Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
mehr, wo oben und unten ist.«
Saburos Zustand schien sich noch zu verschlechtern. »Wie hast du das bloß zwei Jahre lang ausgehalten?«
»Keine Sorge«, Jack klopfte ihm sanft auf den Rücken, »nach drei Tagen hat dein Körper sich an die Bewegung gewöhnt und dir ist nicht mehr übel.«
Saburo riss entsetzt die Augen auf. »Drei Tage! Gibt es denn nichts, was man davor schon tun kann?«
Das Schiff richtete sich auf einer Welle auf, und er erbrach sich.
»Doch«, sagte Jack und trat einen Schritt zurück, um nicht getroffen zu werden. »Dreh dich vom Wind weg!«
Er überließ Saburo seiner Übelkeit und setzte sich neben Yori und Miyuki.
»Wird er sich wieder erholen?«, fragte Yori.
Jack nickte. »Ihm wachsen gerade Seebeine.«
Miyuki sah sich nachdenklich um, dann beugte sie sich zu Jacks Ohr vor. »Ich habe mit Yori gesprochen. Warum fahren wir nicht einfach mit dem Schiff nach Nagasaki, statt zu Fuß zu gehen? Wir könnten die Samuraipatrouillen vermeiden und die Kontrollen auf den Straßen und alle möglichen anderen Hindernisse.«
Jack dachte nach. Der Vorschlag leuchtete ihm ein. Allein war eine solche Seereise unmöglich. Kein Kapitän, der bei Trost war, hätte freiwillig einen Ausländer mitgenommen, dazu war die Angst vor dem Zorn des Shogun zu groß. Aber wenn seine Freunde ihn versteckten und beschützten … »Reicht unser Geld denn für eine so weite Reise?«
»Keine Ahnung«, gestand Yori. »Vielleicht können wir uns die Reise ja durch Arbeit verdienen.«
»Oder wir leihen uns ein Boot aus«, schlug Miyuki mit einem listigen Grinsen vor. »Du kannst doch segeln, Jack, und du könntest es uns beibringen. Mit einem Schiff wie diesem kämen wir sogar bis England!«
Jack musste lachen, doch dann schüttelte er bedauernd den Kopf. »Dafür liegt das Schiff zu tief im Wasser. Auf dem offenen Meer würde es volllaufen. Um einen Sturm auf offener See zu überstehen, bräuchten wir ein Schiff, das mindestens drei Mal so groß ist.«
»Vielleicht finden wir ja im nächsten Hafen ein größeres«, beharrte Miyuki, die nicht so leicht aufgeben wollte.
Jack musste über ihre Entschlossenheit lächeln. »Das ist leider nicht so einfach. Wir müssten riesige Strecken zurücklegen, ohne an Land gehen zu können, und bräuchten Proviant für mehrere Monate. Nicht nur für uns, sondern für eine ganze Besatzung, weil wir ein Schiff dieser Größe nicht allein steuern könnten. Die Alexandria hatte hundert Mann an Bord und über tausend Tonnen Vorräte. Wenn wir eine solche Reise lebend überstehen wollen, bräuchten wir eine Galeone – und da der Shogun alle Ausländer aus Japan verbannt hat, finden wir die höchstens in Nagasaki.«
Miyuki sah ihn enttäuscht an, und es tat Jack leid, dass er an ihrer Idee kein gutes Haar gelassen hatte. Aber das waren die Fakten, wenn man die Welt umsegeln wollte.
»Aber wir könnten trotzdem mit dem Schiff nach Nagasaki fahren«, sagte er tröstend. »Dazu sollten wir allerdings wissen, welche Richtung wir einschlagen müssen.«
In diesem Augenblick kam ein Matrose auf sie zu.
»Mit den Empfehlungen des Kapitäns«, sagte er und stellte ein großes Tablett vor sie hin. Darauf lagen, in dünne Streifen geschnitten, frisch gefangene Brassen und zwei Makrelen, außerdem als Gewürze sauer eingelegter Ingwer und Sojasauce.
»Danke«, sagte Yori mit einer Verbeugung. Der Matrose wollte gehen, doch Yori hielt ihn an. »Wie kommen wir mit dem Schiff am besten nach Nagasaki?«
Der Matrose überlegte einen Moment. »Wenn ihr eure Wallfahrt abkürzt, könntet ihr von Yawatahama im Süden aus den Bungokanal nach Sagaseki überqueren. Aber dann hättet ihr noch einen langen Marsch durch Kyushu vor euch.«
»Gibt es keinen direkteren Weg per Schiff?«
Der Matrose pfiff durch die Zähne. »Ihr müsstet das ganze Seto-Binnenmeer entlangfahren und noch weiter. Das ist gefährlich. Aber wenn Wind und Gezeiten günstig stehen, wärt Ihr natürlich viel schneller am Ziel.«
Er blickte zum Horizont. Dort war inzwischen als ferner Streifen Shikoku zu sehen. »Wenn wir in Imabari anlegen, nehmt ein Schiff, das auf dem Seto-Binnenmeer nach Westen fährt und durch die Kammon-Straße zum Japanischen Meer. Von dort fahrt ihr an der Küste entlang nach Südwesten bis nach Nagasaki.«
»Fährt dieses Schiff auch dorthin?«, fragte Jack hoffnungsvoll. Er hielt das Gesicht unter der Krempe seines Huts verborgen.
Der Matrose lachte. »Kaum! Es gibt auf dieser Strecke mehr Piraten
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