Sandkasten-Groupie
Anabelle und Lisa waren hartnäckig am Telefon gewesen und drohten sie zu Hause rauszuholen, was Mia ihnen durchaus zutraute. Lizzy hatte ihre beiden Freundinnen, wohl auf den neusten Stand gebracht und Mia hatte keine Ambitionen Anabelles selbstzufriedenes Gesicht zusehen. ‚Ich hab es dir ja gesagt!‘, hörte sie ihre hohe Stimme in ihrem Kopf. Mia wollte nicht auch noch ihre Freundinnen vergraulen, indem sie Annabelle ein blaues Auge schlug. Deshalb erzählte sie, dass sie wieder bei Jeff arbeitete, was sie nach dieser falschen Information nun wirklich tun musste. Also rief sie bei Jeff an und meldete sich zur Buchführung an. Sie hatte es viel zu lange schweifen lassen und sie konnte sich nirgendwo wohler als bei Jeff fühlen. Keiner würde sie seltsam ansehen oder sie mit Kleinigkeiten in den Wahnsinn treiben.
Am Abend in der Bar liefen die neusten Nachrichten rund um die Stars. Es war ein Kurzbericht über die Swores dabei und Jeff brüllte Mia aus seinem Büro zum Tresen zurück.
„ Hey Kleine, sieh mal wer hier ist!“ Er deutete auf den Bildschirm, der über dem Getränkehalter hing. Natürlich wusste er nichts von ihrem Liebesdesaster und glaubte ihr etwas Gutes zu tun. Es war ein Kurzinterview mit Nic und als sie sein Lächeln sah, wurden ihre Knie augenblicklich butterweich. Er sah so hinreißend aus, auch wenn er unglaublich müde wirkte. Wie sehr er ihr fehlte… eine Faust bildete sich um ihr Herz und drückte feste zu.
Auf die Frage hin, wie es denn mit dem neuen Album liefe, antwortete er ausweichend. Dann schob er sich an ihnen vorbei in ein Restaurant, wo sie ihn wohl abgefangen hatten. Ihm voraus ging eine blonde Frau mit spitzen Gesichtszügen. Auf die Frage bezüglich seiner Begleitung antwortete er gar nicht mehr und es folgten ein paar Fotos, die ihn mit der blonden und ihr nur zu bekannten Frau zeigten. Angela. Mia wurde übel und sie krallte sich am Tresen fest.
„ Alles in Ordnung, Mia?“, fragte Jeff sofort und stellte das Glas zur Seite, welches er gerade trocken rieb. Sie nickte abwesend.
„ Ja, ja! Ich… mir ist nur übel…“
„ Du solltest dich mal sehen, du bist kreidebleich! Als hättest du nen‘ Geist gesehen!“ Doch die Worte hörte sie schon gar nicht mehr. Sie stürzte, mit einer vor den Mund gepressten Hand, zur nächsten Toilette. Sie erbrach sich mehrmals und spülte nachher ihren Mund gründlich aus. Sie fühlte sich völlig geschafft, wie nach einer langen Grippe, von der sie sich nicht erholt hatte.
Angela und Nic? Das konnte doch nicht sein Ernst sein? Doch abgesehen von Fassungslosigkeit spürte sie nichts…
Nun… im Grunde… war es völlig egal! Sie war hier, er war fort und sie waren im Streit auseinander gegangen. Warum sollte er auch nur an sie denken? Er liebte sie nicht und Mia musste endlich davon loskommen, ihn mehr als sich selbst zu wollen. Warum musste sie ausgerechnet Nic lieben? Warum konnte es nicht ein Mann sein, der in ihr mehr sah, als nur seine Freundin oder gar die kleine Schwester seines Freundes? In einem Winkel ihres Herzens wusste sie, dass es Quatsch war. Nic und sie hatten eine einmalige Bindung. Doch was bedeutete das schon? Er hatte sie abserviert. Sie passte nicht in sein Leben. Punkt! Das wenige, was er ihr am Telefon gesagt hatte, entsprach dem was sie über sich selbst gedacht hatte. Allein deshalb hatte sie ihm sofort geglaubt.
Als sie vor die Toilettentür trat erwartete Jeff sie schon und winkte sie zu sich.
„ Alles in Ordnung?“
Mia nickte nur, weil sie Angst hatte, sobald sie den Mund öffnen würde, müsste sie sich erneut erbrechen.
„ Für heute ist erst mal Schluss! Du solltest dich ausruhen. Soll ich Celin oder Lizzy anrufen?“
„ Warum?“
„ Na, damit sie dich holen können! Du kannst in dem Zustand unmöglich Auto fahren!“
„ Völliger Quatsch! Ich fahre selbst!“, entgegnete Mia unwirsch.
„ Hast du eben mal in den Spiegel gesehen? Bist du sicher?“
„ Natürlich! Hab mir nur den Magen verdorben, oder einen Mageninfekt eingefangen!“, überlegte Mia halbherzig. Sie wusste es natürlich besser. Sie fand ihr Leben kurz gesagt zum kotzen und das tat sie nun auch.
„ Was auch immer es ist. Hauptsache du bist nicht schwanger!“, lachte Jeff Achsel zuckend. Für Sekunden stand die Welt um Mia herum still. Mia lief es eiskalt den Rücken runter und sie spürte noch, wie ihre Hand nach etwas greifen wollte, doch daran abrutschte.
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