Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
zupfte an seinem Bart, und als er unwillig den Kopf zur Wand drehte, küsste sie ihn seitlich auf die Lippen.
    „ Wo du hingehst, da will ich auch hingehen , heißt es im Buch Ruth, nicht wahr?“, sagte sie mit warmer, versöhnlicher Stimme. „Aber dein Weg, Simon, ist oft sehr, sehr steinig.“
    In der Nacht versöhnten sie sich vollends. Doch als Montfort, verschwitzt und atemlos, ein weiteres Mal Zärtlichkeiten von Elize einforderte – denn er fühlte sich merkwürdigerweise nicht restlos befriedigt - verweigerte sie sich ihm.
    „Ich muss mit dir reden", wehrte sie ihn ab. "Guido hat mir während deiner Abwesenheit gebeichtet, dass du vor einiger Zeit fast ums Leben gekommen wärst. Das lässt mir seitdem keine Ruhe mehr! Weshalb hast du mir davon nichts erzählt? Bin ich nicht länger deine Frau und die Vertraute deiner geheimsten Gedanken?“
    „ Sainte Marie, Elize! Ich wollte dich nicht beunruhigen.“
    „Oh nein, Simon, nimm deine Hand von meiner Brust. Ich will wissen, was geschehen ist. Sprich!“
    Enttäuscht ließ sich Montfort zurückfallen. „Es war im Oktober“, begann er zögerlich „ein trüber Tag. Toulouse voll von Menschen, bereit, gegen mich und die Heilige Mutter Kirche zu kämpfen ...“ Montfort redete und redete, wobei seine Stimme ihm bald seltsam fremd wurde. „Weißt du, Elize, Toulouse kann nicht wirksam belagert werden, wenn man nicht zugleich die Nachschubwege kontrolliert.“
    „Du meinst die Brücken?“
    „Genau. Und dort ist es passiert. Wir befanden uns seit zwei oder drei Tagen in der Vorstadt. Ich ließ einen Teil des Heeres am Ufer zurück und setzte mit dem anderen über den Fluss. Meine Löwen kämpften verbissen, doch als der Widerstand der Feinde zu groß wurde, befahl ich den Rückzug, um unsere Heere wieder zu vereinen.“
    „Und dann? Was geschah dann? Warum redest du so lange um den heißen Brei herum?“
    „Nun, ich war den ganzen Tag schon voller Unruhe gewesen und als wir auf den Flusskahn warteten, kam mir das Wasser der Garonne mit einem Mal so bleich wie ein Leichentuch vor. Ich erschrak, Elize. Wirklich, ich erschrak, und ich erinnerte mich mit Grausen der Leichname unserer Feinde, wie sie nach der Schlacht von Muret an der Oberfläche des Flusses trieben, weil ihre Galle verfault war."
    "Du dachtest, der bleiche Fluss sei ein schlechtes Omen?"
    Montfort nickte. "Ein Zeichen, dass Gott vielleicht mich ... Nun, und als ich kurz darauf, in voller Rüstung und auf meinem gepanzerten Pferd sitzend, in den Kahn steigen wollte, scheute plötzlich das Ross, und ich stürzte mit ihm in den Fluss, ausgerechnet an einer Stelle, an der das Wasser sehr tief war. Wie ein Sog zog es mich hinunter, wie ein Sog.“
    „Heilige Mutter Gottes!", Elize schrie auf und setzte sich, "geharnischt, im Kettenhemd und Helm, bist du in den Fluss gefallen? Und dann? So lass mich doch nicht um jedes Wort betteln, Simon!“
    „Nun, beruhige dich. Ich lebe ja noch. Sie haben mir später erzählt, dass die tolosanische Höllenbrut, die vom Ufer aus das Unglück beobachtet hat, ein wahres Freudengeheul ausstieß, als sie mich wie einen Stein versinken sah.“
    „ Mon Dieu , sprich nicht von der tolosanischen Brut, sprich von dir, Simon!“
    „Als es mich in die Tiefe zog, war ich ohne Orientierung. Zwar hatte ich geistesgegenwärtig die Luft angehalten; ich konnte aber nichts sehen. Was war oben, was war unten? Ich hätte es nicht zu sagen gewusst. Obwohl ich den Helm aufhatte, vernahm ich in meinen Ohren das Wasserrauschen und ich hörte zugleich das Hämmern meines Herzens. Ein eiserner Reifen legte sich um meine gepanzerte Brust. Ich dachte ernsthaft an den Tod. Doch das Leben in mir war wohl stärker. Denn als ich den Grund erreicht hatte, ging ich ohne Nachzudenken in die Knie, faltete die Hände, riss in einer großen Anstrengung die Arme in die Höhe und stieß mich mit aller Gewalt vom Boden ab. Vielleicht ... vielleicht war es ein Wunder Gottes, Elize, denn es gelang mir wie ein ... wie ein Eisvogel nach oben zu schnellen, bevor der Atem mir zu Ende ging. So recht zur Besinnung kam ich indes erst wieder, als mich meine Freunde aus dem Wasser zogen.“
    „Aber das viele Eisen, das du am Körper trugst? Wie hat es nur nach oben schwimmen können?“
    „Das habe ich Kardinal Bertrand, der uns an diesem Tag begleitet hat, auch gefragt.“
    „Und was gab er dir zur Antwort?“
    „Er verwies mich auf das Buch der Könige. Erinnerst du dich? Der Prophet Elisa wandert mit

Weitere Kostenlose Bücher