Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Titel: Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradford Chris
Vom Netzwerk:
seufzte Saburo traurig.
    Inzwischen hatten sich Passagiere und Mannschaft vollzählig auf dem Deck versammelt und warteten ungeduldig auf den Beginn des ungleichen Zweikampfs. Wie Jack bemerkte, schlossen Händler und Höflinge bereits Wetten auf den Ausgang ab – und Yori war nicht der Favorit.
    Das Boot näherte sich dem kleinen Strand, der Ronin legte die Riemen ins Boot und sprang auf den Sand. Im nächsten Moment hatte er schon ein blutbeflecktes Schwert gezogen und wartete geduckt und breitbeinig auf Yori.
    »Jetzt zeig, was du kannst, Pilger!«, höhnte er.
    Yori stand auf, um seinen Gegner zum Strand zu folgen. Jack schlug das Herz bis zum Hals. Aber da ergriff Yori plötzlich einen Riemen und stieß das Boot ins Wasser zurück. Empört und vollkommen verwirrt sah der Ronin zu, wie sein Gegner ihn allein am Strand zurückließ.
    Yori ruderte seelenruhig zum Schiff zurück. »Da habt Ihr Eure Kostprobe, wie man den Gegner besiegt … ganz ohne Schwert!«

7
Seekrank
    Bei seiner Rückkehr an Bord klatschten die anderen ihm Beifall. Zutiefst beeindruckt von seiner friedlichen Lösung, umringten die Pilger ihn und baten ihn um seinen Segen. Die Händler und Höflinge stritten sich unterdessen um ihre Wetten – einige erklärten Yori für den eindeutigen Sieger, andere wandten ein, es habe ja überhaupt kein Zweikampf stattgefunden.
    »Was wird aus dem Ronin?«, fragte ein Matrose den Kapitän.
    Der Samurai lief wütend über den Strand und fuchtelte mit den Händen.
    »Ein anderes Schiff wird ihn aufnehmen …«, antwortete der Kapitän, »… irgendwann!«
    Er lachte dröhnend und befahl, den Anker zu lichten, und sie setzten die Überfahrt nach Shikoku fort.
    »Habt ihr das Gesicht des Ronin gesehen?«, kicherte Saburo, als Yori wieder bei seinen Freunden stand. »Als hätte er einen ganzen Fisch verschluckt.«
    Jack legte Yori die Hand auf die Schulter. »Ich habe mir wirklich schon Sorgen gemacht.«
    Yori lächelte schief. »Tut mir leid, aber mir ist keine andere Lösung eingefallen, wie wir den Ronin ohne Kampf vom Schiff runterkriegen.«
    »Deine List war eines Ninja würdig!«, sagte Miyuki. »Aber du hättest trotzdem eine Waffe mitnehmen sollen, nur für den Fall.«
    »Habe ich ja«, antwortete Yori und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. »Der Verstand ist die stärkste Waffe.«
    Jack musste grinsen. Yori wurde ihrem alten Zen-Lehrer Sensei Yamada von Tag zu Tag ähnlicher – nicht nur in seinem Verhalten, sondern auch an Weisheit.
    Sie fuhren weiter. Die Passagiere beruhigten sich wieder, dösten in der Sonne oder blickten über das glitzernde Wasser des Meeres. Jack und seine Freunde kehrten zu ihrem Platz am Bug zurück und vergewisserten sich, dass der Leinensack sicher zwischen ihnen verstaut war. Sie hätten sich keine Sorgen zu machen brauchen, die anderen Reisenden hielten respektvoll Abstand zu Yori und seinen Gefährten. Er hatte sich mit seinem ehrenhaften Verhalten an Bord großes Ansehen verschafft.
    Jack blickte zum fernen Horizont. Shikoku war noch nicht zu sehen. Angesichts der endlosen Wasserfläche vor ihm wurde ihm plötzlich ganz weh ums Herz. England lag zwei Jahre entfernt auf der anderen Seite der Erde, von Japan getrennt durch endlose Meere und furchtbare Stürme. Doch hier auf dem Meer fühlte er sich der Heimat näher als je zuvor. Wie er sich danach sehnte, wieder englischen Boden zu betreten – zu seiner Schwester Jess zurückzukehren und endlich nicht mehr ständig auf der Flucht zu sein. Ganz bestimmt betete seine Schwester auch jetzt noch, nach so vielen Jahren, um seine und seines Vaters sichere Rückkehr. Er hätte zu gern gewusst, was aus ihr geworden war, ganz ohne eine Familie, die sie beschützen und für sie sorgen konnte.
    »Mir ist so schlecht«, stöhnte Saburo. Er hatte den Kopf in die Hände gestützt.
    Jack genügte ein kurzer Blick auf das grünliche Gesicht des Freundes. »Du bist seekrank. Steh auf und halte den Blick auf den Horizont gerichtet.«
    Saburo erhob sich schwankend und lehnte sich an die Reling. Jack zog eine Kalebasse aus der Tasche und hielt sie ihm hin. »Du musst viel Wasser trinken.«
    Saburo nahm einen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Oh«, stöhnte er, »wenn doch das Deck aufhören würde, sich zu bewegen.«
    »Das ist noch gar nichts!«, lachte Jack. »Warte, bis wir erst in einen Sturm geraten. Dann schwankt das Deck noch ganz anders. Der Himmel wird zum Meer und du weißt nicht

Weitere Kostenlose Bücher