Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
zurück. Dann riss er ihm den Kopf nach oben und drückte ihm den Mund auf. Schädelgesicht spießte mit der Messerspitze vorsichtig eine Scheibe Fugu auf und ließ sie dem Mann in den Mund fallen. Anschließend hielt er ihm den Mund zu. Der Matrose würgte und schluckte den Fisch schließlich unzerkaut hinunter. Tiger ließ ihn wieder los.
Schicksalsergeben nahm der japanische Seemann das nächste Stück und kaute genießerisch darauf, obwohl er wusste, dass es womöglich seine letzte Mahlzeit war.
Drei Scheiben waren gegessen und der Kapitän versuchte, Zeit zu schinden. Er hoffte ganz offensichtlich darauf, dass sich bei einem der anderen Gefangenen verräterische Symptome zeigten, bevor er das letzte Stück vertilgen musste.
»Das bringt nichts«, sagte Schädelgesicht. »Die Wirkung zeigt sich erst nach einer Weile.«
Erst auf die gewaltsame Aufforderung des Piraten mit den gekreuzten Schwertern hin aß der Kapitän die letzte Scheibe. Anschließend starrten die vier Gefangenen einander stumm an und warteten schreckensstarr darauf, dass sich bei einem der anderen die tödlichen Anzeichen zeigten … was bedeuten würde, dass sie selber überlebt hatten. Die Piraten schlossen unterdessen Wetten auf den Ausgang ab.
»Ich wette drei Silberstücke darauf, dass der Dicke abkratzt«, sagte Schädelgesicht.
»Vier Silberstücke auf den Kapitän«, rief der Pirat mit den Schwertern und klopfte seinem Schützling aufmunternd auf die Schulter.
Das makabre Schauspiel zog immer mehr Piraten an und weitere Wetten wurden abgeschlossen. Die vier Gefangenen wurden vor Angst immer blasser. In dem Magen von einem von ihnen wanderte das Gift langsam ins Blut, und das nur, damit die Winddämonen ihren Spaß hatten.
»Meine Lippen kribbeln!«, rief Saburo auf einmal und sah Miyuki entsetzt an.
Das Wetten unter den Piraten erreichte auf diese Ankündigung hin einen fieberhaften Höhepunkt
»Das ist normal«, beruhigte Miyuki ihn. »Deshalb essen die Leute ja überhaupt Fugu.«
Saburo beruhigte sich ein wenig, aber Jack merkte, dass er dicht davor stand, hysterisch zu werden.
»Schluss mit Wetten«, rief Schädelgesicht. Die Ninja-Piraten setzten sich und begannen zu warten.
Noch zeigte kein Gefangener Symptome einer Vergiftung, und Jack begann zu hoffen, dass Schädelgesicht ihnen nur einen bösen Streich gespielt hatte. Aber die Piraten hatten nicht zum Spaß gewettet, dachte er resigniert, sondern in vollem Ernst. Er durfte sich keine Hoffnungen machen.
Der japanische Seemann stocherte in seinen Zähnen herum und sein blutiges Zahnfleisch wurde sichtbar. Die Piraten begannen aufgeregt zu tuscheln, aber Jack wusste, dass der Grund dafür wahrscheinlich Unterernährung war und keine Vergiftung.
Die Zeit verging.
Jack umklammerte die Gitterstäbe und sagte leise: »Dir wird nichts passieren, Saburo, ganz bestimmt nicht.«
Saburo warf Jack einen schicksalsergebenen Blick zu und versuchte ein tapferes Lächeln. »Meine Mutter hat immer gesagt, mein Appetit würde mir eines Tages noch zum Verhängnis werden.«
»Seht mal!«, rief Schlange aufgeregt. »Meiner gewinnt.«
Auf der Haut des Matrosen, auf den er gewettet hatte, breitete sich ein leuchtend roter Ausschlag aus. Alle betrachteten den Pechvogel.
Der Matrose merkte, dass ihn alle ansahen, und blickte an sich hinunter. Als er den Ausschlag sah, brach ihm der Schweiß aus und er griff sich mit den Händen an den Hals.
»Wasser!«, flehte er. »Meine Kehle brennt.«
Er wollte aufstehen, aber die Beine gaben unter ihm nach und er brach zusammen. Seine Glieder gehorchten ihm nicht mehr und er wand sich in zuckenden Krämpfen.
»Bi-itte … helft … mir … atmen …«
Dann konnte man nicht mehr verstehen, was er sagte. Er begann zu zappeln wie ein Fisch auf dem Trockenen. Während er vor den Augen der anderen starb, machte sich unter den übrigen Gefangenen Erleichterung breit.
»Gott sei Dank hat es nicht mich getroffen!«, rief der Kapitän und sprang auf.
Die Bewegungen des Matrosen wurden immer schwächer und hörten schließlich ganz auf. Nur ein gelegentliches Zucken des Lides verriet, dass er noch lebte. Er atmete ein letztes Mal schaudernd ein, dann trat ein glasiger Blick in seine Augen.
Schlange und einige andere Piraten feierten ihren Sieg, die anderen verfluchten ihr Pech und gingen auseinander. Jack war von den widersprüchlichsten Gefühlen hin- und hergerissen – einerseits Freude darüber, dass Saburo überlebt hatte, andererseits
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