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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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Belcaire, der Sprecher. Ich habe daraufhin Belcaire informiert, dass ich eine Bündelung okzitanisch-aragónesischer Kräfte anstrebe. Vielleicht hält das den einen oder anderen ab, sich auf Romanos oder Castronovos Seite zu schlagen. Sie müssen mir einen neuen Eid schwören, die Konsuln, das verlange ich von ihnen.“
    „Es läuft also auf einen offenen Krieg hinaus?“ Mit Schaudern dachte Miraval an das Elend, das die Kriege begleitete wie der Donner den Blitz, gleich ob es sich nun um heilige Kriege handelte oder um solche, die um des Gewinnes oder der Macht wegen geführt wurden.
    „Wenn man mich dazu zwingt, ja!“ Raymonds Stimme klang gepresst.
    „Wobei die Gegenseite unter dem Segen Roms stünde!“, warnte der Troubadour.
    „Meine Kriegserklärung gilt ja nicht der Katholischen Kirche oder dem hiesigen Baalspfaffen Fulco, sondern den Kreuzfahrern, die unaufgefordert mein Land betreten haben. Die Versorgungslieferungen für ihr Heer habe ich inzwischen eingestellt. Ich fühle mich nicht mehr an meine alten Verpflichtungen gebunden, nachdem man mich einen Meineidigen schilt.“
    „Soweit bist du gegangen? Respekt!“
    Raymond dankte. Er lief zum Gießfass, um sich die Hände zu waschen.
    Von draußen waren Frauenstimmen zu hören. Lachen. Miraval trat ans Fenster. Noch immer lag der balsamische Duft der Martagon-Lilien in der Luft. Er beobachtete die Gräfinnen, wie sie im Gefolge ihrer Damen über den weißen, von hüfthohen Hecken gesäumten Kiesweg schlenderten. Als sie an einem der zahlreichen Brunnen vorbeikamen, schoss gerade eine Fontäne in die Höhe und spritzte sie nass. Miraval spürte eine leise Befangenheit, als er Sanchas dunkles Lachen aus dem der anderen heraushörte, zugleich wurde ihm warm ums Herz. Die junge Gräfin war gewiss keine Schönheit und ungestüm dazu, aber man kam nicht umhin, ihren Mut zu bewundern. Auch ihre grazile Gestalt, ihren königlichen Gang und ihren besonderen Geschmack - dachte man nur an die schwarze Korallenkette. Außergewöhnlich. Aber auch das Surcot, das sie heute trug, in der Farbe blassblauer Malven, hob sich von den eher langweilig-blauen Gewändern ihrer Schwester ab. Ihren besonderen Geschmack? Miraval grinste. „Schloss das ihn mit ein? Er wünschte es sich nicht. Oder vielleicht doch? Hatte sich tatsächlich noch einmal die Dame Minne in sein altes Herz verirrt?
    „Ein Weiteres, Audiartz ...", Raymond trat neben ihn. "Roç hat vorgeschlagen, eine Schwarze Bruderschaft ins Leben zu rufen, gewissermaßen als Gegenstück zur Weißen. Was hältst du von diesem Plan?“
    Miraval verbarg seine Überraschung nicht. „Nun, Fulco würde schäumen vor Wut“, merkte er an, ohne Sancha aus den Augen zu lassen. „Dennoch, „Schwarz gegen Weiß, Katharer gegen Katholiken, Himmel gegen Hölle - wohin soll das führen, Raymond, wenn die Leute gegeneinander aufgehetzt werden?“
    Der Graf kam nicht mehr dazu, dem Sänger zu antworten, denn der Klopfring schlug an.
    Balthus trat ein, Raymonds Hofmeister und Sekretär. Der hochgewachsene junge Mann mit der gekrümmten Nase und dem schwarzen Birett auf dem Kopf, meldete keinen Geringeren als Bischof Fulco von Toulouse, über den sie gerade gesprochen hatten. Der Bischof suche dringend um eine Audienz nach, sagte er, und habe sämtliche Geistlichen der Stadt mitgebracht.
    Raymond und Miraval warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Plötzlich presste der Graf die Faust auf seinen Magen, krümmte sich und stöhnte auf. Sofort fassten Balthus und Miraval ihn bei den Armen und führten ihn zu seinem Lehnstuhl. Schweiß stand auf der Stirn des Tolosaners, als er sich setzte. Er zitterte, atmete flach, hielt jetzt beide Hände schützend über seinen Leib.
    Balthus beugte sich über ihn. „Soll ich Euren Arzt rufen, Sénher?“
    Raymond wehrte ab, nahm aber dankbar die Schöpfkelle mit Wasser entgegen, die Miraval ihm reichte. Er trank nur wenige Schlucke, dann schien sich wie durch ein Wunder sein Leib zu beruhigen, und er erteilte sogleich die Order, den Bischof samt Klerus in den Ratssaal zu führen, ihnen Wein anzubieten und sie im übrigen dort warten zu lassen. „Stellt Wachen vor die Tür, Balthus, damit unsere Gäste nicht im ganzen Schloss herumlaufen und die Leute aufhetzen. Zugleich lasst meinen Sohn rufen und verständigt den Vogt und die Schreiber sowie diejenigen Konsuln, die sich in der Stadt befinden. Sie alle sollen sich umgehend – hört Ihr, umgehend! - im Großen Rittersaal einfinden. Wenn die
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