Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
tun.«
Sie klatschte in die Hände und zwei Diener zogen einen Vorhang auseinander. Dahinter kam ein langer, niedriger Tisch zum Vorschein, der zum Abendessen gedeckt war. Laternen erleuchteten den zur Seite hin offenen Raum und brennende Räucherstäbchen hielten die Stechmücken fern. Zwischen Schalen mit dampfendem weißem Reis standen Teller mit exotischen Fischen, deren Fleisch in allen Regenbogenfarben leuchtete – Weiß, Gelb, Rosa, Rot und Schwarz.
Tatsumaki bedeutete ihnen, Platz zu nehmen. Jack setzte sich zwischen den stämmigen Captain Kujira und seinen Entführer Captain Kurogumo. Während die Gäste es sich auf ihren Kissen bequem machten, schenkten die Diener ihnen Wasser und warmen Sake ein.
»Itadakimasu«, rief die Piratenkönigin und hob ihren Becher. »Wir danken dem Meer für das, was es uns gibt … und den Handelsschiffen für alles andere!«
»Itadakimasu!«, riefen die Kapitäne und hoben ebenfalls ihre Becher.
Dann nahmen sie ihre Essstäbchen auf und begannen zu tafeln. Die Mahlzeit war noch nicht weit fortgeschritten, da ertönte hinter ihnen ein schriller Schrei und Sarus rotes Gesicht tauchte an einem Fenster auf. Der Affe hüpfte herein und sprang Jack auf die Schulter. Er machte kosende Laute an seinem Ohr und fuhr ihm wieder mit den Fingern durch die Haare. Die Piratenkapitäne lachten über die zur Schau gestellte Zuneigung.
»Ich habe noch nie erlebt, dass Saru einen Fremden so mag«, sagte Captain Kujira und schob sich eine rote Scheibe Thunfisch in den Mund.
»Au!«, rief Jack. Saru hatte ihn an den Haaren gezogen. Er wollte den lästigen Affen wegschieben. »Lass mich gefälligst in Ruhe!«
»Du kannst von Glück sagen, dass er dich mag«, meinte Captain Wanizame. »Anderen Gefangenen kratzt er die Augen aus.«
Erschrocken hörte Jack auf, sich gegen den Affen zu wehren, und ließ ihn mit seinen Haaren spielen. Doch jedes Mal, wenn er ein Stück Fisch oder etwas Reis zum Mund führte, geriet Saru außer Rand und Band und fuchtelte mit seinen dünnen Ärmchen.
»Er hat Hunger, gib ihm das«, sagte Tatsumaki und reichte Jack eine kleine Pflaume.
Saru nahm die Frucht und untersuchte sie eingehend. Dann tunkte er sie in Jacks Becher und steckte sie sich in den Mund. Jack sah ihm erstaunt zu.
»Schneeaffen sind sehr intelligent«, erklärte Tatsumaki. »Saru säubert sein Futter, bevor er es frisst. Er badet auch gern in heißen Quellen, genau wie wir.«
»Ich wusste gar nicht, dass es auf dieser Insel heiße Quellen gibt«, bemerkte Captain Kujira.
»Gibt es auch nicht. Deshalb benützt Saru das Bad neben Jacks Zimmer.«
Jack verschluckte sich fast, als er hörte, dass er eine Badewanne mit einem Affen geteilt hatte. Dann sah er das verschlagene Grinsen auf Tatsumakis Gesicht. Ob das ihre Art von Humor war?
»Ich habe mir gestern Sorgen um Euch gemacht, Captain Kurogumo«, sagte Captain Wanizame. »Dieser Taifun hatte es in sich.«
»Die Schwarze Spinne hält einiges aus«, erwiderte Captain Kurogumo.
»Wie ich gehört habe, hat der Gaijin Euch und Eure Mannschaft gerettet«, sagte Captain Hebi.
Captain Kurogumo brummte etwas. Er war überhaupt nicht scharf darauf, vor der Piratenkönigin zuzugeben, dass er mit dem Taifun nicht selber fertig geworden war.
»Soviel ich weiß mit Hilfe eines Treibankers«, fuhr Captain Hebi fort. »Eine geniale Idee. Ich muss unbedingt einen für mein Schiff machen lassen.«
Tatsumaki hob interessiert die rechte Augenbraue. »Das habt Ihr mir gar nicht erzählt, Captain Kurogumo.«
»Der Junge ist ein tüchtiger Seemann«, räumte Kurogumo ein. »Und ein fähiger Steuermann. Als wir das Frachtschiff verfolgten, auf dem er sich befand, hatten wir unsere liebe Mühe, ihn einzuholen. Aber wir haben es dann doch geschafft.«
»Nur wegen des Drachen!«, rief Jack, der sich durch die Andeutung des Kapitäns, er habe Jack als der bessere Seemann doch noch einholen können, in seinem Stolz verletzt fühlte.
Die Piratenkönigin und ihre Kapitäne wechselten einen belustigten Blick.
»Dein Wert steigt ständig, Jack«, sagte Tatsumaki. »Und ich werde immer neugieriger. Woher weißt du das alles?«
»Von meinem Vater«, erklärte Jack stolz.
»Er muss ein bedeutender Mann gewesen sein.«
»Das war er.« Jack nickte. »Bis Drachenauge ihn ermordet hat. Aber jetzt ist mein Gegner tot und ich will nur noch nach Hause.«
Am Tisch wurde es still, als der Name des berüchtigten Ninja fiel. Die Winddämonen wirkten aufgeschreckt, als
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