Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
Trauer und Bestürzung über den Tod des Matrosen. Einen so schrecklichen, qualvollen Tod hatte niemand verdient.
Die drei überlebenden Gefangenen wurden wieder in den Käfig gestoßen. Saburo trat zu seinen Freunden, die ihn mit offenen Armen willkommen hießen. Der Kapitän, der vor Glück grinste, setzte sich dankbar in seine Ecke. Der japanische Seemann dagegen sackte gleich an der Tür zusammen. Auf seinem Gesicht breitete sich derselbe Ausschlag aus, seine Glieder zuckten und sein Atem ging schwer.
»Ach du meine Güte«, rief Schädelgesicht in gespielter Bestürzung. »Offenbar hat der Koch bei der Zubereitung des Fugu geschlampt.«
Er fing an zu lachen, ein grausames, meckerndes Lachen, das immer schriller wurde, während die Erleichterung auf den Gesichtern Saburos und des Kapitäns in Entsetzen umschlug. Schädelgesicht entfernte sich mit seinen Kumpanen und überließ die drei Gefangenen ihrem Schicksal.
Der Kapitän begann zu heulen, als ihm die Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst wurde. »Nein … nein … nicht ich … Ich will nicht sterben.«
Der japanische Seemann lag bewegungslos da und atmete nicht mehr.
»Ich spüre meine Zunge nicht mehr«, sagte Saburo erschrocken.
Sofort griff Miyuki nach dem Krug mit Meerwasser und hob ihn an Saburos Lippen.
»Trink!«
Saburo sah sie verwirrt an, aber sie drückte den Krug an seine Lippen und zwang ihn, einige Schlucke zu trinken. Saburo erbrach das Wasser sofort wieder.
»Was machst du da?«, rief Jack und wollte dem Freund zu Hilfe eilen.
»Trink noch mehr!«, befahl Miyuki und setzte den Krug wieder an. »Wenn wir das Gift aus seinem Magen spülen, überlebt er vielleicht.«
Saburo würgte wieder und diesmal kamen kleine Stückchen des halb verdauten Fischs heraus.
Der Kapitän in seiner Ecke schluchzte laut. »Ich will nicht … sterben … ich will nicht …«
»Steckt Euch die Finger in den Hals«, riet Miyuki ihm, aber der Kapitän war so mit Jammern beschäftigt, dass er sie nicht hörte.
Saburo war nicht mehr bei vollem Bewusstsein und Jack und Yori halfen ihm, sich hinzulegen. Sie zogen ihn in den hinteren Teil des Käfigs, drehten ihn auf die Seite und Yori rollte sein Pilgertuch zu einem provisorischen Kopfkissen zusammen. Miyuki steckte die Hände in die Falten ihrer Kleider und fand nach einigem Suchen einen kleinen Beutel, den die Winddämonen ihr nicht abgenommen hatten. Sie öffnete ihn und holte ein in ein Stück Papier eingewickeltes schwarzes Täfelchen heraus.
»Haltet seinen Kopf hoch«, wies sie Jack und Yori an.
Saburos Atem ging mühsam, sein Kopf lag schwer in Jacks Händen. Plötzlich begann er zu zucken.
»Bei der Liebe Buddhas, bleibe bei uns«, flehte Yori. Tränen liefen ihm über die Wangen.
Die Zuckungen ließen nach und Saburo drehte den Kopf ein wenig in Yoris Richtung. »Ich … gehe … nirgendwohin … Yori.«
»Schluck das«, befahl Miyuki und steckte ihm das schwarze Täfelchen in den Mund.
»Das schmeckt … eklig«, stöhnte Saburo.
»Natürlich, es ist ja auch Holzkohle. Sie bindet das Gift und verhindert, dass dein Körper es weiter aufnimmt. Schluck sie hinunter, bevor du auch dazu zu schwach bist.«
Saburo zerbiss die Holzkohle. Vom anderen Ende des Käfigs kam ein dumpfer Schlag. Der Kapitän war umgekippt. Er hatte die Hände in seine Brust gekrallt.
Jack und Yori legten Saburos Kopf behutsam wieder auf das Tuch. Saburo verzog die zuckenden Lippen zu einem traurigen Lächeln.
»Ich wünschte … ich wäre … jetzt seekrank …«, brachte er mühsam hervor.
Yori kniete sich neben ihn, legte die Hände aneinander und begann leise zu beten.
Jack sah Miyuki an. »Können wir denn sonst nichts für ihn tun? Die Ninja verwenden dieses Gift doch – habt ihr kein Gegenmittel?«
Miyuki schüttelte ernst den Kopf. »Gegen Fugu ist kein Mittel bekannt. Aber Saburo ist stark. Wir können jetzt nur abwarten und beten.«
18
Der junge Pirat
Saburo blickte zu Jack auf. Er wirkte geradezu friedlich, aber Jack wusste, dass das eine Wirkung des Gifts war. Es lähmte nach und nach die Muskeln, hatte Miyuki erklärt. Das Opfer blieb bei vollem Bewusstsein, bis die Lungen den Dienst versagten und es qualvoll erstickte. Genau deshalb verwendeten die Ninja das Gift so gern bei ihren Anschlägen.
»Kriegst du noch Luft?«, fragte Jack.
Saburo zwinkerte zweimal. Ja.
»Bewege die Zehen.«
Jack blickte auf Saburos Füße, aber die Zehen bewegten sich nicht.
»Sehr gut«, log er. Saburo
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