Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
schließen, dass sie mit dem Schiff entkommen waren, und nicht ruhen, bis er Jack gefangen genommen hatte.
Wenigstens war dann Akiko vor ihm sicher, an der Kazuki sich dafür rächen wollte, dass sie ihm die rechte Hand verkrüppelt hatte.
Jack legte die Hand auf die Brust und spürte Akikos Perle an seinem Herzen. Sie steckte immer noch an der Innenseite seines Jackenaufschlags. Dort war sie sicher, und sie zu spüren, beruhigte ihn. Er blickte auf und suchte nach Spika, einem der hellsten Sterne am nächtlichen Himmel. Er hatte ihn Akiko damals gezeigt, als sie abends allein im Südlichen Zen-Garten gewesen waren. Die Erinnerung ließ ihn unwillkürlich lächeln und er hoffte, dass Akiko den Stern auch manchmal betrachtete und dabei an ihn dachte.
»Sprichst du immer noch mit den Geistern?«, fragte Miyuki mit einem verschmitzten Grinsen.
Jack schreckte aus seinen Träumen hoch. Miyuki besaß die verstörende Fähigkeit eines Ninja, sich absolut lautlos zu bewegen. Der Wind frischte auf. Miyuki trat dichter neben ihn und sah ihn mit ihren nachtschwarzen Augen unverwandt an. Jack wusste, dass sie ihn mochte, und fragte sich, was sie wohl als Nächstes tun würde …
»Ist es nicht gefährlich, nachts auf dem Meer unterwegs zu sein?«
»Nein … nicht wenn man das Meer kennt«, erwiderte Jack und fasste sich wieder. »Natürlich bleibt immer ein Risiko. Aber der Kapitän will wahrscheinlich nicht von den Piraten gesehen werden.«
»Möglich. Oder …« Miyuki senkte die Stimme und blickte sich um, aber kein Matrose war zu sehen. »… er betreibt einen illegalen Handel.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Jack.
»Im Frachtraum habe ich versteckt unter den Kisten mit den Töpferwaren Ballen mit feinster Seide entdeckt. Offenbar will er keine Hafensteuer zahlen. Und das könnte für uns zu einem Problem werden.«
Jack überlegte. »Warum? Ist es nicht eher ein Vorteil für uns, wenn er nichts mit den Behörden zu tun haben will?«
»Vielleicht«, räumte Miyuki ein. »Andererseits könnten seine betrügerischen Machenschaften Aufmerksamkeit auf uns lenken.«
Jack nickte. »Lass uns das morgen früh mit den anderen besprechen …«
Ein Schrei gellte durch die Nacht. Ein Matrose zeigte mit zitternder Hand nach Backbord.
»Fuma!, schrie er mit vor Panik verzerrtem Gesicht. »Winddämonen.«
12
Hart am Wind
Aus der Nacht tauchte ein weißes Segel mit einer aufgemalten riesigen, schwarzen Spinne auf. Das Schiff war doppelt so groß wie ihres und hatte ein zusätzliches Vorsegel gesetzt, um schneller zu sein. Es hielt geradewegs auf sie zu. Die Matrosen gerieten in Panik und krochen unter Kisten, um sich zu verstecken. Der Kapitän stand wie angewurzelt auf dem Deck und starrte der unheilschwangeren Erscheinung ungläubig und voller Angst entgegen.
Jack hielt einen Matrosen fest. »Was sind Winddämonen?«
»N-n-ninja-Piraten«, stotterte der Mann. Sein Gesicht leuchtete im Mondlicht bleich wie das eines Geistes. »Winddämonen fressen ihre Opfer bei lebendigem Leibe!«
Jack beachtete ihn nicht weiter, sondern wandte sich wieder an Miyuki. »Wenn das Ninja sind, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wir zeigen ihnen einfach das Drachensiegel.«
Jack legte die Hände zu dem geheimen Handzeichen aneinander, das der Großmeister ihm beigebracht hatte und das alle Ninja zu Freundschaft und gegenseitiger Hilfe verpflichtete.
Miyuki schüttelte ernst den Kopf. »Das gilt nicht für den Fuma-Clan. Seine Angehörigen sind mehr Piraten als Ninja.« Sie starrte dem näher kommenden Schiff finster entgegen. »Die Fuma sind nach den Samurai die schlimmsten Feinde der Ninja.«
Das Schiff mit dem Spinnensegel holte rasch auf. Wenn der Kapitän nicht rasch ein Ausweichmanöver einleitete, würden die Piraten sie rammen und entern.
»Was sollen wir tun?«, fragte Yori, der mit dem seekranken Saburo an die Reling getreten war.
»Wir müssen ihnen davonfahren«, erklärte Jack.
»Mit diesem Kasten?«, ächzte Saburo. »Aussichtslos!«
»Wenn man richtig mit ihm umgeht, ist er schneller als der Wind«, sagte Jack. Vorausgesetzt, der ramponierte Rumpf und die morschen Taue halten es aus, dachte er. Aber das sagte er seinen Freunden nicht. »Fangt ihr doch schon mal damit an, Kisten und Bambus über Bord zu werfen. Wir müssen das Gewicht der Ladung verringern.«
» NEIN !«, brüllte der Kapitän. »Die Kisten gehören mir.«
»Sie nützen Euch nichts mehr, wenn Ihr erst tot seid«, rief Jack. Er eilte zum
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