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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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unverschämten Tonfall der Templer, die jegliche Hilfe brüsk abgelehnt hätten. Es entspann sich ein längerer Disput, in dessen Verlauf zwei aragónesische Wachleute auch von früheren Zusammenstößen mit den „hochnäsigen“ Rittern berichteten.
    Sancha, die dem Gespräch beiwohnte, vernahm als erste das leise Klirren des Arras. Der große, mit Jagdszenen bestickte und auf einen Holzrahmen gespannte Wandteppich, der für gewöhnlich die Halle abteilte, war am Saum mit kleinen Schellen versehen, die jeder Luftzug in Bewegung setzte.
    Sie drehte sich um - und hob erstaunt die Brauen.
    Von allen unbemerkt war Balduin von Lizerant eingetreten, der Komtur, begleitet von einem seiner Ritter.
    Roç schickte die Soldaten auf ihre Posten zurück. Kühl war sein Gruß.
    Lizerant, ein gebieterischer Mann von hohem Wuchs, verbeugte sich höfisch. „Verzeiht, Graf, dass ich das heilige Hausrecht brach“, entschuldigte er sich, „aber die Angelegenheit, die mich zu Euch führt, verträgt keinen Aufschub.“
    „Dann kommt zur Sache, Komtur.“
    Lizerant nickte. „Wir beschuldigen einen Eurer Knappen ...“
    „Das Feuer gelegt zu haben?“, Roç lachte auf. „Das meint Ihr doch nicht im Ernst!“
    „Nun, der Brand war wohl nur Ablenkung. Der Junker hat zuvor einen unserer Ritter getötet.“
    Sancha glaubte zuerst, sich verhört zu haben. Sie warf einen verblüfften Blick auf Ro ç , der indes schallend lachte. „Das glaube der Jude Apella, aber nicht ich!“, rief er. „Wer soll denn der Unhold gewesen sein?“
    „Der Dunkelhaarige, der gestern mit Euch hier ankam, Graf.“
    Oh heilige Jungfrau! , ging es Sancha durch den Sinn, und sie hörte Hagelstein neben ihr laut atmen.
    „Er muss in der Nacht über die Mauer gestiegen sein“, meinte Lizerant, „dann hat er sich Zutritt in unser Dormitorium verschafft. Dort durchschnitt er einem die Kehle.“
    „Habt Ihr einen Zeugen für Eure ... groteske Anschuldigung?“
    Als Lizerant nickte, ließ Roç nach Olivier rufen und konfrontierte ihn mit dem Vorwurf.
    Der junge Termes jedoch, hochrot im Gesicht, stritt alles ab.
    „Auf die Knie, Elender!“, zischte Lizerant und fasste ihn grob beim Arm. „Gestehe deine Tat!“
    „Langsam, Komtur“, rügte Roç den Templer. "Im Schloss meiner Schwägerin habt Ihr keine Befehlsgewalt. Was genau will Euer Zeuge denn gesehen haben? Hat er den Mord beobachtet?“
    Nun zögerte Lizerant. „Nein. Wir haben die Untat erst entdeckt, nachdem das Feuer gelöscht war. Der Zeuge sah jedoch, wie besagter Knappe die Fackel ans Stroh hielt und flüchtete.“
    Nun ließ sich der Komtur von seinem Begleiter einen in Leinen gehüllten Gegenstand aushändigen. Er schlug das Tuch zurück und ein Messer kam zum Vorschein, blutbesudelt.
    Sanchas Herz hämmerte. Sie dachte an Pater Robert. Sie dachte an die beiden Tolosaner Soldaten. Sie dachte an Honoria von Enriquez - und nicht zuletzt an Olivier von Termes.
    „Ist das dein Messer, Knappe?“, herrschte Ro ç ihn an.
    Olivier, noch immer hochrot im Gesicht, schüttelte trotzig den Kopf. „Nein, Sénher!“ Er bückte sich, zog sein eigenes Messer aus dem Stiefel und legte es seinem Herrn zu Füßen. „Erkennt Ihr es wieder? Ihr habt es mir am Ehrentag geschenkt, und ich habe es in Eurem Beisein Misericorde getauft.“
    „Der Knappe lügt. Er wird sich in der Zwischenzeit das Messer eines anderen verschafft haben, um sich reinzuwaschen“, merkte Lizerant mit anmaßender Stimme an.
    „Das lässt sich feststellen, Komtur. Ich habe seinerzeit nur zwei gleichartige Messer verschenkt.“ Roç machte Hagelstein ein Zeichen. Als Damian eintrat, ließ er sich auch dessen Messer zeigen. Zum Vergleich legte man eines neben das andere. Es gab keinen Unterschied.
    Doch Lizerant beharrte weiter auf seinem Verdacht. "Das mit Blut beschmutzte Messer wiegt schwerer als diese beiden ... Gnadengeber“, schnarrte er. „Der Beschuldigte wird es sich in der Waffenkammer besorgt haben, um sein eigenes Messer nicht zu beflecken. Vermutlich stecken beide Knappen unter einer Decke. Am schwersten wiegt aber die Aussage meines Zeugen.“
    „Darauf wollte ich gerade hinaus. Zum einen frage ich mich, was der Auslöser für die Tat gewesen sein könnte, zum anderen, ob mein Knappe wirklich so dumm war, mitten in der Nacht Farbe zu bekennen, indem er sorglos zum Morden und Feuerlegen seinen Wappenrock trug.“ Er wandte sich an Lizerants Begleiter. „Seid Ihr dieser Zeuge?“
    Als der Ritter verneinte, hob Sancha

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