Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)
Blick zeigte weder Genugtuung noch Mitleid, nicht einmal Erleichterung über seinen Tod. Sie empfand auch keine Befriedigung. Gemnans Leiden war viel zu schnell zu Ende gewesen, ihr eigenes Leid würde sie ihr Leben lang begleiten.
Jack packte sie am Arm und schüttelte sie, bis sie aus ihrer Benommenheit erwachte. »Wir müssen von hier verschwinden«, sagte er.
Der Kampf im Burghof war vorbei, aber die Ninja wussten, dass bald Verstärkung eintreffen würde. Zwei von ihnen waren gefallen, drei weitere verletzt, doch sie hatten wieder Hoffnung geschöpft.
»Vorwärts!«, befahl Shonin und ging voraus. Soke wurde von Hanzo gestützt.
Sie eilten über das Burggelände und geradewegs zu einem kleineren Tor im Osten. Dank Kajiyas Vorarbeit trafen sie auf wenig Widerstand. Die meisten Soldaten waren zur Verteidigung der südlichen Burgmauer abkommandiert worden. Als sie sich dem Tor näherten, erschütterte eine weitere Explosion den Erdboden. Die fünf Torwachen starrten wie gebannt auf die zum nächtlichen Himmel auflodernden Flammen.
Shonin marschierte entschlossen auf sie zu. »Schließt sofort das Tor!«, befahl er. »Wir werden von Ninja angegriffen.«
Die Wachen schreckten aus ihrer Trance hoch und drehten sich gehorsam um, um das Tor zu schließen. Shonin zog sein Schwert und schlug es der ersten Wache über den Rücken. Takamori übernahm die zweite und dritte Wache, Tenzen, der plötzlich hinter Shonin auftauchte, die vierte. Die letzte blieb Akiko überlassen. Sie streckte den Mann mit einem Faustschlag nieder. Zu töten vermochte sie einen anderen Samurai nicht. Tenzen schwieg. Sie würden sowieso längst über alle Berge sein, wenn der Mann das Bewusstsein wiedererlangte.
Inzwischen hatten Jack und Miyuki das Tor weit aufgeschoben und die Ninja verließen eilends die Burg, diesmal angeführt von Zenjubo. Sie tauchten in das Gewirr der schmalen Gassen ein und eilten in Richtung Stadttor. Als sie am Hauptplatz vorbeikamen, sah Jack betrunkene Samurai sinnlos durcheinanderrennen. Offenbar gab es niemanden, der noch nüchtern genug war, um sie anzuleiten. Unter dem Schutz des allgemeinen Chaos erreichten sie rasch das Haupttor von Maruyama. Shonin wandte dieselbe List an und wenig später waren die Torwachen überwältigt.
Sie nahmen die Straße mit den nackten Kreuzen. Bevor der Nebel sie einhüllte, warf Jack einen letzten Blick zurück. Aus dem Wachturm schossen die Flammen, er loderte hoch auf wie ein Scheiterhaufen und stürzte im nächsten Moment zusammen. Ein Funkenregen stieg zum Himmel auf. Inzwischen hatte ein Trupp betrunkener Samurai die Verfolgung der fliehenden Ninja aufgenommen. Doch am Haupttor angelangt, begannen sie plötzlich auf und ab zu hüpfen und vor Schmerzen zu schreien.
Tetsu-bishi.
Tenzen und Zenjubo hatten, bevor sie geflohen waren, noch die spitzen Krähenfüße ausgestreut. Einige mit Pfeil und Bogen bewaffnete, berittene Samurai erkannten die Falle allerdings rechtzeitig. Sie setzten mit ihren Pferden darüber und galoppierten weiter. Schon bald näherten sie sich den Ninja von hinten und schossen die ersten Pfeile.
»Zerstreuen!«, befahl Shonin.
Die Ninja teilten sich in Gruppen auf, die in verschiedene Richtungen in den Nebel hineinliefen. Akiko wollte sich bücken, um Kiyoshi auf den Arm zu nehmen, doch zu ihrem Erstaunen rannte der Junge wie ein Wiesel und hatte dabei genug Kraft, sie hinter sich herzuziehen.
Takamori, der stärkste Ninja, trug Soke auf den Schultern. Er rannte, so schnell er konnte, doch der Pfeil eines Samurai streckte ihn nieder. Sie stürzten beide. Soke kam auf die Knie, doch Takamori blieb reglos liegen. Der Pfeil hatte ihn von hinten mitten ins Herz getroffen.
Jack und Miyuki eilten Soke zu Hilfe. Doch schon näherte sich ein Reiter. Jack stützte Soke unter der einen Schulter, Miyuki unter der anderen. Mit vereinten Kräften stellten sie ihn auf die Beine und schoben ihn in Richtung Wald. Das Donnern der Pferdehufe kam näher und Pfeile sausten durch die Luft wie unsichtbare Jagdfalken. Nur der Nebel verhinderte, dass sie trafen.
»Lasst mich liegen«, stöhnte Soke. »Mit mir habt ihr keine Chance.«
» Jeder Weg hat seine Pfütze «, erwiderte Jack. Sie hasteten weiter, so schnell sie konnten.
Zenjubo tauchte vor ihnen auf und winkte sie zu sich.
»Man muss nur wissen, wie man ihr ausweicht«, sagte Jack.
Sie rannten zu Zenjubo, der gerade ein Seil durchtrennte, das im hohen Gras verborgen gelegen hatte. Aus dem Nichts schnellten
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