Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
können. Fest steht, das Recht ist auf meiner Seite. Der Heilige Vater hat Toulouse mir zugeschrieben und der König hat auch dies bestätigt. Jetzt muss ich zusehen, dass ich schnell an frische Truppen komme. Dazu brauche ich Geld, viel Geld."
Elize beauftragte ihre Damen, zu packen und sie ordnete an, dass man ihnen eine kleine Mahlzeit und einen Krug mit Wein nach oben brachte. „Und wie soll es hier in Toulouse weitergehen?“, fragte sie, als sie beisammen saßen.
„Ich lasse als erstes auf den Terrassen des Schlosses Schleudern aufbauen und bombardiere die Stadt. Das wird die Tolosaner verunsichern. Eines schwöre ich dir, Elize", fuhr er fort, "wenn es soweit ist, dass sich die Stadt wieder in meiner Hand befindet, werden auch hier die Scheiterhaufen lodern. Die ganze ketzerische Brut muss brennen. Und sie wird, bei meiner Seel`, das Höllenfeuer auf Erden erleiden.“
Heimlich - schließlich sollte man sich guter Taten nicht rühmen! - fasste Elize den Entschluss, in Muret und später auch in Carcassonne hundert Messen für Simon und Guido lesen zu lassen.
" ... und ich werde Toulouse, diese verfluchte Stadt, arm machen", hörte sie ihren Gemahl wettern. "Sie haben mir bereits die Provençe gestohlen, und so wird es eben ihr Geld sein, mit dem ich mein Eigentum zurückerobere.“
„Aber es ist Herbst, der Winter steht vor der Tür, Simon", warf Elize mit weicher Stimme ein, "magst du denn gar nicht mehr zur Ruhe kommen?“ Sie schenkte ihm vom Wein nach.
„Wie denn? Ich kämpfe an zu vielen Fronten. Amaury, die Biene, hetzt noch immer von Narbonne aus gegen mich. Honorius, der neue Papst, wirft mir vor, ich würde derzeit nicht mit all meiner Kraft die Häresie bekämpfen. Als ob das so einfach wäre. Soll er doch herkommen und sich dieses Land ansehen! Aber ich werde ihm das Gegenteil beweisen, bald ...“
Er erhob sich und ließ sich mit einem Aufstöhnen auf Elizes Bettgemach fallen. „Jetzt erst verstehe ich die Raffinesse meines Feindes. Raymond von Toulouse hat die Macht rechtzeitig auf viele Köpfe verteilt, nicht nur auf den Adel.“
Elize setzte sich neben ihn. "Wie meinst du das, Simon?"
"Nun, in Arles, Nimes, Narbonne, Saint-Gilles ... überall haben sich die alteingesessenen Edelleute mit den begüterten Kaufleuten verbündet, ihnen städtische Freiheiten versprochen, wenn sie im Gegenzug Toulouse die Treue hielten. Verstehst du das, Elize? Städtische Freiheiten! Zur Hölle! Das ist doch nicht von Gott gewollt, dass sich der Adel gemein macht mit der Bürgerschaft, dass er mit dem Abschaum buhlt. Paratge nennen sie das hier im Süden - die Gleichheit der Seelen. Ehre und Würde für Krethi und Plethi! Hat man je zuvor so etwas gehört? Ich kämpfe gegen eine Hydra, Elize. Habe ich einen abscheulichen Kopf abgeschlagen, wachsen zwei andere nach. Und die Bischöfe der Katharer, die größten Sünder vor dem HERRN, die unverfroren behaupten, dass die heilige Maria Magdalena die Konkubine Christi gewesen sei, die sitzen hoch oben auf dem Montségur und scheißen auf uns herab ...“
„Simon, mäßige dich! Meinst du die Burg, die seinerzeit Esclarmonde von Foix ...“
„Die Schwester dieses neuen Kain und Judas, ja!“ Montforts Stimme wurde immer lauter. „Eine Perfekte mit frechem Maul. Eine 'Reine`! … Weißt du, was meine Leute über den Montségur sagen? Auf dem Sicheren Berg, direkt unter den Wolken, da hütet die häretische Schlangenbrut ihre Eier.“
Elize sah ihn zweifelnd an. „Ihre ... Eier?“
„Was soll ich mehr sagen? Ihr Schriftgut. Sie besitzen angeblich 'Geheime Worte`. Rom will sie haben.“
„Aber was will der Papst denn damit anfangen, außer dass er das ruch- und gottlose Ketzergeschwafel noch vor dem Lesen ins Feuer wirft?“
„Du hast recht, Elize. Ähnlich töricht ist die Jagd nach dem Tor der Myrrhe. Wie viel Zeit und Blut habe ich in den letzten Jahren darauf verwendet, für Rom nach Chimären zu suchen, wie viel Zeit! Es ist mir alles zuwider.“ Beleidigt wie ein Kind rollte sich Montfort auf die andere Seite.
Elize streichelte seinen Rücken. Hatte sie es nicht immer schon gewusst, dass Simon sich ausnützen ließ? „Hm ..., hm ...“, meinte sie mitfühlend, verkniff sich aber einen Rat. In seinen schwarzen Stunden, auf der Schwelle zur ungezügelten Wut, durfte man ihm nicht widersprechen. Le silence est d`or! Ja, Schweigen ist Gold. Das hatte sie gelernt. Ihre einzige Pflicht war es jetzt, dafür zu sorgen, dass Simon zur Ruhe kam. Statt
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