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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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die Podagra im rechten Fuß – in meiner Heimat sagt man „das Zipperlein“ - noch das geringste seiner Übel war.“
    „Hast du ihm helfen können?“
    Hagelstein nickte. "Ja und nein. Ich riet ihm zur Enthaltsamkeit. Der Heilkunst beste Arzenei ist, dass der Mensch enthaltsam sei! Fürs Erste bereitete ihm einen Aufguss aus Ahornblättern und Birkenrinde zu, worauf es im etwas besser ging, er Vertrauen schöpfte und mich bat, ein paar Tage in seiner Burg zu verweilen, um zu prüfen, ob es zu einer weiteren Genesung käme."
    „Und in dieser Zeit hast du es entdeckt?"
    Hagelstein nickte. „Als ich am nächsten Morgen das Gemach betrat und weit die Läden aufstieß, um frische Luft hereinzulassen, lag der Bugarach vor meinen Augen. Dunkel und drohend. Und wieder kreisten die Adler um den Puèg ... Der Alte, das Pelzwerk bis zur Nase hochgezogen, begann plötzlich zu reden. Der Herr von Montpellier, sagte er, hätte den Burgarach oft mit dem Berg Sinai verglichen. Nun, letzteres war mir nicht neu. Ich hatte davon schon in Linas gehört. Was den Herrn von Montpellier betraf, so ...“
    „Wilhelm von Montpellier?“, unterbrach ihn Sancha verblüfft. „Hast du dich auch nicht verhört?“
    „Der Großvater des Knappen, ja. Glaubt mir, Doña Sancha, mein Herz hat einen Sprung gemacht, als der Alte mir diesen Namen noch einmal bestätigt hat.“
    „Du hast doch hoffentlich diskret nachgefragt?!“
    „Behutsam. Ich erfuhr folgendes: Wilhelm, Pecaire und Boson, der Abt von Saint-Polycarpe, waren Freunde gewesen. Verschworene Freunde. Zu dritt haben sie am Entwurf für den einzigartigen Fries im Rittersaal gearbeitet. Sie haben aber auch – und jetzt merkt auf! - die Pläne für den Bau und die Ausgestaltung einer kleinen Burgkapelle gezeichnet. Das alles spielte sich vor gut siebzehn Jahren ab. Es sei ein Gelübde gewesen, erklärte mir Pecaire, ohne näher darauf einzugehen.“
    "Bei allen Heiligen, die drei maßten sich an, nach ihren Vorstellungen das "Zelt Gottes bei den Menschen" zu errichten?"
    Hagelstein nickte. "Es ist kein Irrtum möglich: Die Kapelle steht gewissermaßen am Fuße eines Berges, der dem Sinai gleicht. Weiler und Burg Bugarach gehörten einst zur Abtei Saint-Polycarpe, wo sich Boson als Hüter des lebendigen Wassers sah.“
    „Und seine Mönche tanzten oben auf dem Berg um das „helle Licht“ des Myrrhenfeuers?
    „Ja. Pecaire hat mir erzählt, dass monatelang eine Maultierkarawane vom Kloster zur Burg unterwegs war, um das Baumaterial heranzuschaffen. Zwei Baumeister wurden angestellt, Cagoten, die man aus den finstersten Bergtälern holte.“
    „Aber was gab den Ausschlag für diesen Aufwand? Bereiteten die drei sich auf den Jüngsten Tag vor?“
    „ Dies irae? Der Tag des Zorns?“ Hagelstein zuckte die Schultern. „Man kann es nicht ausschließen . Der Initiator und Geldgeber war Wilhelm. Über die Maßen fromm, suchte er nicht nur einen abgelegenen und sicheren, sondern vor allem einen ausgesprochen heiligmäßigen Ort für sein Versteck … Do ñ a Sancha, ich glaube, es war kein Zufall, der mich in diese Burg geführt hat.
    „Wie meinst du das? Denkst du, Gott hat dich geführt?
    Er zuckte die Achseln. „Nun, da war zum einen die sonderbare Stimmung auf dem Berg. Seit Jahren habe ich keine Gedankenreise in die Heimat mehr getan. Ich vergaß alles rings um mich herum. Dann kamen die Adler, um mich zu vertreiben. Vielleicht zur rechten Zeit. Der jäh einfallende Nebel ließ mich den falschen Weg einschlagen. Aber das Merkwürdigste war wohl die Begegnung mit dem Fischer. Mich dünkt noch heute, er hat an der Weggabelung auf mich gewartet.“
    „Ah, im Namen Gottes, dann werden wir auch über unsere Feinde siegen!“, triumphierte Sancha.
    „Ich weiß nur, dass Gott die Hochmütigen beugt“, warnte sie der Narr. „Ihr wisst doch, auf einen Glücksstrahl folgen dreißig Plackereien.“
    "Hast du dir die Kapelle näher angesehen? Hat mich dich hineingelassen?“
    Hagelstein nickte. „Gott ist mein Zeuge. Es ist der richtige Ort. Das Tor selbst habe ich nicht entdeckt. Zum einen hat mich der Knecht nicht aus den Augen gelassen und zum anderen wollte ich Pecaire nicht mit weiteren Nachfragen misstrauisch machen. Schließlich war ich ja nur ´zufällig` sein Gast. Aber als ich ihm am Abend von Wilhelms Enkel Damian erzählte, der Eurem Gemahl als Knappe dienen würde, wurde er plötzlich ganz aufgeregt und meinte erleichtert, jetzt könne er in Ruhe sterben.“
    „Was?

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