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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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anderen sah er nichts.
    Am nächsten Morgen beendete er die Aufräumungsarbeiten im Wohnzimmer. Als er fertig war, deutete nichts auf einen Kampf hin, abgesehen von dem kaputten Becken.
    Er nahm ein leichtes Frühstück zu sich und überdachte die Jagd nach den noch fehlenden Sandkönigen. Bei Tageslicht war es nicht so schwierig. Die Schwarzen hatten sich in seinem Steingarten niedergelassen, wo sie eine klotzige Burg aus Obsidian und Quarz errichteten. Die Roten fand er auf dem Grund seines leeren Swimming-Pools, der sich über die Jahre teilweise mit vom Wind herbeigewehtem Sand gefüllt hatte. Er sah Mobile beider Farben über sein Grundstück krabbeln, und ein paar von ihnen trugen Giftkugeln zu ihren Maws. Kress mußte lachen. Er sagte sich, daß der Kauf des Schädlingsbekämpfungsmittels unnötig gewesen war. Natürlich wollte er keinen Kampf riskieren, wenn das Gift seine Arbeit verrichten konnte. Beide Maws müßten am Abend tot sein.
    Blieben nur noch die orangefarbenen Sandkönige übrig. Kress umkreiste sein Anwesen mehrere Male in einem immer größeren Bogen, aber er fand keine Spur von ihnen. Als er in seinem Schutzanzug zu schwitzen begann — es war ein heißer, trockener Tag —, sagte er sich, daß ihr Verschwinden ohne Bedeutung war. Und wenn sie noch in der Umgebung sein sollten, fraßen sie wahrscheinlich auch von den Giftkugeln, so wie es die Roten und Schwarzen taten.
    Er zertrat mehrere Sandkönige mit einer gewissen Befriedigung, als er ins Haus zurückging. Drinnen entledigte er sich des Schutzanzugs, nahm ein opulentes Mittagessen ein und begann sich endlich zu entspannen. Alles war unter Kontrolle. Zwei der Maws waren bald außer Gefecht; die dritte war sicher zu finden, um sich ihrer zu entledigen, wenn sie seinen Zwecken gedient hatte, und er hatte keine Zweifel, daß er die vierte auch noch finden würde. Jede Spur von Cath' Besuch war  damit ausgelöscht.
    Seine Träumereien wurden unterbrochen, als der Bildschirm zu blinken anfing. Es war Jad Rakkis, der ihm etwas von Kannibalen-Würmern vorschwatzte, die er zu den am Abend stattfindenden Kriegsspielen mitzubringen gedachte.
    Kress hatte das ganz vergessen, doch er fand schnell die Fassung wieder. »Oh, Jad, es tut mir leid. Ich habe vergessen, es dir mitzuteilen. Mir wurde das Ganze langweilig, ich habe mir die Sandkönige vom Hals geschafft. Häßliche kleine Biester. Es tut mir leid, aber es gibt keine Party heute abend.«
    Rakkis war empört. »Aber was soll ich jetzt mit meinen Würmern machen?«
»Leg sie in ein Körbchen und schick sie deiner Liebsten«, antwortete Kress und legte auf. Schnell begann er die anderen anzurufen. Er konnte jetzt niemanden bei sich gebrauchen, wo die Sandkönige noch lebten und sein Anwesen eingenommen hatten.
    Als er Idi Noreddian anrief, bemerkte Kress ein ärgerliches Versehen. Der Schirm wurde klar, und das bedeutete, daß am anderen Ende jemand sprach. Kress legte auf.
    Idi traf genau eine Stunde später pünktlich ein. Sie war überrascht, daß die Party nicht stattfand, aber trotzdem glücklich, einen Abend allein mit Kress verbringen zu können. Er erfreute sie mit der Geschichte von Cath' Reaktion auf das Holo, das sie zusammen angefertigt hatten. Während er sprach, stellte er durch geschickte Fragen fest, daß sie niemandem von diesem Streich erzählt hatte. Er nickte befriedigt und füllte ihre Weingläser. Es war nur noch ein Schlückchen übrig. »Ich muß eine neue Flasche holen«, sagte er. »Komm mit mir in den Weinkeller und hilf mir, ein gutes Tröpfchen auszusuchen. Du hast schon immer einen besseren Geschmack gehabt als ich.«
    Sie ging bereitwillig mit, stutzte aber an der Kellertreppe, als Kress die Tür öffnete und ihr andeutete vorauszugehen. »Wo ist das Licht?« fragte sie. »Und dieser Geruch — was ist das für ein seltsamer Geruch, Simon?«
    Als er sie schubste, sah sie wirklich überrascht aus. Sie schrie, während sie die Treppe hinunterfiel. Kress verschloß die Tür und begann sie mit dem Drucklufthammer, den er für diesen Zweck zurechtgelegt hatte, mit Brettern zuzunageln. Als er seine Arbeit beendet hatte, hörte er Idi stöhnen. »Ich bin verletzt«, rief sie. »Simon, was soll das bedeuten?« Plötzlich kreischte sie auf und begann zu schreien.
    Es dauerte eine knappe Stunde. Kress ging in sein Sensorium und wählte eine freche Komödie, um das Schreien aus seinem Gedächtnis zu löschen.
    Als er sicher war, daß sie tot sein mußte, flog Kress ihren

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