Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)
ihrer Worte sprach der Hass.
Jack starrte sie fassungslos an. »Ganz bestimmt?«
Miyuki nickte. »Sein hämisches Grinsen verfolgt mich bis in meine Träume.«
Jack wusste aus eigener Erfahrung, wie unerträglich es war, vor einem solchen Mann zu stehen.
»Ich kann dir das nachfühle n …«
»Warum hast du mich dann festgehalten?«
»Sein Geschrei hätte die ganze Burg aufgeweckt.«
»Ich hätte ihm die Kehle durchgeschnitte n …«
»Unser Auftrag ist nicht Mord«, erinnerte Jack sie. »Wir sollen den Clan retten!«
»Ich will Rache!« Tränen traten Miyuki in die Augen.
Jack nahm ihren Kopf behutsam in beide Hände und sah sie eindringlich an.
»Die größte Rache ist es, wenn wir die anderen befreien können.«
53
Verräter
»Warum habt ihr so lange gebraucht?«, fragte Momochi.
»Ein Nachtigallenboden«, sagte Jack nur. Miyukis Versuch, Gemnan zu töten, und ihren Fehltritt auf den Dielen erwähnte er nicht.
Tenzen fand den richtigen Schlüssel und schloss das Gitter auf. »Gib mir das Seil, Jack!«
Er ließ es in die Grube hinunter und stellte sich mit gespreizten Beinen daneben, um das Gewicht der herauskletternden Gefangenen halten zu können. Shonin kam als Erster, die anderen folgten ihm rasch. Der verletzte Soke brauchte Hilfe, Zenjubo sprang deshalb hinunter und nahm ihn auf die Schultern. Als Hanzo herauskam, umarmte Akiko ihn zu seiner großen Überraschung stürmisch. Doch es blieb keine Zeit für Erklärungen.
»Zieht den beiden Wachen die Uniformen aus«, befahl Shonin. Dann wandte er sich an Takamori, das Oberhaupt einer Ninjafamilie und bekannt für seine Körperkraft und sein kämpferisches Geschick. »Wir zwei verkleiden uns als Samurai. Zusammen mit Akiko bringen wir die anderen durch das Haupttor der Burg nach draußen.«
»Und die Torwache?«, fragte Tenzen.
»Zenjubo erkundet die Lage vom Dach aus. Ihr bleibt zunächst zurück, während wir drei zum Tor gehen. Du kannst dich zusammen mit Jack und Miyuki hinter uns verstecken. Auf mein Zeichen bringen wir die Wachen zum Schweigen und fliehen durch die Stadt in den Wald.«
Shonin schlüpfte in die Kleider des einen Samurai und wies mit einem Nicken auf den dritten, geknebelten Wächter. »Warum lebt er noch?«
»Ich musste Akiko versprechen, niemanden unnötig zu töten«, erklärte Tenzen.
Shonin sah seinen Sohn ungläubig an. »Du hast ein weicheres Herz als ich.« Er wandte sich an Akiko. »Deine Treue zu den anderen Samurai ist bewundernswert«, sagte er streng, »aber für unseren Clan geht es ums Überleben. Du musst dich jetzt entscheide n – bist du für oder gegen uns?«
Akiko blickte erst zu Hanzo, dann zu Shonin. »Für euch.«
»Gut.« Shonin steckte das Langschwert des Wächters in seinen Gürtel. »Sind alle bereit?«
Die anderen nickten wie ein Mann.
»Ihr wollt schon gehen?«, fragte eine höhnische Stimme.
Daimyo Akechi betrat den Hof in Begleitung von Gemnan, dessen bleiches Gesicht zu einem boshaften Grinsen verzerrt war. Im nächsten Augenblick hatte ein Trupp schwer bewaffneter Samurai die Ninja umzingelt.
»Ich freue mich sehr, dass ihr alle kommen konntet«, fuhr der Daimyo fort. »Genau nach Plan.«
»Was soll das heißen?«, schnaubte Shonin.
Der Daimyo machte eine Pause, um seinen Triumph auszukosten. »Ein kleines Vögelchen hat uns gezwitschert, dass ihr kommt.«
Miyuki senkte den Kopf vor Scham über ihren Fehler.
»Warum, glaubt ihr, hat Gemnan den Schlüssel zur Grube neben sein Kopfkissen gelegt? Der Nachtigallenboden hat sich wieder einmal bewährt. Eure Ninja konnten sich zwar in die Burg schleichen, sie aber nicht unentdeckt verlassen. Und das wird keiner von euch können, wenn eure Füße erst ans Kreuz genagelt sind!« Der Daimyo lächelte verächtlich und strich über die Spitzen seines Schnurrbarts. »Zugegeben: Ihr seid früher gekommen als erwartet. Man darf eben nicht alles für wahr halten, was man von einem Spion erfährt.« Er machte erneut eine Pause, um seine Worte auf die Ninja wirken zu lassen.
»Ein Spion?«, rief Momochi.
»Was für eine Ironie, nicht wahr? Ein Spion unter Spionen. Er hat uns die Lage eures Dorfes verraten und den besten Zeitpunkt für den Angriff genannt. Sogar die geplante Befreiung hat er uns mitgeteilt.«
Einen Augenblick schwiegen alle entsetzt. Dann stürzte Momochi sich wütend auf Jack.
»Du Verräter!«, schrie er und packte ihn am Hals.
»Nei n … Ihr seid doch der Verräter«, würgte Jack heraus und zerrte an den eisernen
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