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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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waren. "Mit Eurer überstürzten Flucht aus Zaragoza habt Ihr Euch die Königin endgültig zur Feindin gemacht - und nun wollt Ihr sie mit der Bitte des Knappen konfrontieren?"
    „Flucht? Wie kommt Ihr darauf? Ich bin nicht aus Zaragoza geflüchtet. Ich bin nur nach Hause geritten“, antwortete sie ärgerlich. „Und der Bittbrief kann uns mit ein wenig Glück weiterbringen. Glaubt mir, Miraval, ich musste mich vor Lachen inwendig in die Wangen beißen, als mich der Junge plötzlich um mein Siegel bat. Er hätte leider kein eigenes, sagte er, müsse aber unbedingt der Königin von Aragón schreiben. Damian gefällt mir. Er spielt den Einfältigen - aber er ist es nicht. “
    „Nun, er unternimmt alles, um seine Mutter zu befreien. Das ist sein gutes Recht. Dennoch warne ich Euch, Sancha. Die Königin sollte nicht erfahren, dass der Junge unter Eurem Schutz steht.“
    „Weil sich ihr Sohn bei Montfort befindet?“
    „Weil die Sache mit dem Tor nicht ungefährlich ist! Denkt an Pater Robert. Den Anblick seiner Leiche werde ich nie vergessen.“
    „Aber es ist doch gar nicht bewiesen, dass sein Tod etwas mit diesem Tor zu tun hat!“
    „Das stimmt. Und vermutlich wird die Königin den Brief sowieso ungelesen ins Feuer werfen.“
    Nun ärgerte sich Sancha wirklich. Wie konnte er nur eine solche Behauptung aufstellen! Offenbar begriff er nicht – oder er wollte es nicht begreifen - dass es Ihr, Sancha, vor allem darum gegangen war, das Vertrauen des Jungen zu gewinnen.
    „Was schlagt Ihr denn vor, Miraval“, fragte sie. „Was können wir tun, um Alix von Rocaberti freizubekommen? Die Mutter könnte uns zum Tor führen, sie weiß mehr als der Junge. Und nachdem, was Montfort ihr angetan hat, haben wir sie auf unserer Seite.“
    „Nun, vielleicht sollte ich nach Carcassonne reiten und mich dort eine Weile umhören.“
    „Nach Carcassonne? Aber Ihr könnt mich doch jetzt nicht im Stich lassen“, rief Sancha empört. „Die Ausbildung der Knappen. Das Hofleben, der Tanz, das Schachspiel, die Musik ...“
    „So lasst doch Euren Narren tanzen und fiedeln!“, zischte Miraval mit einem Mal boshaft. „Den treuesten der Treuen. Noch hat er seine Arbeit als Späher in Montforts Heer nicht aufgenommen. Ich hatte es zuerst gar nicht glauben wollen, aber Ihr habt wirklich einen Narren an diesem Narren gefressen, Sancha. Je falscher sein Flötenspiel, desto glänzender Eure Augen!“
    Erschrocken blickte Sancha den Troubadour an, der seinerseits wieder in die Ferne starrte. Sprach da Eifersucht aus seinen Worten? Von Zibelda wusste sie, dass es Männer gab, die sich eitel wie ein Gockel verhielten, sobald ein echter oder vermeintlicher Rivale auftauchte. Aber doch nicht Miraval! Bei Gott, sie hätte nie gedacht, dass er eine Krämerseele besaß. Nicht er! ... Andererseits, besagten die Minneregeln nicht auch, dass, wer nicht eifersüchtig sein, auch nicht lieben könne? Liebte er sie?
    Das Schweigen, das sich zwischen ihnen aufbaute, gärte wie saurer Honig in Sancha und es drängte sie, diesen Dummkopf stürmisch zu umarmen, zu küssen, ihn ...
    Doch der Stolz ließ es nicht zu.
    „Es missfällt mir, dass Ihr Euch auf eine so gefährliche Reise begeben wollt, Miraval“, sagte sie stattdessen leise, „noch dazu, wo der Winter vor der Tür steht. Ist Euch der Junge dieses Risiko wert?“
    „Ich bin nicht sein Diener", antwortete ihr Miraval. „Ich reise zuvörderst, um Toulouse zu helfen und dann ... Euretwegen. Würde ich derzeit noch länger hier bleiben, hätte ich das Gefühl zu ersticken.“
    Mit diesen Worten verließ er das Gemach.

8.

    Auf halbem Weg zur Waffenkammer, wo sie erstmals mit dem schwachen Bogen vertraut gemacht werden sollten, erinnerte sich Damian daran, dass er seine Bundhaube während des Tanzunterrichts abgelegt und im Gemach der Gräfin vergessen hatte. Er schickte Olivier voraus, nahm die Beine in die Hand, grüßte wie beiläufig die Soldaten, die das Gemach des alten Grafen bewachten – und stolperte vor Schreck fast über seine eigenen Füße. Das kann doch nicht sein! , fuhr es ihm durch den Kopf. Rasch bog er um die nächste Ecke und spähte zurück. Jeder Zweifel verflog: Kobold-Pons in der Uniform eines der Soldaten! Als er sich den anderen näher besah, entdeckte er - und das stach als nächstes ins Auge! -, verdrehte Beinlinge und einen fehlenden Gürtel.
    Damian ließ die Bundhaube sausen, raste nach unten und alarmierte den Vogt, der höchstpersönlich mit einer Handvoll

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