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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Herrin von Herzen zugetan.“
    „Wie meinst du das?“ Damian sah Olivier ins Gesicht und erschrak über das Unausgesprochene, das mit einem Mal in den Augen des Freundes stand.
    „Du vermutest allen Ernstes, der Narr plant, Rosaire mit dem Zeiland aus dem Weg zu schaffen, um seiner Herrin zu Diensten zu sein? Da hätte er sie nicht vom Husten heilen brauchen“, flüsterte er.
    Olivier nickte. „Eine List, um die Schuld von sich abzulenken. Du wirst es sehen. Er wird die Magd vergiften wie einen räudigen Hund“, meinte er. „Wir müssen Gala einweihen. Sie darf Hagelstein nicht aus den Augen lassen, wenn er wieder seinen mirakulösen Sud für die Schwangere zubereitet. Beim Teufel, ich bring ihn um, wenn er Rosaire und dem Ungeborenen was antut! Es ist das Kind unseres Herrn!“
    Ratlos standen sie da, die tüchtigen Knappen von Toulouse, und warfen misstrauische Blicke auf den Schnarchenden.
    „Eines steht fest“, gab Olivier nach einer Weile zu, „der Narr mag ein Templer sein, ein König ist er nicht. Aber vielleicht gibt er vor, einer zu sein: Ein König aus tiutschen Landen.“
    „Weshalb sollt er das tun?“
    „Na, um die Gräfin Sancha heiraten zu können. Er liebt sie, das sieht man doch.“
    „Aber sie ist doch längst verheiratet!“
    „Dummkopf! Das war eine Zweckehe … Aber denk an das Gift! Es könnte nämlich auch bedeuten, dass Roç, unser junger Herr, in Gefahr ist ...“
    „Aber, beim bärtigen Ganymed“, fuhr es aus Damian heraus und er raufte sich die Locken, „wer oder was ist jetzt dieser Narr? Ein Templer? Ein Spion Montforts oder der Weißen Büßer? Ein verstoßener Alemannenkönig? Oder vielleicht doch nur ein simpler Zauberer und Giftmischer?“
    Olivier zuckte die Achseln. „Ein Zauberer? Auch nicht schlecht. Ich habe gehört, dort wo er herkommt, soll es solche geben. Eines steht fest: Ein Fremdling ist er, auch wenn er unsere Sprache leidlich spricht. Und ein Fremdling ist stets ein Feind. Das weiß jeder. Wir müssen uns vorsehen.“

12.

    Miraval schlug die Augen auf. Die Glöckchen der Straßenfeger klingelten bereits! Mit einem Satz war er aus den Federn. Endlich! Heute war der Große Markttag in Carcassonne, und er musste zuvor wie jeden Tag die Heilige Messe besuchen, um sich nicht verdächtig zu machen.
    Ungeduldig hatte er gestern noch einmal mit Fabri gesprochen, dem er den ganzen Winter über die Bücher geführt hatte, um sich nützlich zu machen. „Für den Fall, dass ich diesen Jeanbernat nicht finde, Herr Fabri, könnt Ihr mir dann eine vertrauenswürdige Person empfehlen, die regelmäßig im Palatium ein und ausgeht?“
    „In Montforts Schloss ... hm“, der Alte strich sich nachdenklich über den Bart. „Der Bäcker Gibel. Ja, Gibel. Er liefert regelmäßig seine Mandeltörtchen ins Schloss. Die sind mit Rosenwasser getränkt und es heißt, die Vizegräfin Elize und ihre Damen lieben das Gebäck. Gibel gehört freilich nicht zu uns, zu den Guten Leuten, Ihr versteht, aber auf ihn ist Verlass. Unbedingt. Er ist mir zudem verpflichtet. Ich werde in der nächsten Woche mit ihm reden.“
    Miraval wusch sich am Gießfass und zog sich, aller Eile zum Trotz, sorgfältig an. Das Gewand, das ihm Fabris Magd gebracht hatte, war eines betuchten Kaufmanns würdig: Das Wams verbrämt mit Marderpelz und gehalten von einem breiten, ledernen Gürtel mit silberner Schnalle, reichte ihm fast bis zu den Knien. Darunter trug er schwarze, eng anliegende Beinlinge und an den Füßen ein Paar jener neuartigen Schuhe mit hochgezogenen Spitzen - oder „Schnäbeln“, wie man dazu sagte. Mit einem bedauernden Blick auf seine ausgetretenen Lederstiefel zwängte er sich hinein. Besonders achtsam kämmte er sein Haar, das langsam dünner wurde und in dem, wie er kürzlich geknickt festgestellt hatte, die Silberfäden die Vorherrschaft anstrebten. Er nahm das Barett in die Hand, klopfte ein paar Stäubchen fort und setzte es sich so auf den Kopf, dass das auf die Schulter hängende Tuchende fast zur Hälfte sein Gesicht verdeckte.
    Mit einem Schwung warf er sich den Umhang über die Schultern und eilte aus dem Haus. Von überall her zwitscherte und tirilierte es: Carcassonnes Frauen hatten beim ersten Sonnenstrahl ihre Käfige mit den Singvögeln in die Fenster gestellt. Ein Müller, seinen mit schweren Säcken beladenen Maulesel lautstark in die Stadt treibend, grüßte beflissen. Auf dem Platz vor der Kathedrale hielten Pflasterer Maulaffen feil. Gebückt hockten sie auf ihren

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