, als er in das Besprechungszimmer kam. »Was hat der grinsende Geldraffer jetzt wieder vor?«
    Er klatschte eine Akte auf den Tisch, zog sich seinen Stuhl so energisch darunter hervor, dass man einen Abgrund voll aufgestauter Gereiztheit ahnte, und setzte sich.
    Ein halbes Dutzend Kollegen hatten sich bereits eingefunden. Sie sahen sich mit hochgezogenen Brauen fragend an. Nachdem zehn Jahre lang die Leiter des MI6 im Grunde politische Posteninhaber gewesen waren, die sich jedes Wort genau überlegten, damit man ihnen nichts

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