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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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der mit den
Federn.
    „Vom Camp“, sagte ich. „Wir kommen vom Camp.“
    „Seid ihr getürmt?“, fragte der Bogenschütze. „Oh, oh.“
    „Bist du schon mal dort gewesen?“
    „Nee, aber man hat schon dies und das gehört. Einige aus der Stadt
müssen ja auch dorthin.“
    „Wer?“
    „Ja ...“ Erschaute den Jungen mit den Federn an.
„Ist Benke nicht dort gewesen?“
    „Ist er nicht jetzt dort?“ Der Bogenschütze sah
mich an. „Kennst du Benke?“
    „Wie sieht er aus?“
    Der Bogenschütze beschrieb ihn. Das war niemand, den ich kannte.
    „Nee, die sind doch weggezogen“, sagte der mit den Federn. „Sein
Vater hat eine Stelle in Norrland bekommen, glaub ich.“
    „Wer seid ihr?“, fragte ich.
    „Mohikaner“, sagte der Junge mit den Federn. „Was hast du denn
gedacht?“ Ich zeigte auf das Kanu. „Mohawker.“
    „Du weißt nicht viel über Indianer, Samurai.“
    „Die Mohawker gehören zum Stamm der Irokesen.“
    Das war der Bogenschütze.
    „Wir gehören zu den Algonkinern“, sagte der mit den Federn.
    „Wir hassen die Irokesen“, sagte der Bogenschütze.
    „Der Name Irokesen kommt aus der Sprache der Algonkiner“, sagte der
mit den Federn. „Er bedeutet die wahren Kreuzottern.“
    „Nicht nur die Mohawker haben Kanus“, sagte der Bogenschütze.
    „Könnt ihr bis zum See paddeln?“, fragte ich.
     
    Über ein Kanalsystem, das die Stadt mit dem See verband, war der Weg
zum Camp näher als über die Felder. Janne und ich saßen mitten im Kanu. Der
Mohikaner mit den Federn saß vor uns. Die Hahnenfedern waren so groß, dass es
Adlerfedern hätten sein können. Er trug kein T-Shirt und hatte sich
verschiedene Zeichen auf den Rücken malen las sen. Das musste der Bogenschütze getan haben. Der Rücken war braun
gebrannt und wirkte im Schatten fast schwarz.
    Ich sah, wie sich seine Muskeln zwischen den Schultern bewegten, wenn
er paddelte. Mit ihm möchte ich nicht ringen müssen. Ein Kampf mit dem Schwert
wäre etwas anderes. Er trug nur ein Jagdmesser im Gürtel.
    Auf dem Boden des Kanus lagen ein paar Barsche, aber eine Angel konnte
ich nirgends entdecken. Sie schienen nur mit der Schnur zu angeln. Das
Indianerleben wirkte gar nicht so übel. Sie brauchten sicher nicht jeden Abend
in einem Schlafsaal ins Bett zu gehen. Ich vermutete, dass sie nachts draußen
schliefen, so wild wie sie aussahen. Vielleicht hatten sie vergessen, dass sie
eine Mutter oder einen Vater oder beides hatten. Ich musste wieder an Mutter
denken. Nicht einmal mir selber wollte ich eingestehen, dass ich mir Sorgen
machte. Ich sagte mir, dass alles wie immer war. Wenn der Sommer zu Ende war,
würde ich nach Hause fahren und Mutter würde in der Tür stehen und versuchen
mich zu umarmen und dann muss sie in die Küche stürzen, weil die Koteletts
dabei sind anzubrennen.
    Vielleicht war inzwischen eine Nachricht von ihr gekommen. Dann
würden sie mich suchen und merken, dass ich abgehauen war. Ich hoffte, dass die
Nachricht erst kommen würde, wenn wir zurück waren.
    Der Fluss wurde breiter und das bedeutete, dass er bald in den See
mündete. Die Bäume an beiden Ufern standen dicht wie in einem Dschungel. Die
Sonne schien aufs Wasser, und es sah aus, als liege eine Schicht Gold darüber.
Schneider hüpften über das Gold. Im Sonnendunst tanzten Millionen Insekten in
der Luft. Das bedeutete, dass man immer welche runterschluckte, wenn man Luft
holte. Also bekam man doch genug zu essen.
    Jetzt wurde mir klar, warum ich nie Hunger hatte, obwohl ich im Camp
nichts aß. Aber als uns die Frau in der Würstchenbude die Wurst gab, war ich
hungrig gewesen. Und ich hatte tatsächlich auch jetzt Hunger. Ich schaute
wieder zu den Barschen und stellte mir vor, wie sie schmecken würden, wenn man
sie auf einen Zweig spießte und über einem Feuer grillte.
    Ich drehte mich um. Janne lächelte. Sein Gesicht war genauso braun
wie meins, doch durch seinen Harnisch schimmerte sein weißer Brustkorb. Er
wirkte mager, wenn man ihn mit dem Bogenschützen verglich, der hinter ihm paddelte.
Die Arme des Bogenschützen waren dick, als hätte er sein Leben lang gepaddelt.
Vielleicht hatte er das ja auch getan. Vielleicht war er in diesem Kanu geboren
worden. Der mit den Federn war vielleicht auch hier geboren worden, obwohl sie
nicht wie Brüder aussahen, ebenso wenig wie Janne und ich. Wir hatten sie nicht
gefragt, wie sie hießen, und sie hatten uns auch nicht nach unseren Namen
gefragt.
    Ich drehte mich zurück, dachte aber immer

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