Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Welt hinausziehen, um sie an seiner Seite zu studieren. Er hat mir während deiner Abwesenheit manch guten Rat erteilt. Vielleicht freut es dich zu hören, dass ich mich ihm gegenüber erkenntlich gezeigt habe.“
"Bei Gott, du hast ihn endlich in die Ritterschaft aufgenommen?"
Pedro nickte gnädig und wies mit der rechten Hand auf den maurischen Spruch. „Jawohl, ich habe den Narren zum Hidalgo gemacht - auch diese Großzügigkeit unterscheidet mich vom Vater. Er hätte Hagelstein gehängt.“
„Hab vielen Dank, lieber Bruder!“ Sancha strahlte ihn an und umarmte ihn erneut. „Noch immer lege ich für den Narren meine rechte Hand ins Feuer. Und für dich, lieber Bruder ... für dich gebe ich beide Hände! Aber nun zurück zu deinen Sorgen, deinem kleinen Sohn.“ Sprich dir alles von der Seele!“
Pedro wurde ernst. Sie setzten sich wieder an den Tisch und er erzählte ihr von einer Petition, die ihm die Konsuln von Toulouse geschickt hätten, um ihn vollends auf die okzitanische Seite zu ziehen. "Als ob ich mit dem Herzen dort nicht längst stünde, Sancha! Schließlich müssen auch meine Ländereien vor dem Zugriff der Kapetinger geschützt werden.“
Sancha hob die Brauen. „Eine Petition? Und alle Konsuln haben sie unterzeichnet? Auch Castronovo?“
„Sogar er. Nun, schließlich geht es auch um seine Pfründe. Wieso erwähnst du diesen Mann besonders?“
„Roç hat mir beim Abschied erzählt, Raymond hätte Castronovo wieder auf seine Seite gezogen, allerdings um einen hohen Preis: Unsere Burg in Estretefonds ist in seinen Besitz übergegangen. Eine schöne, mächtige Burganlage.“
„Hm ... Ich glaube, es war ein kluger Schachzug von Raymond, dem Kopf der Weißen Büßer diese Burg anzudienen. Vermutlich hat ihm der Troubadour dazu geraten?“
„Du meinst Miraval?“ Sancha spürte, wie sich die Haare auf ihren Unterarmen aufstellten. „Ich weiß es nicht“, hauchte sie rasch und sie schämte sich für ihre Scham.
„Nun, Castronovo ist ein rechtgläubiger, frommer Mann", sagte Pedro, „und nachdem man weder in Béziers, noch in Carcassonne und auch nicht in Toulouse mit der nötigen Härte gegen die Ketzer vorgegangen ist ... Nimm die Raymonds nicht in Schutz, Sancha! Auch ich habe der Heiligen Mutter Kirche den Treu- und Gehorsamseid schwören müssen, was mich übrigens, bei zunehmend leeren Kassen, jährlich zweihundertfünfzig Morabotinus kostet.“
Sancha, die einen längeren Disput über die Katharer schon Miravals wegen vermeiden wollte, lenkte ab: „So ist also die Auslieferung deines Sohnes kein Einknicken vor Montfort, sondern ein Zeichen deines guten Willens ihm und Rom gegenüber?“
„Nun, wenn Montfort darauf eingeht, habe ich damit auch für Toulouse einen vorläufigen Waffenstillstand erreicht. Das ist aber derzeit alles, was ich für Raymond und die Konsuln tun kann. Ich muss an die Zukunft denken.“
„Vermutlich ... denkst du auch an die Zukunft deines Sohnes Jakob?“
Pedro nickte langsam. „Ich erzähle es nur dir“, raunte er ihr zu. „Ich habe eine Verbindung zwischen Jakob und einer der Töchter Montforts im Auge.“
„Eine Verlobung als Preis für den Frieden?“
„Eine dynastische Eheschließung könnte irgendwann die Lösung aller okzitanischen Probleme bedeuten, Kleine. Aber ich muss dich um strengste Diskretion in dieser heiklen Angelegenheit bitten. Vor Marie kein Wort, schließlich ist noch nichts entschieden.“
„Du planst die Verlobung deines Sohnes hinter ihrem Rücken?“
„Marie hat für diese politischen Dinge kein Verständnis. Und ich ..." Pedro beugte sich zu Sancha hinüber und erneut wurde seine Stimme leise, „ich habe keines mehr für sie, nachdem sie mir Jakob untergeschoben hat, aus purer Bosheit.“
Sancha glaubte, sich verhört zu haben, doch dann erinnerte sie sich, dass Pedro bereits bei seinem Besuch in Toulouse von einem gravierenden Eheproblem sprach. „Aber weshalb?“
„Weil ich sie zwang, mir ihre Rechte an ihrer Heimatstadt Montpellier abzutreten. Doch auch dieser Schritt war wohl durchdacht und politisch notwendig gewesen. Nun, Marie verstand und versteht vieles nicht. Sie hat einen Kopf aus Eisen und ein Herz aus Stein."
„Bei Gott, so ist der Kleine ... von einem anderen Mann?“ Ein merkwürdiges Flattern machte sich in Sanchas Magengegend breit, bei dem Gedanken, dass auch ihr ein solches Missgeschick widerfahren könnte. „Jakob hat in der Tat rote Haare, während ihr beide, du und auch Marie
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