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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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dir, Damian - und das, obwohl ein Katharer niemals schwört, wie du weißt! - ich schwöre dir, ich werde dein Geheimnis nie verraten, selbst wenn mir Kobold-Pons eigenhändig androht, meine Zunge an einen Haken zu nageln. Und jetzt erzähl mir. Alles, hörst du!“
    Damian schluckte. Er zog die Beine an den Körper und schlang die Arme um seine Knie. „Na gut“, sagte er nach einer Weile. „Was du bislang nicht weißt, ist folgendes: Das Geheimnis meines Großvaters ist gut verschlüsselt. Es hat mit der Apokalypse - der Offenbarung des Johannes - und mit jenem goldenen Rad zu tun, von dem ich dir auf dem Weg nach Dérouca erzählt habe. Es ist ein sogenanntes Schicksalsrad und meine Mutter behauptet, es sei der Schlüssel zum Öffnen des Versteckes. Gib mir einen Rat. Was soll ich machen, wenn wir das Tor tatsächlich in Montpellier entdecken? Ich komme doch derzeit gar nicht an den Schlüssel heran."
    "Weil Montfort mit seinem fetten Arsch draufsitzt?"
    "Ohne es zu ahnen. Er würde wohl schier verrückt werden, wenn er es wüsste. Glaub mir, das Versteck für das Rad ist sicher. Das findet keiner. Aber ich, was soll ich tun?“
    "Da wird uns schon was einfallen ...“
    Sie redeten lange miteinander, entwickelten Pläne über Pläne, um sie kurz darauf wieder zu verwerfen.
    Plötzlich ein lauter Pfiff von draußen. Hagelstein war zurück! Die Knappen sprangen auf. Als sie zu ihm hinuntersahen, stutzten sie. Statt der Narrenkappe, die der Alemanne für gewöhnlich mit stoischer Ergebenheit trug, saß auf seinem Kopf ein verwegener Zobelhut.
    „Ho, ho!“ rief er laut und winkte nach der Leiter.
    Rasch ließen die Jungen sie hinab.
    Doch leider hatte Hagelstein außer einem fremden Hut noch einen beachtenswerten Rausch mitgebracht. Er schwankte so stark, dass Damian und Olivier bei seinemVersuch, aufrecht wie ein Mann die Leiter hochzuklettern, mehrmals gespannt die Luft anhielten.
    „Feil Rosenblümelein“, grölte der Narr bald in seiner merkwürdigen Heimatsprache, „nun wacht auf, schön Jungfrau fein! Ihr gleicht indes dem hellen Tag, dass jeder Euch wohl preisen mag. Wir nennen uns mit Rechte, der schön` Jungfrauen Knechte ...“
    „Je nun! Ein wahrer Narr", raunte Olivier seinem Freund zu, "nüchtern klug, trunken närrisch!“
    Damian lachte.
    Mit vereinten Kräften zogen sie Hagelstein in die Kammer. Sein Atem stank überwältigend nach Wein.
    „Wo habt ihr denn diesen edlen Hut her, Herr von Hagelstein?“, fragte Olivier neugierig.
    „Im Würfelspiel möcht` ich ihn gewonnen haben“, erklärte der Narr eitel. Er lachte breit. „Feil Rosenblümelein ...“, ging es wieder, „Ihr habt eyn schön, goldfarben Haar, zwey Äugelein, lauter und klar, zwey Brüstlein, die sind rund und fest ...“
    „Brüstlein?“
    Hagelstein hielt seine hohlen Hände vor den Körper.
    Die Knappen verstanden, grinsten.
    „ I hr wart wohl in der nächsten Schänke, um Euch nach dem Pilgerweg zu erkundigen? Findet Ihr das klug, fremde Leute auf unser Vorhaben aufmerksam zu machen?“, meinte Damian vorwurfsvoll.
    „Ei, du urteilst oft zu schnell, mein Junge“, lallte Hagelstein. Er warf Olivier die Narrengugel zu, die in seinem Wams steckte, zog dieses aus und ließ sich mit seinen Stiefeln und einem befreiten Stöhnen auf dem erstbesten Strohsack nieder. „Feil Rosenblümelein - nun schlafet, schöne Jungfrau fein.“
    Doch dann richtete er sich noch einmal auf. „Du!“, sagte er vorwurfsvoll zu Olivier und drohte ihm mit dem Zeigefinger. „Über einen König mag man kein Urteil haben, als bis er zwanzig Jahre regieret hat!“ Dann fiel er um wie ein Stein und kurz darauf schnarchte er.
    Die Knappen konnten nicht anders: Sie hielten sich die Bäuche vor Lachen.
    „Ein König - mit einer Narrenkrone!“ Olivier japste. Er setzte sich die fünfschwänzige Gugel auf den Kopf und tanzte damit albern auf dem Stroh herum.
    Plötzlich stupste ihn Damian in die Seite. „Still! Sieh doch, was in seinem Wams steckt!“
    Sie traten näher, bückten sich ...
    „Heilige Dreifaltigkeit! Bloß nicht anfassen!“, warnte Olivier leise. „Das ist ja dieses Zeug! Zeiland! Was will er bloß damit?“
    Sie sahen sich betroffen an.
    „Los, ziehen wir die Leiter ein!“, sagte Olivier.
    „Immerhin kennt er sich gut mit ... Kräutern aus“, raunte ihm Damian zu, als er dem Freund half. „Er hat den alten Grafen geheilt.“
    „Das will ich glauben.“ Auch Olivier senkte die Stimme zu einem Flüstern, „und er ist unserer

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