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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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schrie, als wollte er
jemanden warnen. Rechts blitzte silbern der See. Dunst stieg auf wie aus einer
warmen Quelle. Ich hatte fast vergessen, wie es nach Regen war. Der Erdboden
war nass und warm. Auch hier stieg Dunst auf. Mir brach Schweiß aus, so dass
ich fast nichts sehen konnte. Alles verschwamm, ich wischte mir über die Augen,
aber es wurde schon wieder undeutlich, bevor ich überhaupt blinzeln konnte. Es
war, als würde man sich Wasser aus dem Gesicht wischen, während man tauchte.
    „Sie könnte an die zehn Kilometer gelaufen sein“, sagte Janne.
    „Dann müsste sie es um den See geschafft haben“, sagte Lennart.
    Wieder sah ich den See blinken, als wollte er uns etwas sagen, uns
etwas zeigen. Hatte es etwas mit Kerstin zu tun? Plötzlich spürte ich wieder
die Kälte im Nacken.
    „Kann sie schwimmen?“, fragte Janne, als könnte er meine Gedanken
lesen.
    „Wie ein Fisch“, antwortete Lennart. „Sie hat doch das Wettschwimmen
vor einigen Wochen gewonnen.“
    „Hat sie schon mal versucht, quer über den See zu schwimmen?“, fragte
Klops.
    „Wir gehen runter zum Wasser“, sagte ich, obwohl ich es eigentlich
nicht wollte. Der See schien mir jetzt gefährlicher zu sein als der Wald. Er
war schwarz geworden und alles Silber war von der Wasseroberfläche verschwunden.
    Wir kämpften uns durch das dichte Unterholz. Lennart ging vor mir und
ich konnte nicht ausweichen, als er einen Zweig losließ, der mich im Gesicht
traf. Es tat weh, aber das war jetzt egal.
    Am Ufer wuchs dichtes Schilf. Ich machte einen Schritt vorwärts und
versank im Wasser.
    „Du hast Blut im Gesicht“, sagte Klops.
    „Ach, das ist nichts.“
    „Es sieht aus wie eine Kriegsbemalung.“
    „Wir benutzen doch keine Kriegsbemalung“, sagte ich und dachte an die
Mohikaner. Der Bogenschütze hatte zwei rote Striche über die Wangen gehabt.
Jetzt sah ich vermutlich ungefähr so aus wie er.
    „Da draußen ist etwas“, sagte Janne.
    Wir wateten weiter durch das Schilf. Noch hatten wir Boden unter den
Füßen. Bald würde er schlammig werden und wir müssten umkehren. Der Matsch in
diesem See war wie Treibsand. Wer darin stecken blieb, kam nicht wieder los.
    „Es ist ein Boot“, sagte Klops.
    Das Schilf lichtete sich. Der Dunst wurde dünner. Weit entfernt sah
ich etwas Schmales, das sich langsam über den See bewegte.
    „Das ist ja das Kanu!“, sagte Janne. „Die Mohikaner! Sie sind noch
da!“
     
    Als das Kanu sich dem Land näherte, sah ich, dass die beiden Mohikaner
nicht allein waren. Wir zogen das Boot ins Schilf. Kerstin bibberte und
zitterte in ihren nassen Kleidern. Ihre Lippen hatten dieselbe blaue Farbe wie
der Himmel.
    „Plötzlich kam sie angeschwommen“, sagte der Bogenschütze.
    „Mitten auf dem See“, sagte der mit den Federn. „Wir hätten sie im
Nebel beinah überfahren.“
    „Kerstin?“, sagte ich. „Wie geht es dir?“
    Sie saß mitten im Kanu. Das nasse T-Shirt hing an ihr herunter. Es
schien fast eine Tonne zu wiegen.
    „Sie hat nicht ein einziges Wort gesagt“, sagte der Bogenschütze.
„Wir wussten nicht recht, was wir machen sollten, bis wir euch sahen.“
    „Aber uns war klar, dass wir lieber nicht direkt zum Camp
zurückpaddeln sollten“, sagte der mit den Federn.
    „Habt ihr dort jemand gesehen?“, fragte ich.
    „Nein, es sah ganz verlassen aus. Aber viel war im Nebel auch nicht zu
erkennen.“
    Plötzlich stand Kerstin auf und stieg aus dem Kanu. Sie verlor das
Gleichgewicht und ich griff nach ihrem Arm. Sie war eiskalt, kälter als man
normalerweise ist, wenn man gebadet hat.
    „Warum bist du so ... weit rausgeschwommen?“, fragte ich.
    „Ich ... hab was gehört und dachte, dass er ... die hinter mir her
sind.“
    „Wer die?“ Sie antwortete nicht.
    „Hast du er gesagt? Meinst
du Christian?“
    Sie nickte.
    „Was hat er getan?“
    „Er ... er ...“ Sie brach ab. Plötzlich zitterte sie noch mehr als
vorher.
    „Sie kann eine Lungenentzündung kriegen“, sagte
Klops. „Wir müssen ihr Kleider besorgen“, sagte Janne.
    „Ihre Sachen sind doch im Camp“, sagte Klops.
„NEIN!“, schrie Kerstin. Sie sah erst mich an und dann die anderen. „Dahin geh
ich nicht!“
    „Es ist niemand mehr da“, sagte Janne. „Die sind alle weg und suchen.
Dich.“
    „Je... jemand bleibt immer da“, sagte Kerstin.
    „Nimm das so lange.“ Janne zog sein Hemd aus.
    „Wir haben eine alte Decke im Kanu“, sagte der Bogenschütze. „Da
draußen wollte sie sie nicht

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