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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Gemächern zu schaffen, Meister Gibel? Bringt Eure Ware zukünftig in die Küche, wie alle anderen auch.“
    Der Bäcker verbeugte sich erneut, worauf sich Elize und ihre Damen zurückzogen. Kichernd kehrten die Mägde die letzten Brösel auf.
    Gibel wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    "Und jetzt?", flüsterte Miraval.
    „Noch ist nichts verloren“, zischte ihm Gibel ins Ohr, „vielleicht hat meine Dame bereits Neuigkeiten für mich. Geht zurück in die Bäckerei und wartet dort auf mich.“
    Nichts lieber als das, dachte Miraval bei sich, und verließ, ohne, dass ihn jemand aufgehalten hätte, mit dem leeren Korb das Schloss.
    Weil alles Brot bereits verkauft war und er Schaden gutzumachen hatte, wie er meinte, klappte er den Laden vor dem Verkaufsfenster zu und begann, die Backstube aufzuräumen. Er stellte die Gewürzsäcke mit Anis, Galgant, Kardamom und Zimt ins Regal zurück, brachte mit besonderer Vorsicht den letzten Krug mit dem Rosenwasser in Sicherheit, band auch den Sack mit dem „Schönen Mehl“ ordentlich zu, damit sich die Mäuse nicht gütlich daran taten, naschte kurz aus dem Topf mit Honig, bevor er auch ihn versorgte. Zum Schluss zählte er noch die Eier durch, wischte den Arbeitstisch rein und säuberte die Körnermühle und den Backofen.
    Gibel hatte ihm versichert, spätestens zur Non zurück zu sein, inzwischen war aber, wenn er die Glocken richtig gedeutet hatte, bereits die Vesper vorüber. Wo blieb die Brezel nur?
    Miraval setzte sich auf den Tisch, ließ die Beine baumeln. Das Licht der beiden Talgkerzen, die er angezündet hatte, weil die Backstube selbst bei Tag ein finsteres Loch war, flackerte und rußte. Sein Magen knurrte. Er zog die Schüssel mit den Cibeben zu sich heran, entnahm ihr eine Handvoll und stopfte sie sich in den Mund. Sie waren prall und süß.
    Wo nur Gibel blieb? Beim ersten Besuch hatte es doch auch nicht so lange gedauert. Andererseits kannte er die Gepflogenheiten des Bäckers nicht. Saß er vielleicht längst in der Taverne, um seinen Kummer über das Missgeschick seines Gesellen mit Wein hinunterzuspülen? Mein Geselle ist alt! Nein, das war nicht fein gewesen von Gibel. Das hätte er so nicht sagen müssen!
    Ob Sancha genauso dachte? Alt? Nun, verglichen mit Roç stimmte es, da biss die Maus keinen Faden ab. Allerdings, und darauf konnte er, Miraval, durchaus stolz sein, besaß er noch immer einen straffen Leib und männliche Kraft zur Genüge. Wieso kam ihm jetzt Rença in den Sinn, seine Frau, die ihn vor Jahren so schmählich verlassen hatte? Rença war das genaue Gegenteil von Sancha gewesen, klein und zart und anschmiegsam wie ein Reh, jeder Windhauch hätte sie umwehen können.
    Jeder Windhauch? Miraval rang sich ein Grinsen ab. Nun, jeder "Windhund" hatte sie „umgelegt“ ...
    Er fasste sich in den Schritt. Es war nicht zu leugnen, die Lust stieg noch immer steil nach oben, wenn er nur an die Freuden der Liebe dachte. Eigentlich ein gutes Zeichen für einen alten Gesellen wie ihn, oder?
    Als es draußen dunkel wurde, begann Miraval sich ernsthaft Sorgen zu machen. Was, wenn Gräfin Elize, ohnehin misstrauisch geworden, Gibel auch noch beim … Tandaradei mit seiner Bekanntschaft erwischt hatte?
    Als er schnelle Schritte auf der Gasse hörte, sprang er vom Tisch und riss die Tür auf. Geradewegs an seiner Nase vorbei huschte ein großer Schatten. Wer zum Teufel ...? War das Gibel gewesen? Der Hofbäcker von Carcassonne auf der Flucht?
    Doch als sich Miraval umsah, war die Gasse leer.
    Hatte sich der „Schatten“ irgendwo versteckt? Vielleicht drüben, hinter dem dicken Stamm der Kastanie? Oder unterhalb der Auskragungen der Fachwerkhäuser? In der Hand ein scharfes Messer, bereit, ihm die Kehle zu durchtrennen?
    Miraval bekam es mit einem Mal gehörig mit der Angst zu tun. Gibels haarsträubender Plan war ihm von Anbeginn an nicht geheuer gewesen. Und dann der Sturz heute. Über was war er nun eigentlich gestolpert? Über eine Unebenheit im Boden oder doch über die eigene Dummheit?
    Der Troubadour beobachtete die nahezu stockdunkle Gasse. Einzig vor der Taverne „Zum Grünen Mann“ baumelte eine Laterne. Nichts. Aber er hatte doch Schritte gehört und sich diesen Schemen nicht eingebildet! Und was war mit dem Dämon, dem Riesen, der mit dem silbernen Kreuz in der Hand durch Toulouse geschwebt war? Vielleicht gab es ja doch solche Erscheinungen!
    Aufs Höchste beunruhigt, schüttelte Miraval über sich selbst den Kopf. Was tat er hier

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