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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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seinen Jüngern an den Jordan, um dort eine neue Stadt zu errichten. Sie hauen Bäume um. Ein Stamm fällt ins Wasser und mit ihm das wertvolle eiserne Beil - das obendrein nur geliehen war. Der Jünger, dem das Missgeschick unterlief, deutet verzweifelt auf die Stelle, wo das Eisen versank. Da schreitet der Prophet ein. Er schneidet einen Stock ab, stößt ihn in den Fluss hinein ... und plötzlich ... Nun, da schwimmt das Beil auf dem Wasser.“
    Elize schwieg nachdenklich. „So bist du für deine Männer zu einem Beil Gottes geworden, Simon?“
    Montfort zuckte die Achseln. „Ein Wunder eben. Nur eines gibt mir zu denken ...“
    „Was denn?“
    „Dass das Beil des Jüngers geliehen war ...“

    Nach Elizes Abreise nach Paris breitete sich erneut ein Dunst aus schwarzer Galle in Montforts Innerem aus und drückte ihn nieder. Fast jede Nacht träumte er vom Soudarion und fragte sich beim Aufwachen, was Gott ihm mit diesen Träumen sagen wollte. Sollte er den letzten großen Kampf um Toulouse aufgeben, für den die Pläne bereits standen, und dafür das Tuch suchen und es nach Rom bringen?
    Seine Nachforschungen ergaben, dass Balduin von Lizerant der Lieblingsneffe des Großmeisters der Templer war, und dem Haus von Collioure vorstand. Dies erklärte die Bekanntschaft des Komturs mit Gräfin Sancha – wenn auch nicht den Fluch, den sie ihm hinterherschleuderte: So fahrt zur Hölle, Lizerant! Die Wortwahl, aber vor allem der Hass in ihren Worten deutete auf ein länger zurückliegendes Zerwürfnis der beiden hin. Oder war Sancha von Toulouse, die schon ihre beste Zeit hinter sich hatte, dabei, das rechte Maß zu verlieren?
    Einmal an das Templerhaus in Collioure gedacht, jagten fortan in seinen Träumen auch noch weiße, im Wind geblähte Segel übers Meer, die das Soudarion in ein fremdes Land brachten.
    Montfort betete strenger denn je. Ein paar Jahre noch, gütiger Gott, flehte er, ein paar Jahre.

14.

    Mit dem Läuten der Sturmglocken erdröhnten auch schon die großen Kriegstrommeln. Ungeachtet dessen, dass Elize von Montfort und Bischof Fulco noch unterwegs waren, rückte Montforts Hauptheer Ende Mai auf das Château Narbonnais zu. Dort vereinigte es sich mit der Garnison und dem von Montfort kürzlich errichteten Nova Tolosa, dem neuen Stadtteil für die Überläufer . Montforts Strategie sah vor, von hier aus, in einer Art Zangenbewegung, das „Alte Toulouse“ von Süden und Westen her anzugreifen.
    Obwohl sich auch Ro ç noch nicht wieder eingefunden hatte, waren die Tolosaner bestens gerüstet. Schleudern und Verschanzungen waren errichtet, Pfeilbündel, Bolzen und Langbogen verteilt sowie unzählige neuartige Armbrüste, wie sie bei den Sarazenen in Gebrauch waren. Riesige Steinhaufen harrten ihres Gebrauchs, Häute und Felle waren gestapelt, die Versorgung mit Lebensmitteln war sichergestellt, und seit Tagen siedete überall das Pech, das Groß und Klein die Tränen in die Augen trieb.
    Nachdem Ro ç vor seiner Abreise allen eingeschärft hatte, den Feind, so er sich näherte, keinesfalls aufzuhalten, sondern das Augenmerk auf den noch immer schwachen Mauerabschnitt in der Vorstadt zu richten, beschlossen Raymond und seine Barone das okzitanische Heer zu teilen. Ein Teil blieb zur Verteidigung der Altstadt zurück, mit dem zweiten überquerte Ramon von Foix die beiden Garonne-Brücken, um den am anderen Ufer liegenden Vorort Saint-Cyprien zu schützen. Nachdem die besagte Mauer weder Erker noch Türme besaß, hatte Ro ç dort einige unliebsame Überraschungen für die Franzosen aufbauen lassen: Einen sehr tiefen Graben und eine mächtige Wehr und Wagenburg, hinter der sich die Tolosaner nun in großer Zahl versteckten.

    Aus einer der mit Zweigen und Weidengeflechten getarnten Verschanzungen heraus, beobachtete Damian aufmerksam den gefährdeten Mauerabschnitt. Erstmals ohne Olivier an der Seite, der mit Ro ç in die Proven ç e geritten war, bemühte er sich um kühles Blut und einen klaren Kopf. Letzteren hatte er schon gestern Abend unter Beweis gestellt, als er Meister Córb bat, für den Fall der Fälle Gala als seine Erbin einzusetzen. Mit diesem Schritt, das war auch die Meinung des „Raben“ gewesen, hatte er die Knappenjahre, in denen er dem Tor hinterherjagte und gegen Mehlsäcke focht, endgültig hinter sich gelassen.
    Als die ersten Holme der Sturmleitern an der Mauerbrüstung erschienen und die Franzosenköpfe auftauchten, vernahm Damian den Pfiff Etienne Barbadals, des Konnetables,

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