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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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kann. Jedes vorhandene Fenster, jeder Ausguck, wird mit einer schussbereiten Armbrust versehen. Unsere schlagkräftigen Trebuchets und die große Mangonellus bringen wir dieses Mal an höher gelegenen Orten der Stadt in Stellung, die für Montforts Schleudern unerreichbar sind. Und überall dazwischen errichten wir hölzerne Aufbauten und Schutzwälle.“
    „Aufbauten?“, fragte Adhémar. „Was soll denn das? Lachhaft!“
    „Gerüste und überdachte Wehrgänge sind gemeint", ergänzte Foix ungeduldig. „Seht Euch die Pläne an, Ritter! Diese Aufbauten dienen dem Schutz des Volkes und zugleich der Versorgung unserer Soldaten.“
    Roç appellierte an den Fleiß der Anwesenden und forderte sie auf, noch heute damit zu beginnen, Hunderte von Säcken mit Flusssand zu füllen und sämtliche in der Stadt verfügbaren Stämme, Balken, Bohlen, Bretter, Schragen, Böcke und Fässer zusammenzutragen.
    „Auch Heuwagen und Karren werden in großer Zahl gebraucht!“, rief Foix voll Eifer. „Sowie tüchtige Zimmer- und Bauleute. An die Arbeit, Senhors! Niemand soll dabei auf sein Eigentum achten. Der Sieg und die Freiheit werden uns alle entschädigen.“
    Damian erschrak, als er in viele zweifelnde Gesichter blickte. Einige Stimmen meinten sogar, gegen Montforts „Katzen“ sei sowieso nichts auszurichten.
    Doch die Raymonds und ihre Barone gaben nicht auf. Es würden sich täglich weitere Notable mit ihren Rittern einfinden, erklärte der alte Graf. „Und alle sehen Toulouse im Recht.“
    „Wir verstehen natürlich, dass diese Art zu kämpfen für viele von euch neu ist“, gestand Ro ç ein. „Ich habe sie in England kennengelernt. Aber der Sieg wird für mich sprechen, Senhors.“ Er hob die Hand. „ Escoutatz! Auch wir können auf Verstärkung hoffen! Noch heute reite ich mit meinen Rittern in die Provençe, um dort in großer Zahl frische Söldner einzukaufen, die uns in unserem Kampf unterstützen werden.“
    Als noch immer einige zweifelten, trat der Graf von Comminges eine Stufe nach oben. „Ich habe mir die Pläne bereits gestern vorlegen lassen, Senhors, und sie genau studiert. Glaubt mir, alles ist in der Tat gut durchdacht“, rief er und untermalte seine Worte schwungvoll mit den Händen. „Die Vorbereitungen müssen jedoch in höchster Eile und unter größter Geheimhaltung laufen. Das ist wichtiger als alles andere.“
    „Wieso? Wittert Ihr vielleicht Verrat, Graf Bernard?“, insistierte jener Adhémar aufs Neue. „Liegt hier der Grund für die Schar bewaffneter Soldaten, die uns beim Hereinkommen unter dem Portalvorbau so streng beäugt haben?“
    Der aufkommende Unmut richtete sich nun zur Gänze gegen den fortwährenden Zweifler und Störenfried. „Verschließt endlich Euer Maul, Adhémar“, schnarrte ungehalten der Schmuckhändler und Konsul Bernard von Colomiès. „Oder seid Ihr zu den Weißen Büßern übergelaufen, um die Leute aufzuhetzen?“
    Adhémars Gesicht verfiel ins Pomeranzenfarbige. Er schnappte nach Luft und wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die infame Anschuldigung. Colomiès erhielt indes Unterstützung von seinem Teilhaber und Freund Arnaud Gilabert, dessen Palast und antiker Garten auf Fulcos Befehl hin von den Büßern zerstört worden war. „Auch ich habe Euch schon länger in Verdacht, Späher für die andere Seite zu sein!“, rief Gilabert aufgebracht, „seht Euch doch an. Ihr besteht aus nichts als gelbem Neid!“ Doch weder Colomiès noch Gilabert oder ein anderer konnte einen Beweis für diesen Verdacht vorlegen. Das Gemurre hatte erst ein Ende, als sich der angesehene Konsul Pontius Astro auf die Seite Adhémars stellte, ihn in Schutz nahm.
    Raymond von Toulouse ergriff noch einmal das Wort: „Lasst mich, bevor wir im Frieden auseinandergehen - im Frieden!", betonte er - "auf unser Volk zu sprechen kommen, ohne dessen Treue und Fleiß wir nicht hier stünden. Nur mit dem Mut unserer Leute, gleich welchen Glaubens, der Paratge und der gnädigen Hilfe Gottes, können wir es wagen, den Kampf wieder aufzunehmen. Nach einem Sieg jedoch – und ich zweifle nicht daran, dass er uns vergönnt sein wird - muss eine Versöhnung mit der Kirche herbeigeführt und der Bann gegen mich aufgehoben werden.“
    Bestürztes Gemurmel.
    Damian schluckte ... Bereits vor zwei Tagen hatte es Anzeichen gegeben, dass Raymond an den Tod dachte und damit an die unausbleiblichen Höllenqualen, die ihn als Exkommunizierten erwarteten. In diesem Zustand wolle er nicht sterben, hatte

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