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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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noch an Janne. Er war es
gewohnt, weder Vater noch Mutter zu haben. Konnte man sich daran gewöhnen? Noch
schlimmer musste es sein, einen Stiefvater und eine Stiefmutter zu haben. Ich
hatte noch nie von netten Stiefeltern gehört, aber im Camp übertrieben sie
natürlich immer. Ich wollte nicht daran denken, dass ich vielleicht auch
Stiefeltern bekommen würde.
    „So müsste es immer sein“, hörte ich Janne hinter mir sagen.
    „Wir können uns ja auch ein Kanu anschaffen“, sagte
ich. „Ist das nicht teuer?“
    „Frag sie“, sagte ich.
    „Wir haben es von Vater bekommen“, sagte der Bogenschütze. Er hatte
also einen Vater.
    Mir fiel unser Schloss ein. Es war, als ob es unser Kanu und unser
Fluss und unser Dschungel war.
     
    Von der Seemitte aus wirkte das Camp klein, als
wäre es ein netter kleiner Ort. Ich war schon mal im Rettungsboot des Camps auf
dem See gewesen, aber nie so weit draußen.
    „Seid ihr schon mal hier gewesen?“, fragte ich.
    „Oft“, antwortete der mit den Federn.
    „Ich hab euch gesehen.“
    „Hast du uns in der Stadt wiedererkannt?“
    „Nee. Aber ich hab das Kanu wiedererkannt.“
    „Seid ihr mal an Land gegangen?“, fragte Janne.
„Bei uns?“
    „Das kam uns zu gefährlich vor“, sagte der
Bogenschütze.
    Ich drehte mich um und sah, dass er lächelte. Aber er meinte es ernst.
    „Die Betreuerinnen hätten euch wahrscheinlich erschlagen“, sagte
Janne.
    „Ja, und euch zum Abendessen serviert“, sagte der mit den Federn.
    „Kenny isst das Essen im Camp nicht“, sagte Janne und nickte zu mir.
    „Was für ein Glück“, sagte der Bogenschütze.
    „Der Missionar war ein guter Mann, sprach der Kannibale“, sagte der
mit den Federn.
    „Wisst ihr, was der Kannibale sagte, der geflogen ist und das Essen im
Flugzeug nicht essen wollte?“, fragte der Bogenschütze.
    Janne und ich schüttelten den Kopf.
    „Ich will was Leckeres zu essen haben. Her mit der Passagierliste!“
    Wir lachten. Unser Lachen war wahrscheinlich bis zum Camp zu hören.
Auf dem Spielplatz war niemand zu sehen. Vielleicht suchten uns alle im Wald.
Wenn das so war, hoffte ich, dass die Truppe unser Schloss getarnt hatte.
    „Warum seid ihr eigentlich dort?“ Der Bogenschütze wedelte mit dem
Paddel in Richtung Landzunge. Die Gebäude traten plötzlich viel schärfer
hervor, als ob die Sonne extra Scheinwerfer auf sie richtete, als er fragte.
    „Weil es dort so schön ist“, sagte Janne.
    Der Mohikaner begriff, dass er es nicht ernst meinte. Der Anblick der
Häuser reichte schon.
    „Wir haben so Geschichten gehört“, sagte der mit den Federn.
    „Was für Geschichten?“
    „Zum Beispiel, dass sie euch schlagen.“
    „Das ist doch gar nichts“, sagte Janne. „Mir haben
sie meine Schokoladenbonbons geklaut“, sagte ich. „Was?!“, sagte der
Bogenschütze.
    „Und dann haben sie mich gezwungen, sie wieder anzunehmen.“
    „Das kapier ich nicht“, sagte der mit den Federn.
Also erzählte ich ihnen die Geschichte.
     
    12
     
    „Ihr solltet alle abhauen“, sagte der Bogenschütze. Er paddelte
langsam auf eine der östlichen Landzungen zu, wo wir aussteigen konnten, ohne
vom Camp gesehen zu werden. „Oder die Polizei benachrichtigen oder so was.“
    „Würden die uns glauben?“, sagte Janne. „Wir haben doch keine Beweise.
Kann man ohne richtige Beweise zu den Bullen gehen?“
    „Nee ...“
    „Aber eure Eltern?“ Der Junge mit den Federn hatte sich umgedreht.
    Janne und ich schauten uns an. Wir antworteten nicht. Der mit den
Federn schien zu verstehen, jedenfalls fragte er nicht mehr, sondern wandte
sich nach vorn und paddelte weiter.
    Als wir seichtes Wasser erreichten, stiegen Janne und ich aus. Wir
hörten Stimmen und Rufe vom Camp. Vielleicht spielten sie wieder Brennball.
    „Sagt Bescheid, wenn ihr mal Hilfe braucht“, sagte der Bogenschütze.
    „Wie sollen wir euch denn finden?“, fragte Janne.
    „Rauchsignale“, sagte der mit den Federn.
    „Dann ist es vielleicht schon zu spät“, sagte ich. Ich dachte an
Rauch, dicken schwarzen Rauch, der überm Camp und dem See und den Feldern
aufstieg und die Stadt erreichte.
    „Zu spät für was?“, sagte Janne, aber ich antwortete nicht.
     
    Das Schloss lag verlassen da. Nur eine Elster war zu hören, die hoch
oben schrie. Es klang wie ein Warnruf.
    Die Lichtung war nicht weit entfernt von der Landzunge, wo uns die
Mohikaner hatten aussteigen lassen. Ich dachte immer noch an die Barsche, als
wir zum Schloss gingen.
    „Sie

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