Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Heilige Vater laviert in dieser Angelegenheit, er schützt Cadeil, diesen Lügner, diesen listigen Blender - vermutlich, weil Peter von Aragón seine Hand über die Komturei hält. Und mit dem König", Amaury hob die Achseln bis zu den Ohren, "mit dem Kö-hönig will es sich keiner verscherzen, nicht einmal Innozenz. Denn er ...“
„Nun, das mag so sein, Ehrwürdiger Abt“, unterbrach ihn Montfort ungeduldig. Er war müde, hatte in der Nacht wieder kein Auge zugetan. „Im Fall Dérouca haben die Templer jedenfalls nicht gelogen. Denn dieses Gut gehört ihnen tatsächlich!“
„Waaas?“ Amaury und Fulco bauten sich vor Montfort auf.
„Ja, seit zwei Jahren. Ihr hättet es wissen müssen, Ehrwürdiger Vater Abt.“
Amaury runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, was Ihr meint.“
„Ihr wart wie ich anwesend, im November des Jahres 1209, als mir Inés von Carcassonne die Ländereien ihres verstorbenen Gemahls Trencavel überschrieb.“
Da schlug sich Amaury die Hand vor den Kopf. „Bei allen Heiligen, das stümmt, das stümmt!", wimmerte er, dann erzählte er Fulco in aller Ausführlichkeit, dass diese Unterzeichnung vor vielen Zeugen unter der Kapellentür der Tempelritter zu Montpellier stattgefunden hätte. Der Vorgang sei bereits so gut wie abgeschlossen gewesen, als "die ketzerische Vizegräfin mit dem Flammenhaar", wie er sagte, darum bat, den Templern aus Brucafel - aus Dankbarkeit für geleistete Dienste - das kleine Gut Dérouca zu übertragen. Niemand habe Arges dabei gedacht, betonte der Abt mehrmals, er nicht und offenbar auch der Graf von Montfort nicht - zumal der Präzeptor von Brucafel selbst anwesend gewesen sei.
„So hat man Euch also beide hereingelegt?“ Fulco grinste unverschämt. „Und Ihr habt ausgerechnet jenes Stück Land abgetreten, auf dem sich vielleicht – nein, ganz sicher! - der entscheidende Hinweis auf das Tor der Myrrhe befand? Und vielleicht auch das bis heute verschwundene Gold des Trencavel?“ Fulcos Stimme und sein Gehabe waren eine einzige Mischung aus Schadenfreude und Hohn. „Und jetzt, ha, ha“, lachte er, „haben die Templer Euch auch noch den Bastard abgeluchst, der uns zu diesen Verstecken hätte führen können? Ich könnte heulen“, wieherte er.
Montfort hätte ihn erwürgen können. Andererseits erstaunte es ihn, dass die beiden nicht nach Alix von Rocaberti fragten, die der treue Hugo heimlich nach Carcassonne gebracht hatte, zusammen mit ihrem Liebhaber, dem Spielmann. Die schöne Alix von Rocaberti, die Mutter des Knaben ... Nun, dieses Geheimnis würde er noch eine Weile für sich behalten.
Für den Nachmittag beraumte er eine Versammlung aller Barone ein und beschloss, mit einem Teil der Kreuzfahrer nach Montferrand zu reiten, wo sich - Spähern zufolge - Baudoїs, der jüngere Bruder des Grafen von Toulouse, aufhielt. Mit ihm als Geisel glaubte Montfort ein gewisses Druckmittel in der Hand zu haben. Mit dem Hintergedanken, später nach Carcassonne zu reiten, um Elize und die Kinder wiederzusehen - und bei dieser Gelegenheit Alix von Rocaberti auf den Zahn zu fühlen -, legte er sich halbwegs zufrieden schlafen. Es war zwar der Tag nicht vor dem Abend zu loben, doch bald würde er einen triumphalen Einzug in Toulouse halten, vor dem die ganze Welt erblasste.
15.
„Miraval, vergesst bloß nicht, Ausschau nach Maries Neffen, diesem Novizen, zu halten“, flüsterte ihm Sancha noch einmal zu, als er sich beim ersten Hahnenschrei aus ihrer Kammer stahl. Um den nackten Leib achtlos ein Leintuch geschlagen, fiel ihr das Haar an diesem Morgen wie lange schwarze Federn auf ihre Schultern. Irgendwann hatte er sich in der Nacht zu ihr gesellt, und sie waren, nachdem sie sich geliebt hatten, eng umschlungen eingeschlafen. „Vielleicht hat er sich ja nach Montpellier geflüchtet, in die Heimatstadt seiner Mutter. Ihr müsst ihn mir bringen, den Jungen ... ich will ihn haben! Wartet noch einen Augenblick! Und sollte Eure Reise nach Zaragoza vor dem Winter nicht mehr möglich sein“, fuhr sie mit Eifer in der Stimme fort, obwohl Petronilla bereits neben ihr stand, „so bittet meinen Gemahl, dass er den Jungen bei sich aufnimmt. Er soll ihn zum Knappen ausbilden lassen. Seid aber vorsichtig, mein guter Freund, mit wem ihr darüber redet. Ihr wisst ja, in Toulouse zählen sich nicht alle zu unseren glühenden Bewunderern. Und nun geht! Spätestens im nächsten Frühling sehen wir uns wieder. Dann will ich mich selbst um den Knaben
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