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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Janne. „Ich mag Kanus.“
    „Die denken, dann würden wir abhauen“, sagte ich. „Wir hauen sowieso
ab.“
    „Mit einem Kanu wäre es leichter. Man brauchte zu Hause nur vom
Bootssteg hineinzusteigen.“
    „Zu Hause?“
    „Was?“
    „Du hast zu Hause gesagt“, machte Janne mich aufmerksam. „Als ob das
Camp ein Zuhause wäre.“
    „Ich hab mich versprochen.“
    „Wirklich?“
    Hatte ich mich versprochen? Im Augenblick war das Camp tatsächlich das
einzige Zuhause, das wir beide hatten. Mutter war auf der Flucht und auf Janne
warteten nur Pflegeeltern.
    „Von einem Bootssteg im Burggraben einsteigen“, sagte ich. „Das ist zu
Hause, oder?“
    Janne lachte.
    „Dann fehlt uns nur noch Wasser im Burggraben“, sagte er.
    „Hast du von den Idioten gehört, die tagelang in ein Schwimmbad
getaucht sind, und eines Tages kam jemand und fragte, ob sie Spaß haben, und
sie sagten, sie haben Spaß, aber morgen macht es noch mehr Spaß, dann kriegen
wir Wasser im Bassin.“
    „Ha, ha, ha“, sagte Janne. „Hast du
von den Idioten gehört, die jeden Morgen die Klapsmühle verlassen haben und jeden
Abend mit gebrochenen Armen und Beinen und blauen Flecken zurückkamen?“
    „Sind die jeden Morgen mit gebrochenen Beinen losgegangen?“
    „Willst du die Geschichte hören oder nicht?“ Janne
steckte sich den letzten Wurstzipfel in den Mund und schluckte ihn fast ohne zu
kauen hinunter. Ich nickte.
    „Okay, eines Morgens folgte ihnen ein Pfleger und sah, dass sie auf
einen Baum im Wald kletterten, dort eine Weile hoch oben hingen und dann
schrien: Jetzt bin ich reih. Dann ließen sie los und fielen auf die Erde.“
    „Ha, ha, ha“,
sagte ich.
    „Sie haben Fallobst gespielt“, sagte Janne.
    „Verstehe.“
    „Hast du von den Idio...“, fuhr er fort, brach jedoch ab, als das Kanu
zurückgeglitten kam und der Indianer im Bug uns erneut grüßte.
    „Vielleicht wollen die was“, sagte Janne.
    „Vielleicht wollen sie kämpfen“, sagte ich, „wir sind in ihr Revier
eingedrungen.“
    „Von welchem Stamm sind die?“, fragte Janne.
    „Mohawker“, sagte ich, „die leben meistens in
Kanus.“
    Die beiden Indianer hielten das Kanu mitten im Flussbett still. Dann
drehten sie eine halbe Runde, paddelten auf uns zu und auf den schmalen
Uferstreifen zwischen zwei Kiefern. Sie stiegen ins Wasser und zogen das Kanu
an Land. Der mit den Federn sagte etwas zu dem anderen und dann blieben sie
still zwischen den Bäumen stehen. Bis zu ihnen waren es ungefähr fünfundzwanzig
Meter.
    Janne legte die Hand auf sein Schwert.
    „Bleib ganz ruhig“, sagte ich.
    „Vielleicht sind sie ja friedlich“, sagte Janne und nahm die Hand weg.
    „Vielleicht glauben sie, dass wir nicht friedlich sind“, sagte ich.
„Mohawker sind die Grausamsten unter den Indianern.“
    „Jetzt kommen sie her.“
    Janne bereitete sich auf einen Kampf vor, zog sein Schwert jedoch
nicht. Hätte er das getan, wäre er gezwungen gewesen, einen der Indianer zu
töten, bevor wir ins Camp zurückkehren konnten.
    Die Indianer blieben in drei Metern Entfernung stehen. Der Bogenschütze
hielt den Bogen in der Hand, aber die Pfeile steckten im Köcher. Der mit den
Federn hatte einen Tomahawk in der Hand. Er sah schwer aus.
    „Wer seid ihr?“ fragte er in dem Dialekt, den sie in dieser Stadt
sprachen.
    „Samurai.“ Ich rührte mich nicht. „Wir sind Samurai.“
    „Gibt es noch mehr?“ Er warf dem anderen Indianer einen Blick zu und
sah dann wieder mich an. „Wie viele seid ihr?“
    „Nur wir beiden.“
    Janne machte einen Schritt auf die Indianer zu. „Wir kommen mit
friedlichen Absichten.“
    Der Bogenschütze sagte etwas, das ich nicht verstand.
    „Woher kommt ihr?“, fragte der andere.
    Er schwang seinen Tomahawk vor und zurück, als wöge er ihn. Der musste
mindestens ein halbes Kilo wiegen. Wenn man den an den Kopf kriegte, landete
man in den ewigen Jagdgründen.
    „Du bist nicht von hier, was? Ich hab dich noch nie gesehen.“
    Ich nannte den Namen der Stadt, aus der ich kam.
    „Da leben ja bloß Idioten“, sagte der Bogenschütze. „Eine richtige
Scheißstadt.“
    East alle da sind Idioten, dachte ich. Er
hatte beinah Recht.
    „Dann seid ihr weit von zu Hause weg“, fuhr er fort. „Seid ihr per
Anhalter gekommen? Oder seid ihr getürmt?“
    „Wir sind gelaufen“, sagte Janne.
    Die beiden sahen erstaunt aus. Bis zu meiner Heimatstadt waren es fast
fünfzig Kilometer.
    „Ihr seid in dieser Ausrüstung hierher gelatscht?“, fragte

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