Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Wahrhaftigkeit des Gerüchts zu überzeugen, das seit dem Morgen im Château Narbonnais umlief. Simon hatte ihr allerdings zugesichert, sie würde keine Gefahr eingehen, wenn sie in Toulouse auf ihn wartete. Die neue Rebellion der Konsuln hätte er niedergeschlagen, das Magistrat aufgelöst, die gefährlichsten Männer festgesetzt und in die Meierei verbracht. Und nun dies!
Ihre Schwägerin Hélo ï se trat an ihre Seite. „Eine Unverfrorenheit sondergleichen!“, empörte sie sich. „Dieses störrische Volk weiß einfach nicht zwischen Falsch und Recht zu unterscheiden. Und dort drüben, sieh doch, belle-s œ r , mich dünkt, die Tolosaner haben seit Tagen heimlich Erdarbeiten durchgeführt, um das Schloss und unsere Garnison von der Stadt abzuschneiden? Warum hat man uns nicht davon unterrichtet? Um uns zu schonen? Wir hätten rechtzeitig fliehen können!“
„Wir müssen sofort Herrn von Chamigny verständigen!“
„Er ist nicht auffindbar Elize, und auch nicht Thibaut von Nonneville. Ich hab schon zweimal nach den Verwaltern geschickt. Seit es zu Lärmen begonnen hat in der Stadt, sind sie verschwunden.“
„Seht doch, Mesdames , sie schlagen auf die Unsrigen ein!“, rief eine der Frauen entsetzt. „Und dort drüben an der Spitze der Eindringlinge – das muss der Ketzergraf sein. Tausende sind hinter ihm, Tausende! Sie knien nieder, küssen ihm den Fuß.“
„Das Zeichen der Lehnstreue!“, stieß Elize leise hervor, während sie wie gebannt die Vorgänge in der Stadt beobachtete. „Tolosa, Tolosa“, schrien die Leute. Sie umfassten sich, tanzten vor Freude, schwenkten die Arme hoch über ihren Köpfen. „Sieg!", gellte es bis zu ihnen ins Schloss herüber. "Die Luft riecht nach Siiieg!“
Plötzlich trat Elize einen Schritt zurück. Ihr Herz raste. Erhobene Fäuste in ihre Richtung? Hatte man sie hier oben auf dem Adlerturm entdeckt, hoch über den Dächern von Toulouse?“
„Hört auf zu beten“, herrschte sie die Edeldamen an, "und lasst uns wieder hinuntergehen. Ich muss eine Eilbotschaft an meinen Gemahl senden!“
„Als sie sich die Feder reichen ließ und das Datum des Tages erfragte, erschrak sie. Es war der vierte Jahrestag der Schlacht von Muret! Nun wusste sie, weshalb Raymond von Toulouse gerade heute die Stadt betreten hatte.
Ein heftiger Wind fegte übers Land und schüttelte die welken Blätter von den Bäumen, als Montfort vier Tage später mit einer großen Anzahl Ritter die Vorstadt von Toulouse, Saint-Cyprien, erreichte. Hinter den offenbar in aller Eile errichteten Sperren und Gräben erwarteten ihn unzählige Tolosaner, die drohend ihre Lanzen, Spieße und Speere in die Höhe reckten.
„Elize hat nicht übertrieben“, vernahm er hinter sich die belegte Stimme seines Bruders Guido.
Sie ordneten den Rückzug an, setzten mit ihren Kähnen wieder über den Fluss, schlugen einen halben Bogen um die Stadt, um sicher das Zeltlager der Garnison zu erreichen, das neben dem Château stand - dem inzwischen einzigen noch von Frankreich geschützten Gelände.
Am späten Nachmittag traf Montfort endlich auf seine Frau. „ Mon Dieu , Elize, warum habt ihr euch nicht längst in Sicherheit gebracht?“, rief er besorgt, während er sie in seine Arme schloss. „Ihr müsst spätestens heute Nacht die Stadt verlassen. Ein Ruderboot wird dich und Héloïse unten bei der Mühle erwarten und nach Muret bringen. Guido lässt bereits alles vorbereiten.“
Sanft strich Elize über Simons abgespanntes Gesicht. „Mach dir um uns keine Sorgen“, sagte sie. „Außerdem dachten wir, König Philipp hätte dir hundert Ritter nebst Gefolge geschickt? Wo sind die Männer? Er hat es dir doch in Paris fest versprochen.“
Montfort lachte beißend auf. „ Tiens , hat er. Für einen Zeitraum von sechs Monaten, der längst verstrichen ist ...“
„Mutter Gottes!" Nun raufte sich Elize doch noch das Haar. „Nimmt das denn kein Ende? Ich dachte, du würdest mit uns nach Carcassonne reiten. Du siehst furchtbar aus, mon cher , du musst dich ausruhen.“
„Elize, das geht nicht. Die Lage ist fatal. Und wenn die Tolosaner hier erst wieder das Konsulat errichten ...“.
„Aber warum hast du überhaupt die Mauern niederreißen lassen, nach dem Sieg von Muret? Selbst die schönen Türme sind nur noch Ruinen. Damit hast du es Graf Raymond allzu leicht gemacht.“
„Weil diese Stadt nicht zu verteidigen ist, Elize!", entgegnete er ihr scharf. "Ich hätte den Ring nie und nimmer schließen
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