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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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du
damit?“
    „Es gibt auch noch andere Feinde.“
    „Die Betreuerinnen? Die Alte?“
    „Die auch.“
    „Wer sonst noch?“
    „Wir werden sehen“, sagte ich. „Ich hab so ein Gefühl.“
    „Was?“
    „Das weiß ich noch nicht genau.“
     
    An der Stadtgrenze stand ein Anhalter. Er war auf dem Weg hinaus,
während wir auf dem Weg hinein waren. Er hatte den Rucksack vor sich abgestellt
und hob den Daumen, als wir auf der anderen Straßenseite vorbeigingen, als
wollte er uns Glück wünschen.
    „Glaubst du, dass jemand anhält?“, sagte Janne.
    „Wir werden ja sehen, ob er noch da steht, wenn wir zurückkommen“,
sagte ich.
    „Wollen wir wetten? Ich setze zehn Öre, wenn er noch da steht.“
    „Okay“, sagte ich, obwohl ich keine zehn Öre besaß. Aber ich war
sicher, dass jemand den Anhalter mitnehmen würde, während wir in der Stadt
waren. Er schien sich dessen auch sicher zu sein. Er trug eine Kappe und eine
Sonnenbrille und wirkte sehr selbstbewusst. Wer ihn in seinem Auto mitnahm,
wollte vielleicht auch seine Augen sehen.
    Plötzlich nahm er die Sonnenbrille ab und blinzelte zu uns herüber.
    Ich sah, dass er Schlitzaugen hatte. „Er ist
Japaner!“
    Janne schaute über die Schulter zurück, während wir weitergingen.
    „Er blinzelt doch bloß.“ Er ging weiter. „Das ist kein Japaner.“
    Der Anhalter-Japaner hatte sich die Brille wieder aufgesetzt. Wollte
er, dass nur ich ihn erkenne? Am liebsten hätte ich die Straße überquert und
ihn gefragt, aber ich traute mich nicht, weil ich befürchtete, mich zu
blamieren.
    „Wenn er Japaner ist, nimmt ihn keiner mit“, sagte Janne und drehte
sich wieder um. „Dann steht er immer noch hier, wenn wir zurückkommen.“
    Und ich würde zehn Öre verlieren, aber das wäre es wert. Ich wusste,
dass es Menschen aus anderen Ländern gab, die per Anhalter durch unser Land
reisten. Einmal hatte ich vom Zug aus einen Afrikaner gesehen. Der Afrikaner
sah traurig aus, als wüsste er, dass ihn niemand mitnehmen würde. Aber einen
Japaner hatte ich noch nie gesehen.
    Wir gingen in die Stadt. Sie war nicht groß, aber größer als die
Stadt, in der ich wohnte. Es gab eine Brücke über einen breiten Fluss und auf
der anderen Seite lag ein Park. Am einen Ende des Parks stand eine
Würstchenbude, und dorthin gingen wir und fragten, ob es angebrannte Würstchen
gebe.
    „Die werfen wir weg“, sagte die Frau, die in der Bude stand. Sie
musste sich fast aus der Luke lehnen, um uns sehen zu können. „Es ist
ungesund, Angebranntes zu essen.“
    „Gibt es auch keine, die nur ein bisschen angebrannt sind?“, fragte
Janne.
    Die Frau lachte, zog den Kopf zurück und machte irgendwas auf ihrer
Seite des Tresens. Dann reichte sie zwei Grillwürstchen mit Senf und Brötchen
heraus. An den Würstchen war nichts Angebranntes. Sie waren braun und herrlich.
    „Hier, Jungs, die sind für euch“, sagte sie.
    „Was kosten die?“, fragte ich.
    „Ich hab doch gesagt, sie sind für euch.“
    Sie streckte uns die Hand mit den Würstchen entgegen. Vor der
Würstchenbude begann es wie im Paradies zu duften. Die Frau lächelte. Ich war
früher schon einmal hier gewesen, aber da war die Frau nicht da gewesen. Sie
sah nett aus. Sie müsste Köchin im Camp sein.
    „Ihr seht hungrig aus, Jungs. Kriegt ihr zu Hause nichts zu essen?“
    Wir versuchten zu antworten, aber es gelang uns nicht, weil uns das
Wasser im Mund zusammenlief. Und eigentlich hatten wir ja kein Zuhause. Aber
wir hatten jeder eine Grillwurst mit Brötchen und trugen das leckere Essen zurück
in den Park, wo wir uns auf eine Bank setzten.
    „Es gibt tatsächlich auch nette Erwachsene“, sagte Janne, bevor er in
das eine Wurstende biss, das mehrere Zentimeter aus dem Brötchen herausragte.
    Ich nickte und biss in meine Wurst. Es war das Beste, was ich den
ganzen Sommer über gegessen hatte. Wir kauten und sahen unten auf dem Fluss
zwei Jungen in unserem Alter in einem Kanu vorbeipaddeln. Der eine Junge trug
ein Stirnband mit zwei Federn. Der andere hatte einen Bogen quer über den
Rücken. Der mit den Federn hob die Hand und machte uns eine Art Zeichen. Ich
hob die Hand, in der ich keine Wurst hielt. Ein Samurai mit einem Würstchen!
Das Kanu verschwand unter der Brücke und tauchte auf der anderen Seite wieder
auf. Vielleicht mündete der Fluss in den See, an dem das Camp lag. Ich hatte in
diesem Sommer ein Kanu auf dem See gesehen, vielleicht waren sie es gewesen.
    „Warum gibt es kein Kanu im Camp?“, sagte

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