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Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Titel: Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradford Chris
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weniger Glück. Sie begann zu würgen, als ein Stück Oktopus sich hartnäckig an ihrem Gaumen festsaugte, lief blau an und schnappte nach Luft. Nur ein kräftiger Schlag von Captain Wanizame zwischen ihre Schulterblätter rettete sie vor dem Erstickungstod.
    »Hattet Ihr nicht von einer vielversprechenden Rekrutin gesprochen?«, sagte Captain Kujira spöttisch zu Tatsumaki.
    Als Li Ling das hörte, nahm sie den letzten Arm des Oktopus und stopfte ihn ganz in den Mund. Sie kaute verzweifelt mit vollen Backen und vorquellenden Augen, dann schluckte sie den Tentakel auf einmal hinunter.
    Tatsumaki lachte stolz. »Li Ling hat das Zeug zu einer großen Winddämonin.«
    Mehr Reiswein wurde ausgeschenkt und die Piratenkönigin hob ihren Becher zu einem Trinkspruch:
    »Durch Wind und Wetter segeln wir und machen reiche Beute, mit Blitz und Donner töten wir Samurai und ihre Leute.«
    Die Piratenkapitäne grölten zustimmend und stürzten den Sake hinunter. Durch Tatsumaki ermutigt, folgte Li Ling ihrem Beispiel, doch der Alkohol brannte in ihrer Kehle und sie bekam einen heftigen Hustenanfall. Jack weigerte sich, das Ritual mitzumachen.
    »Willst du kein Winddämon sein?«, fragte Tatsumaki.
    »Nein«, erwiderte Jack. »Mein Vater meinte, die Piraten seien die Pest der Meere.«
    Schlagartig erstarb die ausgelassene Stimmung am Tisch. Die Piratenkapitäne starrten Jack empört an. Captain Wanizame klopfte mit ihren spitzen Fingernägeln auf die Tischplatte, als wollte sie ihm die Haut vom Leibe reißen.
    Tatsumaki schnalzte missbilligend mit der Zunge und hob die Hand, um ihre Kapitäne zu beruhigen. »Jack weiß doch gar nicht, was es in Wirklichkeit heißt, ein Pirat zu sein.«
    Sie musterte ihn mit ihren schönen schwarzen Augen. »Seit es das Meer gibt, gibt es auch Piraten. Die an das Seto-Binnenmeer angrenzenden Gebiete gehören zu den ärmsten von ganz Japan. Ein großer Teil des Landes ist unfruchtbar oder zu steil, um es zu bebauen. Die Menschen, die an seinen Ufern und auf seinen Inseln siedeln, sind ständig vom Hungertod bedroht. Für ihr Überleben sind sie auf das Meer angewiesen. Aber was können tüchtige Männer und Frauen wie wir bei einer Dürre oder einem Taifun tun, um zu überleben? Daimyo Mori und seine Samurai helfen uns nicht. Also müssen wir uns selbst helfen.«
    »Indem Ihr plündert, raubt und mordet!«, fiel Jack ihr ins Wort.
    »Aber tun die Meeres-Samurai nicht genau dasselbe?«, rief die Piratenkönigin herausfordernd.
    »Die Samurai beschützen die Menschen vor Piraten wie Euch.«
    Tatsumaki lachte. »Die Samurai sind größere Diebe als die Piraten. Sie tun nichts, aber sie legen den Armen Steuern auf, damit sie sich selber den Magen füllen können, auch wenn die Bauern und Fischer dann kaum noch ihre eigenen Familien satt kriegen. Beim kleinsten Zeichen von Widerstand machen sie die Dörfer dem Erdboden gleich, zerstören die Fischernetze und versenken die Boote. Eins steht fest: Daimyo Mori herrscht mit eiserner Faust und kennt gegenüber seinen eigenen Untertanen keine Gnade.«
    Jack hatte schon Geschichten von Daimyo Moris Grausamkeit gehört und mit eigenen Augen die Grausamkeit von Moris Befehlshaber Captain Arashi erlebt; es blieb ihm deshalb nichts anderes übrig, als Tatsumaki zu glauben. Auch von der Grausamkeit und Gleichgültigkeit der Samurai hatte er ähnliche Berichte vernommen, als er für die Bauern des Dorfes Tamagashi gekämpft hatte. So sehr es ihm widerstrebte, er konnte den Argumenten der Piratenkönigin nicht viel entgegnen.
    »Die Winddämonen plündern keine Dörfer oder rauben arme Fischer aus«, fuhr Tatsumaki fort. »Wir überfallen nur die Meeres-Samurai und reiche Händler – Frachtschiffe, Getreideschiffe und Schiffe mit der Reissteuer. Dann verteilen wir unsere Beute an die weniger Begüterten.«
    »Zu denen wir Piraten gehören!«, rief Captain Kujira und brach wie die anderen Kapitäne in Gelächter aus.
    Tatsumaki blieb ernst. »Oder die Fischerdörfer in dieser Gegend«, sagte sie mit Nachdruck. »Wir beschützen sie auch vor den Meeres-Samurai. Jetzt weißt du, wer die Piraten in Wirklichkeit sind, Jack.«
    Es fiel Jack trotzdem schwer zu glauben, dass die Piraten etwas Besseres waren als die Samurai, gerade angesichts ihrer prächtigen Zitadelle und des auch anderswo auf der Insel zur Schau gestellten Reichtums. »Erwartet Ihr, dass ich Sympathie für die Winddämonen habe?«
    »Nein, nur Verständnis«, erwiderte Tatsumaki. »Warum bildest du dir

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