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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Novizen.“
    Olivier glotzte ihn verdutzt an. „Hast du dich auch nicht verhört? Ich brauch ein Messer, rasch!“
    Damian stob davon und lief auf der Suche nach einem scharfen Gegenstand geradewegs Gesine in die Hände, Villaines Magd. Nun hielt ihn nichts mehr. Er warf sich der Alten in die Arme und als ihm der herbvertraute Geruch – eine Mischung aus Ziegenmilch, Kräutern und Erde - in die Nase stieg, rollten erneut die Tränen. „Dérouca!“, stieß er hervor. „Ich hab das Feuer gesehen, aber was ist mit ...“
    „Still! Keine Namen!“ Die Alte rückte das Kopftuch zurecht und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. „Sie leben“, raunte sie ihm zu. „Aber die Kreuzfahrer haben sie mitgenommen. Wir anderen saßen im Flachsfeld. Fünfei hat die Templer verständigt - und ich die Leute aus dem Dorf.“ Dann flüsterte sie ihm etwas ins Ohr. Damian stutzte. Ungläubig starrte er Gesine an.
    „Hast du mich verstanden?“, fragte sie nach. Sie war ganz besorgt und ihre Augen huschten ständig zum Tor hinüber, was Damian irritierte. Wieso misstraute sie den Templern, wenn Fünfei sie gerufen hatte? „Was ist los?“, flüsterte er.
    Die Alte packte ihn bei den Armen. „Sie bestehen darauf, dass du bei ihnen bleibst. Tu, was sie dir sagen, dann bist du in Sicherheit. Aber keine Silbe über ... du weißt schon. Versprich es!“
    „Ja, ja“, antwortete Damian schnell, denn der Ritter kam zurück. Damian deutete in die Ecke, in der noch immer Olivier lag. „Dort drüben, Herr! Er ist noch gefesselt.“
    „Ich muss gleich gehen“, zischte Gesine; sie war ganz fahrig und ließ den Templer keinen Herzschlag aus den Augen.
    „Und Mutter?“
    „Meine Söhne suchen sie.“
    „Gut.“ In Damians Kopf herrschte Verwirrung. Von Gesines vier Söhnen kannte er nur Brazo, den Flurwächter, der seinen Unterhalt auch mit der Herstellung von Schellen bestritt und den lustigen Jeanbernat, der Harnische für Ross und Reiter anfertigte. Beide verkauften ihre Erzeugnisse regelmäßig auf dem Markt von Carcassonne. Also waren Mutter und Villaine vermutlich dorthin verschleppt worden. Saßen sie im Pintoturm, wo auch Oliviers Vater war? „Woher wusstet ihr überhaupt, dass ich auf dem Heimweg war?“
    Die Magd bohrte mit der Zunge in ihrer Backe und deutete unauffällig mit dem Kopf auf den zweiten Ritter, der jetzt breitbeinig unter dem Tor stand. Draußen war es ruhig geworden.
    „ Sie wussten, dass dich die Kreuzfahrer suchten. Sei also anständig zu ihnen, aber ...“ Sie nahm den Jungen noch einmal in den Arm und drückte ihn an ihre Brust. „Aber hüte dich vor dem Kuss der Templer!“, flüsterte sie.
    Damian befreite sich. Er schluckte. „Was meinst du damit?“
    Doch Gesine zuckte bloß die Achseln, denn inzwischen war Olivier herangetreten. Sein Haar ganz verschmiert, die Wange blutverkrustet.
    Die Templer standen nun zu zweit unter dem Tor und redeten leise miteinander.
    Die Magd deutete auf Olivier. „Wer ist das?“
    „Mein Freund. Er ist Faidit“, platzte es aus Damian stolz heraus.
    Die Alte bedachte Olivier mit einem sonderbaren Blick. „Faidit? Was soll das denn bedeuten? Nun, ich muss jetzt gehen. Hast du wirklich alles verstanden, Junge?“, versicherte sie sich ein weiteres Mal bei Damian.
    „Ja, ja, geh nur ...“
    „Der liebe Gott beschütze euch“, sagte die Magd, dann huschte sie zwischen den Templern hindurch ins Freie.

14.

    Im Lager der Kreuzfahrer:
    Hugo von Lacy, Montforts Waffengefährte und Freund, versuchte sich zu rechtfertigen: „Die Novizen sind nur deshalb in die Scheune gebracht worden, weil meine Leute zwei Nächte lang nicht geschlafen hatten. Sie waren nicht in der Lage gewesen, noch länger zu reiten.“
    „Nicht geschlafen, nicht geschlafen ...“, schnarrte Montfort. „Ich habe nichts Unmögliches verlangt, nur gebeten, mir sofort den Jungen zu bringen. Sofort heißt sofort. Wir befinden uns im Heiligen Krieg, und nicht ...“
    „Stümmt“, mischte sich Amaury ein, verzweifelt die Hände knetend, während Bischof Fulco ärgerlich mit der Zunge schnalzte, was Montfort nur noch mehr aufbrachte. Er war nahe daran, alle drei aus seinem Zelt zu jagen.
    „Verzeiht, Sire“ - nun wurde Lacy förmlich -, „aber wie hätten wir mit den wenigen einheimischen Männern, die zur Verfügung standen, das Gut und alle Wege dorthin, tagelang überwachen sollen?“
    „Deine Männer, deine Männer! Was ist mit dir, Hugo? Weshalb warst du nicht vor Ort, als der Junge

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