Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Sieg und einen ru-humreichen Triumph gewähren.“
Ein kurzer Blick auf Fulco genügte Montfort: Der Bischof zumindest fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her und wischte sich mit der Hand über die Stirn. Feine Schweißperlen standen auch auf seiner Oberlippe, obwohl er im Schatten saß.
„Also, was sind denn nun Eure neuen Erkenntnisse, für die Ihr mich so dringend einbestellt habt, Bischof?“, erlöste ihn Montfort. „Die wirren Zeichnungen eines Knaben?“
Fulco schüttelte den Kopf und erklärte ihm temperamentvoll, dass man zwar enorm viel Zeit verloren habe, dafür aber jetzt aus zuverlässiger Quelle wisse, dass sich der gesuchte Novize am Hofe von Toulouse aufhielt. „Er wird dort als Knappe ausgebildet und hat Sancha von Toulouse auf einer Reise nach Gellone und Montpellier begleitet. Nun gilt es, den Jungen zu ergreifen. Und wenn das Tor mit seiner und Gottes Hilfe erst gefunden ist ...“
Montfort schloss resigniert die Augen. „In dieser Angelegenheit bewegen wir uns doch seit Jahren nur im Kreis. Weshalb jagt Ihr als Männer Gottes überhaupt weltlichen Dingen hinterher?“
Fulco zog die Wangen ein und suchte den Blick des Erzbischofs.
„Die Sache ist heikel. Es geht um weeesentlich mehr, als um weltliche Dinge, Graf", erklärte dieser von oben herab.
"Näheres dürfen wir auf Weisung Roms nicht preisgeben“, meinte Fulco. „Doch Eure unerschütterliche Geduld, Graf von Montfort, Euer tatkräftiges Mitwirken in dieser für unsere Heilige Mutter Kirche so wichtigen Angelegenheit wird in Bälde honoriert werden. Der Heilige Vater stellt Euch für Eure Mithilfe - ja, glaubt es uns nur, Graf! - die endgültige Anerkennung Eurer eroberten Gebiete in Aussicht."
Montfort schluckte, glaubte, sich verhört zu haben. Wenn das Ganze nicht überhaupt gelogen war, spielte Innozenz sie vielleicht gegeneinander aus? Doch weshalb?
"Stümmt, Ihr habt richtig gehört, Graf“, setzte Amaury nach. „Der Heilige Vater wird sich Euch gegenüber dankbar zeigen."
Montfort leerte den Becher und schluckte mit dem Wein das Giftige hinunter, das ihm auf der Zunge lag. Und das war viel. „Ihr wollt Euch also den Jungen schnappen, Bischof. Vermutet Ihr ernsthaft, er könnte mehr wissen als seine Mutter?“
Fulco zuckte die Schultern. „Alix von Rocaberti ist aufgrund ihres Alters nur die geschicktere Lügnerin.“
„Ihr wart eben damals nicht haaart genug, Graf, um ihr das zu entlocken, was sie vor Euch höchst raffiniert verbarg", stichelte hingegen Amaury.
„Vor mir verbarg? Ihr wart doch ebenfalls anwesend“, entgegnete ihm Montfort. „Hätte ich vielleicht die Schwägerin des Königs von Aragón foltern lassen sollen?“
„In diesem Fall wäre ... jedes Mittel recht gewesen, jedes!“
„In diesem Fall? Hélas , redet nur weiterhin in Andeutungen, Euer Exzellenz. Ein Grund mehr für mich, keine Hand mehr für Euch zu rühren. Und mit dem Heiligen Vater rede ich besser selbst."
Nun warf ihm Amaury einen höchst merkwürdigen Blick zu. „Mein lieber Graf“, sagte er eisig, „tut das. Ihr werdet sehen, Gottes Angelegenheiten stehen nun einmal über denen der Menschen, ob diese nun von Adel sind oder nicht.“
„Wir verlangen wirklich nichts Unmögliches von Euch“, drängte Fulco, „Ihr müsst Euch nicht selbst die Finger schmutzig machen. Wir haben nur eine Bitte: Wenn der Junge in unserer Hand ist, was demnächst der Fall sein wird, möchten wir ihn nach Muret bringen, in Eure Garnison.“
„Nach Muret, stümmt“, fuhr Amaury fort. „Dort stünde er unter Eurem Schutz, und wir hätten Zeit und Muuuse, ihn ausführlich zu befragen. Wie gesagt, es soll zu Eurem Schaden nicht sein, Graf.“
Eine Angelegenheit Gottes? Zeit und Muse? ... Montfort wünschte sich inständig, dass die zwei nur für einen Tag lang seine Sorgen hätten.
„Nun gut, einverstanden. Macht mit dem Jungen, was Ihr wollt. Ich selbst wasche wie Pontius Pilatus meine Hände in Unschuld.“
Er lächelte kalt, erhob sich und machte sich noch in derselben Stunde auf den Weg nach Carcassonne, wo er mit Elize reden und seinem dreizehnjährigen Sohn das Schwert verleihen wollte.
Bereits fünf Tage später kehrte er in großer Begleitung - eine Schar Kreuzfahrer inbegriffen – zu seiner Garnison nach Muret zurück, wobei er seinem Ross tüchtig die Sporen gab. Ein hinterlistiger, unberechenbarer Wind hatte ihn sogar fast aus Carcassonne hinausgetrieben. Er versuchte
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