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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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einmal zurück - und bekam erneut Antwort.
    Erleichtert ließ er sich wieder umfallen, um zu schlafen. Die Kräfte mussten geschont werden.

    Ein Hahn krähte. Einmal. Zweimal ...
    Als Damian aus einem langen wirren Traum erwachte, war er ganz steif, und seine Hand- und Fußgelenke brannten, weil sich die Fesseln eingeschnitten hatten. Seine Kehle brannte ebenfalls, jedoch vor Durst. Augenblicklich fiel ihm alles wieder ein. „O, heilige Jungfrau“, schluchzte er auf - nun blieb ihm auf Erden nur noch Olivier. Doch beim Versuch, erneut mit dem Freund in Verbindung zu treten, kam nur ein kümmerliches „Ffft“ über seine aufgesprungenen Lippen.
    Dafür hörte er, wie sich langsam ein Tor öffnete. Dem Quietschen und Knarren nach, handelte es sich um ein Scheunentor. Mattes Tageslicht drang durch den löchrigen Sack, in dem er steckte.
    Er spitzte die Ohren. Entschlossene Stiefelschritte? Kam ihnen jemand zu Hilfe? Oder war das am Ende Montfort?
    „Zur Hölle, wer seid ihr? Was wollt ihr hier!“, rief der Schnarcher - Damian erkannte die Stimme wieder.
    „ Ta gueule! “, meinte ungerührt ein Fremder.
    Frances? Er sprach Frances? Ein Kreuzfahrer? Damian erschrak. Nun setzte ein Gerangele ein, ganz in der Nähe, ein Schreien und Gequieke. Knüppelhiebe? Der Schnarcher schrie wie am Spieß, während der Fremde nach einem „Jacques irgendwie“ rief.
    Wieder Schritte. Lachen. Eine andere Stimme rief höhnisch „ Racaille!“
    Ein langes Schleifgeräusch, dann herrschte Stille.
    Damian zählte bis zehn, geriet, weil sich nichts mehr tat, in Panik. Kreuzfahrer hin oder her. Sollten sie hier vielleicht verrotten?
    Um auf sich aufmerksam zu machen, begann er zu schreien und mit den gebundenen Füßen wild um sich zu schlagen, bis ihm ein schwerer Gegenstand auf die Beine fiel. Er brüllte auf vor Schmerz, heulte - und endlich zog ihm jemand den Sack vom Kopf.
    Gleißendes Sonnenlicht blendete ihn. Damian zog den Rotz hoch und blinzelte, erkannte, dass sie sich tatsächlich in einer Scheune befanden, denn überall lagen Stroh, Säcke und Gerümpel herum. Doch als er sich nach seinem Befreier umsah, verschluckte er sich fast an seiner eigenen Spucke: Kein Kreuzfahrer, sondern ein weißer Mantel mit rotem Tatzenkreuz! Einer der Templer, denen sie in der Nacht begegnet waren. Der junge, bärtige Ritter musterte ihn spöttisch.
    Damian verstand die Welt nicht mehr. „Mein Freund braucht ebenfalls Hilfe“, flehte er den Bärtigen an, als dieser ihm die Fesseln durchtrennte, „er muss hier irgendwo sein, aber ich weiß nicht wo.“
    „Wir finden ihn schon“, sagte der Ritter, jetzt auf Oczitan. „Rühr dich nicht vom Fleck“. Mit diesen Worten eilte er hinaus, den nun rumorte es merkwürdigerweise draußen vor dem offenstehenden Tor.
    Damian rieb sich das schmerzende Bein, dann erhob er sich vorsichtig und spähte hinaus. Dörfler mit Mistgabeln und Sensen in den Händen! Einer schwenkte wütend seinen Dreschflegel. Und alle schrien durcheinander. Mit einem Mal begann Damians Gesicht zu glühen. Hatte vielleicht Villaine die Bauern hierhergeschickt? Wenn ja, dann bestand Hoffnung.
    Humpelnd machte er sich auf die Suche nach Olivier. Die Scheune war groß. Er durchstöberte sämtliche Winkel, rief nach ihm, aber das Geschrei der Dörfler überdeckte alles. Obendrein flatterten jetzt auch noch Hühner herein.
    „Weg da!“ Damian verscheuchte zwei Flammendbunte und nahm ein altes Fass mit fehlenden Spundringen in Augenschein. Doch als er es umkippen wollte, fiel es in sich zusammen. Eine fette weiße Henne flog auf, ohne dass sie zum Eierlegen gekommen wäre.
    „Olivier“, rief er wieder. „Wo steckst du bloß?“
    „Na hier, du Dummkopf!“
    Damian starrte verblüfft auf einen großen Gockel, der – geziert die gelben Zehen hebend – auf einem zappelnden Bündel herumstolzierte. Mit einem Satz sprang er hinüber, machte dem Hahn Beine, fiel auf die Knie und löste den Kälberstrick, mit dem der Sack zugebunden war.
    Erleichtert blies Olivier die Backen auf. „Endlich! Ich dachte schon, du findest mich nie! Was schreien die da draußen? Stopfen sie dem Schnarcher das Maul? Dann sollten sie auch an seinen Arsch denken!“
    „Still, hör zu", flüsterte ihm Damian ins Ohr. „Die Templer sind hier! Zumindest einer von ihnen. Er hat mich befreit und mir befohlen, mich nicht von der Stelle zu rühren. Und nun streiten sie mit irgendwelchen Bauern. Von Montfort war die Rede und von uns, von entsprungenen

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