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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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noch? Er sollte sich wirklich auf seine Künste besinnen und sich nicht die Finger verbrennen, nur um eines anderen Kerze zu löschen.
    Wind kam auf und trieb Stroh vor sich her. Ein Hund bellte. Miraval kauerte sich unter den Türrahmen, lauschte in die Gasse hinein und begann zu zählen – darauf hoffend, dass Gibel, bis die Hundert voll wurden, zurück war.
    Als er endlich die Tür zur Bäckerei hinter sich schloss, platschten dicke, fette Tropfen aufs Pflaster. Am Kastanienbaum und den Fachwerkhäusern getraute er sich nicht vorbeizulaufen, lieber schlug er die andere Richtung ein, auch wenn sie ihn durch die halbe Stadt führte. Bald goss es wie aus Kübeln, und als er an der Gesindepforte des Tuchhändlers klopfte, war er bis auf die Haut durchnässt. Eines hatte er sich unterwegs vorgenommen: Prades Fabri und Azéma durften seinetwegen nicht auch noch in Gefahr geraten!

    Montfort fühlte sich wie zerschlagen. Zerschlagen und betrogen. Das Kreuz gegen die Mauren zu nehmen, stand mit einem Mal höher in der Gunst des Heiligen Vaters, als der Kreuzzug gegen die Katharer. Kein Wunder, dass auch der zweite Ansturm auf Toulouse gescheitert war! Obendrein verweigerte Rom ihm die Bestätigung seiner neuen Eroberungen auf dem Land. Innozenz zeigte ihm plötzlich die kalte Schulter. Raymond von Toulouse habe sich zwar vieler Kränkungen gegen die Kirche schuldig gemacht, hieß es, er sei jedoch bereits exkommuniziert und habe auch etliche Ländereien und Burgen abgetreten. Der Verlust dieser wertvollen Gebiete sei vorerst Züchtigung genug. Es dürfe schließlich nicht vergessen werden, hatte Innozenz durch seinen Magister Thedisius übermitteln lassen, dass Raymond selbst weder der Ketzerei noch der Ermordung des Legaten Peter von Castelnau überführt worden sei.
    „Reichen denn meine großzügigen Schenkungen nicht, die ich an den Heiligen Vater gesandt habe?“, hatte Montfort sich bitter bei Thedisius beklagt, als ihn dieser im Feldlager bei Muret aufgesucht hatte. „Und was ist mit der Herdsteuer, die ich veranlasst habe, regelmäßig nach Rom zu schicken?“ Eigentlich war ihm noch wie Gift auf der Zunge gelegen, dass Rom inzwischen mit dem Moloch zu vergleichen sei, dem Götzen der biblischen Ammoniter, der stets gierig verschlang, was man ihm in den Rachen warf und dennoch niemals satt wurde - aber er hatte sich diese üble Provokation verkniffen, um nicht zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen.
    Thedisius, ein Prälat mit großem Charisma – einer Gnadengabe, die nur wenigen beschieden war, wie Montfort meinte -, hatte ihn auf ein neues Konzil vertröstet. Man müsse abwarten, wie der Kampf gegen die Almohaden ausgehe, hatte er gemeint, bevor er sich auf die Rückreise nach Rom begeben hatte.
    Mon Dieu! Montfort schüttelte erbost den Kopf. Was steckte bloß hinter dem plötzlichen Sinneswandel? Ein Verräter im eigenen Lager? Da gab es eigentlich nur einen, der dafür infrage kam und die Verbindungen nach Rom hatte: Die Biene. Doch Amaury, dem verhinderten Herzog von Narbonne, war selbst der Giftanschlag in der Feldküche nicht nachzuweisen gewesen. Angeblich lagen seine wahren Diener an Bord der Galeere, gefesselt und geknebelt. Natürlich hatte Amaury sofort Raymond von Toulouse verantwortlich gemacht. Ein Racheakt, ließ er verlauten, nachdem kürzlich angeblich zwei Toulouser Wachsoldaten von irgendwelchen Fremden getötet worden waren. Nun, er, Montfort, hatte diese Mörder nicht ins Château Narbonnais geschickt. Heimtücke war nicht sein Wesen. Er kämpfte nach Möglichkeit stets mit offenem Visier. Dennoch hatte er seine Garnison in dem Glauben gelassen. Schließlich war Angst ein guter Wächter. Das Gefühl jedoch, dass Amaury hinter all diesen Ungereimtheiten steckte, ließ ihn nicht los, zumal die „singende Jungfer“ ihre Drohung wahrgemacht hatte: An der Spitze von hundert französischen Rittern und mit einer einer großen Streitmacht an Kreuzfahrern war Amaury nach Spanien aufgebrochen, um gegen die Almohaden zu kämpfen.
    „Nom de nom “, knurrte Montfort. „Verdammt!“

15.

    „Schlangenbrut und Natterngezücht, ich wette, der Narr steckt dahinter“, zischte Olivier, der in der Aufregung die Pilgerkutte verkehrt herum angezogen hatte.
    „Das war nicht der Narr! Du selbst bist närrisch, wenn du das denkst!“, widersprach ihm Damian heftig. Bleich und zitternd stand der Junge unter der Zellentür. „So spute dich doch!“
    Die Knappen rannten auf den Hof hinaus, am Kreuzgang

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