Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
haben noch einiges geschafft“, sagte Janne und sah sich um.
    Die Mauer war ein wenig höher geworden und einer der Türme auch. Aber
der Burggraben war noch genauso trocken wie vorher. Nur ein ordentlicher
Regenguss würde ihn füllen.
    „Bald können wir das Schloss in Besitz nehmen“, sagte ich.
    „Du meinst, dass wir richtig einziehen können?“
    „Es ist bald so weit.“
    Jemand hatte vor dem Schloss ein Feuer gemacht, ein kleines Feuer,
dessen Rauch man vom Camp aus nicht sehen konnte. Ich rührte in der Asche, die
immer noch etwas schwelte. Es war gefährlich, Glut im Wald liegen zu lassen,
besonders in so einem heißen Sommer wie diesem.
    „Haben die das Feuer einfach so zurückgelassen?“, fragte Janne.
    „Vielleicht ist was passiert.“
    „Hier?“
    Er sah sich um. Alles war unverändert. Neu war nur das Krächzen der
Elster. Ich schaute hinauf, konnte sie aber nicht entdecken.
    „Es scheint jedenfalls kein Kampf stattgefunden zu haben.“
    „Vielleicht ist woanders etwas passiert“, sagte ich. „Im Camp?“
    Wir lauschten in die Richtung, aber wir wussten, dass man aus dieser
Entfernung nichts hören konnte, selbst wenn sie hundert Motorräder auf dem Hof
gestartet hätten.
    „Du meinst, etwas könnte die Truppe weggelockt haben?“, sagte Janne.
    „Wir werden ja sehen“, sagte ich und streute Erde über die Glut, die
langsam erlosch.
     
    Obwohl wir uns dem Camp näherten, hörten wir immer noch keine
Geräusche. Die Sonne ging unter, aber es war noch nicht Zeit für das
Abendessen. Auch im Wald nahe bei den großen Toren sahen wir niemanden. Alles
war genauso verlassen wie das Schloss.
    „Es muss was passiert sein“, sagte Janne.
    Auf dem Spielplatz drehte sich das Karussell, ohne dass jemand drauf
saß. Ich merkte, dass der Wind zugenommen hatte, und als ich hinaufschaute, sah
ich Wolken überm See. Sie hatten dunkle Ränder, wie Trauerränder. Ein Grollen
ertönte am Himmel, und mehr schwarze Wolken zogen auf. Alles geschah innerhalb
weniger Minuten. Die Wolken stürmten geradezu über den Himmel.
    „Mensch, guck dir das an“, sagte Janne.
    „Sind sie alle reingegangen, weil es ein Unwetter gibt?“, sagte ich.
    „Das konnten sie vor fünf Minuten ja noch gar nicht wissen.“
    Plötzlich stürmte jemand aus dem Schuppen direkt auf uns zu, in dem
Moment fielen die ersten Regentropfen. Die Luft war dick geworden, wie eine
Jacke. Es roch schon, als befinde man sich auf der anderen Seite der Erde, in
einem Dschungel. Die Beine des Läufers waren kurz und glänzten im Regen, der
vom Himmel stürzte.
    Es war Klops.
    „Wo seid ihr gewesen?“, rief er durch den Regen.
    Wir kamen nicht dazu, ihm zu antworten. Ein Blitz zuckte über den See
und nur wenige Sekunden später krachte es überall. Wir sahen noch einen Blitz,
gewaltiger als der erste. Einige Sekunden später krachte es ganz fürchterlich.
    „Es ist gefährlich, hier stehen zu bleiben!“, schrie Janne.
    Wir liefen zu dem Schuppen, aus dem Klops gekommen war.
    Dort drinnen standen noch ein paar andere. Es war die Truppe.
    „Was macht ihr hier?“, fragte ich. „Es regnet“,
sagte Mats.
    „Aber ihr seid doch auch schon vorher hier gewesen? Keine
Menschenseele war auf dem Hof, als wir kamen. Und da hatte es noch nicht
gewittert.“
    Es krachte wieder. Der Regen stürzte vom Himmel wie die Niagarafälle.
Der Regen des ganzen Sommers fiel auf einmal. Die Mulden um das Karussell
füllten sich schon mit Wasser.
    Jetzt wird der Wallgraben fertig, dachte ich. Nur der Regen hat noch
gefehlt. Nach diesem Guss ist das Schloss fertig. Wenn das Dach vom Hauptturm
hält, können wir einziehen.
    „Warum habt ihr euch hier versteckt?“, fragte ich
wieder. „Wir haben uns nicht versteckt“, sagte Mats. „Wir haben gewartet.“
    „Gewartet? Auf was?“
    „Dass die anderen in die andere Richtung gehen
würden.“
    „Alle müssen helfen die Gegend abzusuchen“, sagte
Sven-Äke. „Nach uns?“
    „Nee. Euch haben sie noch gar nicht vermisst.“
    „Wer wird denn vermisst?“, fragte ich.
    Plötzlich hatte ich ein komisches Gefühl im Kopf, als wüsste ich
schon, was Sven-Äke antworten würde.
    „Kerstin“, sagte Lennart, der bis jetzt still
gewesen war.
    Er sprach einfach nur den Namen aus, den ich schon gedacht hatte.
    „Kerstin?“, sagte Janne.
    Die anderen schauten mich an. Mir wurde klar, dass sie mehr wussten
als ich geglaubt hatte. Vielleicht wussten sie, dass ich ihr das Schloss
gezeigt hatte. Alle mussten gesehen haben,

Weitere Kostenlose Bücher