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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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verstand, sein Rad zu schlagen? Ein schwarzer Schwan mit blondem Haar?
    „Der Amethyst möcht` als heilkräftiger Stein angesehen werden“, hatte ihnen der Alemanne am Abend seiner Ankunft aufgetischt. Dieser Stein besitze die Farbe des Weines und hindere demzufolge jenen daran, vorschnell in den Kopf zu steigen. Deshalb würde er auch „Bacchus-Stein“ genannt. Zu Pulver gerieben und zur rechten Zeit getrunken, bliebe der Zecher nüchtern, und als Ring an der Hand getragen, dämpfe er sogar zuverlässig das geschlechtliche Verlangen und andere Gelüste.
    Miraval grinste in sich hinein, als er den langen Pfeffer prüfte, der trotz seines horrenden Preises hier in Carcassonne in großen Säcken angeboten wurde ... Eine spitze Redensart hatte an diesem Abend der anderen die Hand gegeben, und Sancha - seine Sanchie! - war die ganze Zeit über an Hagelsteins Lippen gehangen.
    Das geschlechtliche Verlangen ... Wie unverschämt ihn der Narr angesehen hatte, als dieses Wort fiel. Doch dann hatte er augenzwinkernd seine Rede fortgesetzt und gemeint, nun wisse wohl jeder, weshalb sich Bischöfe und Kardinäle vorzugsweise mit Amethysten schmückten!
    Hélas , ein wahrer Narr, selbst ohne Schellen! Sogar Raymond hatte schallend gelacht. Nun, Leonora hatte ihm ja nicht Einhalt bieten können von Zaragoza aus.
    Miraval warf einen neugierigen Blick auf die Fleischstände. Neben Hammel und Lamm gab es auch jede Menge Wildbret, ja, sogar Dachs, Otter und Biberfleisch. Die längste Schlange stand indes bei den Spießvögeln an. Der Duft war aber auch zu verführerisch. Wäre da nicht das eng geschnittene Wams und seine Mission … Bislang hatte er auf seinen Gängen durch Carcassonne nur wenige und dazu widersprüchliche Gesprächsfetzen aufgefangen, die sich mit dem Palatium, mit Montfort und seiner Gemahlin befassten. Und hier auf dem Platz war mittlerweile das eigene Wort nicht mehr zu verstehen und es herrschte ein Geschiebe und Gedränge wie er es selten erlebt hatte. Er schüttelte einen Bartkratzer ab und fegte knurrend einen Honigverkäufer beiseite, der ihm seinen klebrigen Löffel vor die Nase hielt. Als jedoch mit einem Mal Azémas Kopf im Gedränge der Leute auftauchte, freute er sich. Die junge, frische Magd, die alles andere als bäurisch und ungebildet war, erinnerte ihn an Sancha, vor allem was ihren Wuchs und ihren aufrechten Gang betraf. Er wollte sich gerade zu ihr vorarbeiten, um ein paar Worte mit ihr zu wechseln, als vor seinen Augen - wie einer der neuartigen Springteufel aus der Kiste, - ein rotznasiger Junge hervorstob, unter dem Arm einen schnatternden Ganter. Alles lachte. Offenbar hatte er das Tier gestohlen, denn eine der Marktfrauen war ihm bereits laut zeternd auf den Fersen.
    Nun wollte es das Schicksal, dass sich der Gänserich befreite und kreischend davonflatterte und Azéma beim Ausweichen mit einer Magd zusammenprallte, die einen hohen Ölkrug auf dem Kopf trug. Der Krug kippte und zerschellte am Boden und der Inhalt ergoss sich über die Gewänder der beiden Frauen. Das Geschrei war groß! Einige Leute rannten dem Gänserich nach, andere blieben stehen und hielten sich über das Missgeschick vor Lachen die Bäuche. Der Junge war verschwunden.
    Sofort drängte sich Miraval hindurch, um Azéma beizustehen und zu trösten.
    „Ach, es ist doch nur Olivenöl, Sénher, und kein Schandfleck!“, meinte sie lachend, doch sie stand noch gar nicht wieder sicher auf ihren Beinen, als das Unglück abermals nahte. Zwei Templer besaßen die Dreistigkeit, den Marktfrieden zu stören, indem sie mitten durch die Leute ritten. Geistesgegenwärtig zog Miraval die Magd beiseite. Da krachte auch schon neben ihnen ein Stand mit kupfernen Kesseln, Töpfen und Tiegeln zusammen. Es schepperte, als wäre Matthäi am Letzten. Jetzt lachte keiner mehr, alle verbrüderten sich und riefen den Templern grobe Schimpfwörter hinterher.
    Azéma, nun ganz blass vor Schreck, befreite sich etwas umständlich aus Miravals Arm, dankte für ihre Rettung und verschwand mit rotem Kopf im Gewühl.
    Der Troubadour grinste. Er redete noch mit diesem und jenem über das Wetter und die Ernte des vergangenen Jahres. Er feilschte um ein güldenes Kettchen, ließ sich unfein anpöbeln, weil ihm der Preis zu hoch erschien, und erwarb zwei Buden weiter ein silbernes Fläschchen mit Rosenwasser für seine Sanchie.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als er wie zufällig – der Zeitpunkt war jedoch von ihm so geplant - den Stand des

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