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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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hinterlassen. Sie würden sie schon verstehen.
    Noch während sie schrieb, trat Zibelda ein.
    „Was ist denn noch?“, fragte Sancha ungeduldig, ohne aufzusehen.
    „Weshalb willst du mir die Kleine nehmen?“ Die Alte weinte. „Sie ist mein Goldstern, mein ein und alles ...“
    „Gala wird auch mein Goldstern sein, Zibelda“, antwortete Sancha kühl, während sie weiterschrieb. „Sei versichert, dass ich nur das Beste für deine Enkelin will. Ich selbst werde sie lehren, was immer sie wissen muss und in allen höfischen Tugenden ausbilden. Hier am Hof wird sich keiner um Gala kümmern.“ Sie legte die Feder beiseite und stand auf. „Und ich verspreche dir bei der heiligen Jungfrau von Pilar, dass ich ihr, wenn es an der Zeit ist, einen braven Mann suche, einen der besten Vasallen meines Gemahls. Du kannst mich beim Wort nehmen, meine Gute.“
    „Aber ... aber Gala ist nicht von Adel“, wagte Zibelda einzuwerfen. In ihren Augen standen noch immer Tränen, doch es schimmerte längst auch etwas anderes darin.
    „Lass mich nur machen. Geh, und sorge du dafür, dass die Pferde und Reiter zur rechten Zeit vor dem kleinen Ausfalltor warten. Ich wünsche kein Aufsehen!“

7.

    An einem kühlen Tag Ende November traf Sancha mit ihren Begleitern in Toulouse ein. Aufgrund eines schweren Sturms, der sogar Bäume entwurzelt hatte, waren sie unterwegs für einige Tage in Comminges untergeschlüpft. Dort, in der Burg des Grafen Bernard, der tapfer an Raymonds Seite gegen die Franzosen gekämpft hatte, erfuhren sie endlich Einzelheiten über die Belagerung und Montforts Rückzug. Graf Bernard gab ihnen Verpflegung und frische Pferde mit auf den Weg, sowie eine Schar bis an die Zähne bewaffnete Soldaten.
    Auch in Toulouse knatterten die Fahnen auf den Tortürmen. Als sie auf das Château Narbonnais zuhielten, das außerhalb der städtischen Befestigungsmauern lag, eilten zwei Juden, sturmgebeugt, mit der einen Hand die Umhänge raffend, mit der anderen ihre hohen Hüte festhaltend, an ihnen vorüber – wie üblich, ohne Sancha zu erkennen.
    Die schweren Ketten, mit denen das Fallgitter der Vorburg hochgezogen wurde, rasselten. Zugbrücke um Zugbrücke wurde herabgelassen, ganze vier an der Zahl. Knechte kamen angelaufen und Hunde kläfften ihnen entgegen.
    „Nun, was sagst du, Falk?“ Sanchas Pferd tänzelte auf der Stelle. Sie wies auf das Château . „Es ist nicht so prachtvoll wie unser Castillo, aber ...“
    Über Hagelsteins glattes Gesicht - er rasierte sich täglich - huschte ein Anflug von Spott. „Solange man mich hier nicht der Giftmischerei verdächtigt, mag mir Toulouse gefallen.“ Er sprang als erster aus dem Sattel, streifte sich die Kappe ab, worauf ihm das Haar, gelber noch als die Ginsterblüte im Frühling, störrisch vom Kopf abstand. Mit fünf Fingern versuchte er es zu ordnen, hob jedoch bald resigniert die Schultern, blickte zu Sancha auf und strahlte sie mit seinen flachsblauen Augen an. „Aber wie ein Bettelsack möchte ich mir auch nicht vorkommen.“
    „Wie ein Bettelsack?“ Sancha lachte spöttisch auf und gab ihm vom Pferd herab einen kleinen Tritt in den Rücken. „Nun, dann will ich dafür sorgen, dass du dir auch hier deinen Hafer verdienst, Falk von Hagelstein!“

    Zwei Wochen später in Sanchas Kemenate:
    „Damian, Olivier, gebt acht! Den rechten Fuß hinter den linken ziehen. Dann das Gewicht auf das rechte Bein, und das linke Bein vorstrecken. Die Fußspitze berührt den Boden. Zum Schluss eine angedeutete Verbeugung. So, und jetzt von vorne: Herr von Hagelstein, bitte Musik!"
    Der Narr legte sich ins Zeug. Er spielte die lange Schalmei, während Sancha selbst das Tambourin schlug.
    Einzig Miraval stand untätig vor dem Kamin und sah gelangweilt zu.
    „Aus!“ rief Sancha, „aus!“ Sie machte Hagelstein ein Zeichen. „Jetzt die Damen. Petronilla, Gala, hört auf zu kichern. Ihr zieht zur gleichen Zeit den linken Fuß hinter den rechten. Das Gewicht liegt auf beiden Füßen, hört ihr, auf beiden, dann ein angedeuteter Knicks. Los geht`s - und von vorne bitte ... Musik!“
    Die Knappen stöhnten leise. Vor allem Olivier hatte zuerst ganz und gar nicht einsehen wollen, weshalb er den höfischen Tanz statt der ritterlichen Kriegskunst erlernen sollte. Doch der Nutricius , ihr Erzieher, und der Waffenmeister hatten die Ausbildung auf das Frühjahr verschoben. Aus diesem Grund, aber auch weil der verschlossene Damian lernen sollte, ihr und niemand anderem zu vertrauen, hatte

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