Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
als auf dem Binnenmeer hier Stechmücken.« Er zeigte auf eine kleine, rot-weiß-gestreifte Fahne, die am Heck ihres Schiffs flatterte. »Seht ihr die? Der Kapitän zahlt den Piraten Geld, damit sie ihn nicht überfallen. Die Fahne garantiert uns eine sichere Fahrt – aber nur zwischen Tomo und Shikoku. Ihr müsst euch in Imabari ein anderes Schiff suchen.«
Er beugte sich über Yori. »Aber seid gewarnt – dort zu fahren ist lebensgefährlich. Ich habe Geschichten von menschenfressenden Seedrachen gehört!«
Er ging und die Freunde blieben mit erschrockenen Gesichtern zurück.
»Vielleicht sollten wir doch lieber zu Fuß gehen«, meinte Yori und schluckte ängstlich.
»Der will uns doch nur Angst machen«, erwiderte Miyuki. Doch auch sie wirkte verstört. Fragend sah sie Jack an. »Es gibt doch keine Seedrachen, oder?«
Jack war auf dem Meer vielen seltsamen Geschöpfen begegnet und konnte verstehen, warum manche Menschen an Seedrachen glaubten. Aber er hatte selber noch keinen gesehen. »Unsere Hauptsorge wären die Piraten. Wir müssten ein Schiff mit einer Fahne finden.«
»Das außerdem schnell ist, falls wir einem Drachen begegnen«, fügte Yori hinzu.
Jack versuchte, das Gespräch von dem Drachen wegzulenken, und bot Saburo das Tablett mit Fisch an. »Möchtest du etwas essen?«
Saburo, der beim Essen sonst immer der Erste war, schüttelte nur matt den Kopf.
»Aber Ingwer beruhigt den Magen«, drängte Jack. Doch Saburo begann wieder zu würgen und streckte den Kopf über die Reling.
8
Krieg gegen die Piraten
Ihr Schiff näherte sich dem Hafen von Imabari. Vor ihnen ragte eine Burg auf, senkrecht stiegen die Mauern der gewaltigen Anlage aus dem Wasser. Der Burgfried – ein strahlend weißer Turm mit einem schiefergrauen, geschwungenen Dach – war fünf Stockwerke hoch und erlaubte einen ungehinderten Blick über das Meer. Wie ein bewaffneter Posten stand die Burg am Eingang des Hafens.
»Das ist Mizujiro«, erklärte der Dichter, der bemerkt hatte, wie sehr der Anblick Yori und seine Gefährten beeindruckte. »Daimyo Moris berüchtigte Burg im Meer, die die Kurushima-Straße bewacht.«
Jack spürte einen harten Knoten im Magen. Wo eine solche Burg stand, gab es auch viele Samuraipatrouillen – und sie fuhren geradewegs auf sie zu.
»Seht mal! Ein Teil der Burg schwimmt weg!«, rief Miyuki erstaunt.
Jack blickte auf und sah, wie sich auf der östlichen Seite ein hölzerner Mauerabschnitt von der Burg löste. Doch als sie näher kamen, stellten sie fest, dass es sich bei der schwimmenden Mauer um etwas ganz anderes handelte.
»Das ist ein atake-bune«, bemerkte der Dichter grimmig. »Ein Kriegsschiff von Daimyo Mori.«
Jack verstand, warum Miyuki das riesige Schiff zunächst für einen Teil der Burgmauer gehalten hatte. Es sah genauso aus. Es bestand aus vier Wänden aus massivem Holz, die ein kastenförmiges, uneinnehmbares Gehäuse bildeten. An den Längsseiten waren in zwei Reihen rautenförmige Luken angeordnet, durch die Kanonen, Musketen und Bögen abgefeuert werden konnten. Eine Kabine auf dem Oberdeck, die an ein kleines Haus erinnerte, vervollständigte den Eindruck des Bollwerks.
Die einzigen Hinweise, dass es sich überhaupt um ein Schiff handelte, waren ein hoher Mast und der Wald von Riemen, der von einem unsichtbaren, tiefer gelegenen Deck vorstand. Die Ruderer waren hinter einer Schutzwehr aus Bambus unmittelbar über der Wasserlinie verborgen.
Während das Kriegsschiff sich von der Burg entfernte, wurde ein großes, rechteckiges Segel gehisst. Auf seiner Mitte prangte ein Wappen in Form einer goldenen Muschel. Die rhythmischen Schläge einer Trommel hallten wie der Herzschlag eines Ungeheuers über das Wasser. Bei jedem Schlag tauchten die Riemen ein, gefolgt von dem Ächzen und Keuchen von achtzig Ruderern, die sich verzweifelt abmühten, das Ungeheuer vorwärtszubewegen.
Der Kapitän ihres Schiffes war bemüht, dem Kriegsschiff nicht zu nahe zu kommen. Ein atake-bune wurde für die Schlacht gebaut, steuern ließ es sich kaum. Wenn es erst einmal Fahrt aufgenommen hatte, hielt es für nichts und niemanden an.
In seinem Kielwasser folgten einige kleinere Schiffe. Drei davon waren ähnlich gebaut; diese seki-bune waren ähnlich stark bewaffnet, aber nur halb so groß und hatten einen spitz zulaufenden Bug, an dem ein aufgerolltes Seil hing. Am Rand des offenen Decks waren dreißig Samurai postiert, bewaffnet mit Bögen, Musketen und einem halben Dutzend Kanonen. Vier
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