Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
fiel ihrem Gemahl um den Hals und klammerte sich an ihn wie ein Kind. „Wann sehen wir uns wieder, sag?“
Montfort beruhigte sie. „Die Zukunft zu wissen, hat uns das Schicksal gnädig versagt“, gab er ihr mit auf den Weg, was Elize jedoch nicht wirklich tröstete.
Drei Wochen später erfuhr sie von seinem Bruder Guido, was Simon ihr bei der letzten Begegnung verschwiegen hatte: Am Tag des Heiligen Eugène, kurz vor einem Zusammentreffen mit dem Kardinallegaten des neuen Papstes, war er nur knapp dem Tod entronnen.
Auch im Schloss von Collioure herrschte Jubel, als die Kunde von der erfolgreichen Rückeroberung der Stadt Toulouse eintraf.
„Es ist an der Zeit, dass die Tolosaner ihre Gräfinnen wieder zu Gesicht bekommen“, sagte Leonora mit leuchtenden Augen, „auch wenn wir vorerst in den Palast des Konsuls Roaix ziehen müssen, der nicht standesgemäß für uns ist.“
„Und was ist mit Raymonds privatem Palast in der Rue des Nobles?
„Von Montfort zerstört.“
Sancha umarmte die Schwester, warf dabei jedoch einen fragenden Blick auf Hagelstein, der unauffällig nickte. Sie schützte Unwohlsein vor und zog sich auf ihre Kemenate zurück, wo sie die Schreibfeder zückte und mit der rechten Formulierung kämpfte ...
Mein lieber Gemahl , schrieb sie endlich, wollte ich Eure Tapferkeit, Euren Mut, Eure Umsicht, Klugheit und Großzügigkeit vor aller Welt loben, würde das geschnittene Pergament auf meinem Pult ganz sicher nicht ausreichen. Dass der kleine Stapel dennoch wie Eis im Frühling schmilzt, liegt daran, dass es mir ungewohnt schwerfällt, die rechten Worte zu finden. Zuvor eines: Ich hege keinen Wunsch, Euch zu missfallen, im Gegenteil. Ich bin Euch treu und von Herzen zugetan! Und ich freue mich und danke Gott dafür, dass Eure schöne Stadt wieder in unserer Hand ist.
Gewisse Umstände machen es erforderlich, dass ich Euch vor meiner Rückkehr nach Toulouse um eine große Gunst bitten muss. Verwerft mein Anliegen nicht vorschnell, sondern erinnert Euch an jenen besonderen Gefallen, den ich Euch einst erwies. Mein mir und auch Euch für alle Zeiten treu ergebener Herold wird Euch mündlich informieren, denn ich wage es derzeit nicht, dem Pergament bestimmte Dinge anzuvertrauen.
Ich versichere Euch jedoch bei meinem Leben, dass das, was F.v.H. Euch erzählen wird, die Wahrheit ist, die ganze Wahrheit ...
8.
„ Domine sancte, pater omnipotens, eterne Deus!", betete Damian, auf den Knien liegend, neben sich die neuen Waffen und den Helm. Endlich graute der Morgen. Nach dem Rituellen Bad war ihnen auferlegt worden, die Nacht hier in der Kirche zu verbringen - und die Nacht war lang gewesen. "Alles bestimmst Du allein und ordnest es richtig. Um die Schlechtigkeit der Verworfenen zu züchtigen und die Gerechtigkeit zu schützen, hast Du den Gebrauch des Schwertes in heilbringender Anordnung auf Erden gestattet ... “
Unauffällig schielte er zu Olivier hinüber. Wie viel Stolz der Freund selbst beim Gebet ausstrahlte, obwohl er doch auch müde sein musste! Nun, Olivier durfte sich mit Recht bald Faidit nennen. Er hatte sein Ziel erreicht. Damian neidete ihm seinen Mut, seine Kraft und Kühnheit nicht. Die Menschen waren nicht alle gleich. Selbst Graf Roç hatte kürzlich gespottet: „Meine beiden Knappen könnten unterschiedlicher nicht sein. Verehrt der eine den Kriegsgott Mars, vergöttert der andere die weise Minerva.“
Und heute schlug man sie zum Jungritter. Sie waren beide wie aus allen Wolken gefallen, als man ihnen vor drei Tagen die vorgezogene Schwertleite angekündigt hatte, und rätselten seitdem, wer oder was dahintersteckte. Ihre Tapferkeit? Oder ihre vorausschauende Art zu kämpfen? Graf Ro ç hatte in der letzten Schlacht mehrmals in großer Gefahr geschwebt, doch dank ihrer geschickten Verteidigung ... Nun, welche Gründe auch immer vorlagen, auffällig war die Eile, nachdem man sich hier in Toulouse noch nicht einmal vollends wieder eingerichtet hatte!
Schrille Fanfarenstöße. Trommler. Glockengeläut. Damian schwankte zwischen Euphorie und Beklemmung. Und schon wurden die hohen Türflügel aufgestoßen – und die Grafen von Toulouse schritten herein. In ihrer Mitte Gräfin Leonora, die erst vor einer knappen Woche eingetroffen war. Hinter der Familie das Gefolge, die Ritter, Edeldamen und Konsuln. Zum Schluss drängten die Tolosaner in die Kirche - unter Raunen wie aus Tausend Kehlen.
So aufgeregt Damian auch war: Er konnte seine Augen nicht von der Gräfin
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