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Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Titel: Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradford Chris
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keine Flagge gehisst?«, fragte er.
    »Die Piraten verlangen zu viel Geld«, erwiderte der Kapitän entrüstet. »Außerdem sieht das Schiff nicht aus, als gäbe es hier viel zu holen.«
    Jack musste an die übergroße Ladung an Bord denken und überlegte, ob das Schiff die Piraten nicht gerade wegen seines unattraktiven Aussehens anzog. Es war deutlich, dass dem Kapitän offenbar mehr am Profit lag als am Schutz. Zum Glück waren nirgends Piratenschiffe zu sehen. Die bewaldeten Hänge des Berges von Omishima kamen näher. Jack ließ den Blick über die felsige Küste wandern. Einen Hafen sah er nicht.
    »Nimm Kurs auf Nordwest«, befahl der Kapitän und zeigte auf eine Lücke zwischen einer Landzunge und einer kleinen Insel. »Aber nimm dich vor diesem Felsen in Acht. Es gibt hier eine tückische Strömung, die dich hinüberzieht, wenn du nicht aufpasst.«
    Jack lehnte sich gegen die Pinne, bis der Bug des Goldenen Tigers genau auf die Mitte der Lücke zeigte. Das Segel begann im Wind zu flattern.
    »Sollten Eure Leute nicht das Segel trimmen?« Jack wusste, dass ein neuer Kurs auch eine andere Stellung des Segels erforderlich machte, wollte man den Wind am besten ausnutzen.
    »Die taugen nichts«, erwiderte der Kapitän verächtlich. »Die könnten die Windrichtung nicht einmal bestimmen, wenn er ihnen direkt ins Gesicht blasen würde!«
    Er befahl den Matrosen, die Schoten anzuholen. Lustlos gehorchten die Männer. Das Segel hörte auf zu flattern und der Goldene Tiger nahm Fahrt auf.
    »Warum sie dann überhaupt anheuern, wenn sie nichts können?«, fragte Jack erstaunt.
    »Weil sie billiger sind als echte Matrosen!« Der Kapitän lachte. Sie umrundeten die Landzunge und er übernahm das Steuer wieder.
    Eine geschützte Bucht kam in Sicht. Der Wind ließ nach und der Goldene Tiger trieb auf einen langen, vom Ufer vorspringenden Steg zu. Über dem Steg wölbte sich auf leuchtend roten Säulen ein geschwungenes Dach aus grünen Ziegeln. Jack war überrascht. Wie kam ein bescheidenes Fischerdorf zu einer so prächtigen Anlegestelle?
    Da hörte er, wie Yori ein andächtiger Seufzer entfuhr.
    Auf der Landzunge stand der Bucht zugewandt ein prächtiger rot-goldener Tempel.

10
Der Geist des Ninjutsu
    »Wollt ihr nicht dem Schrein eure Aufwartung machen?«, fragte der Kapitän, der nicht verstand, warum seine Passagiere nicht ausgestiegen waren. »Wir brauchen sowieso eine Zeit lang, bis wir alles ausgeladen haben.«
    So ungern Jack und seine Freunde das Schiff verließen, sie mussten sich der Tradition beugen und die frommen Pilger spielen, wenn sie keinen Verdacht erregen wollten. Bei allen Vorbehalten war Saburo natürlich froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, und Yori begeistert über die Gelegenheit, einen so berühmten Tempel zu besuchen.
    »Der Oyamazumi gehört zu den ältesten Shinto-Schreinen Japans«, erzählte er aufgeregt, als sie die Anlegestelle entlang und durch das erste Tempeltor gingen. »Einige Mönche nennen ihn ›Sitz der Götter‹, und Sensei Yamada meinte, ich müsste ihn unbedingt wenigstens ein Mal im Leben besuchen.«
    Sie stiegen die steinernen Stufen hinauf. Auch Jack war von dem Tempel beeindruckt. An der bewaldeten Flanke der Landzunge gelegen, thronte er wie eine alte Gottheit über der Bucht. Die leuchtend rot bemalten und mit großen eisernen Bolzen besetzten Wände erinnerten an den Brustpanzer eines Kriegers. Der vergoldete Dachvorsprung glänzte in der späten Abendsonne. Die große Gebetshalle wurde von einem grünen Giebeldach bekrönt, dessen Ecken mit goldenen shachihoko verziert waren – Wasserspeier mit dem Rumpf eines Karpfens und dem Kopf eines Drachen.
    Die vier falschen Pilger stiegen den gewundenen breiten Weg zum Innenhof des Schreins hinauf. Dort wuchs ein gewaltiger Kampferbaum. Sein uralter knorriger Stamm trug ein üppiges grünes Blätterdach mit unzähligen weißen Blüten, die kurz davor standen, aufzugehen. Während sie unter seinen Ästen hindurchgingen, flüsterte Yori ehrfürchtig: »Dieser Baum wurde von Jimmu Tennō persönlich gepflanzt – dem ersten Kaiser von Japan!«
    Jack begann zu verstehen, was der Tempel für seinen Freund bedeutete. Der Kaiser galt als lebender Gott und ein von ihm gepflanzter Baum bedeutete einen großen geistigen Reichtum.
    Yori führte sie zu einem Brunnen in einem kleinen, überdachten Pavillon. Aus einem Drachenkopf sprudelte Süßwasser in ein steinernes Becken. Yori legte seinen Pilgerstock weg, nahm eine

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