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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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war zwar immer noch seins, aber es war irgendwie verkehrt, die Züge waren seltsam verzerrt. Er hatte aufgeschwemmte Schweinebacken; sein Lächeln glich einem boshaften Grinsen. Er sah unheimlich bösartig aus.
    Unbehaglich ging er um das Becken herum und inspizierte die anderen Burgen. Bei jeder war es ein bißchen anders, aber im Grunde genommen doch überall dasselbe.
    Die Orangefarbenen hatten die feineren Details wie üblich ausgelassen, aber das Ergebnis erschien dennoch monströs und ungeschliffen; ein brutaler Mund und geistlose Augen.
    Die Roten hatten ihn mit einem satanischen Lächeln ausgestattet. Seine Mundwinkel schienen merkwürdig zu zucken.
    Die Weißen, seine Lieblinge, hatten einen grausamen, idiotischen Gott geschnitzt.
    Ärgerlich warf Kress sein Weinglas durch das Zimmer. »Ihr wagt es«, sagte er mit zusammengepreßten Lippen.
    »Nun werdet ihr eine Woche lang nichts zu essen bekommen, ihr verdammten ...« Seine Stimme überschlug sich. »Ich werde euch lehren!«
    Er hatte eine Idee. Er verließ das Zimmer und kehrte einen Augenblick später mit einem antiken, eisernen Wurfschwert in der Hand zurück. Es war einen Meter lang, und die Spitze war immer noch scharf. Kress lächelte, kletterte hinauf und schob die Abdeckplatte des Beckens beiseite, gerade so weit, daß er Freiraum genug hatte und eine Ecke der Wüste freigelegt war. Er lehnte sich hinunter und stieß das Schwert in die Burg der Weißen, stieß immer wieder zu, zerstörte Türme, Schutzwälle und Mauern. Sand und Steine fielen durcheinander und begruben die krabbelnden Sandkönige unter sich. Ein Schlag seiner Hand löschte die Gesichtszüge der unverschämten, schmählichen Karikatur aus, die die Sandkönige aus seinem Gesicht gemacht hatten. Dann zielte er mit der Schwertspitze auf den dunklen Eingang, der in die Tiefe, in das Gemach der Maw hinabführte; er stieß mit aller Kraft zu und traf auf Widerstand. Er hörte einen leisen, quiekenden Laut. Alle Mobilen zitterten und fielen hin. Befriedigt zog Kress das Schwert zurück.
    Er beobachtete sie einen Moment lang, um zu sehen, ob er wohl die Maw getötet hatte. Die Spitze des Wurfschwertes war feucht und schleimig. Aber plötzlich begannen sich die weißen Sandkönige wieder zu bewegen — schwach und langsam — aber sie bewegten sich.
    Er war gerade dabei, die Abdeckplatte zurückzuschieben und sich einer der anderen Burgen zuzuwenden, als er etwas auf seinem Arm krabbeln spürte.
    Er schrie auf, ließ das Schwert fallen und schleuderte den Sandkönig von seinem Arm. Er fiel auf den Teppich, und Kress zermalmte ihn mit der Ferse, er trampelte noch auf ihm herum, als er schon längst tot war. Es hatte geknirscht, als er auf ihm stand. Danach verschloß er zitternd schnell wieder das Becken. Er duschte und untersuchte sich sorgfältig. Er kochte seine Kleider aus.
    Später, nachdem er mehrere Glas Wein getrunken hatte, kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Er schämte sich ein bißchen, weil er wegen des Sandkönigs so erschrocken war. Aber er wollte das Becken nicht noch mal aufmachen. Von jetzt an würde das Becken dauernd geschlossen bleiben. Dennoch, er mußte die anderen noch quälen.
    Er entschied, seinen Denkapparat mit einem weiteren Glas Wein zu ölen. Als er es getrunken hatte, kam ihm eine Idee. Er trat an das Becken und drehte an den Feuchtigkeitskontrollen.
    Dann schlief er auf der Couch ein, das Weinglas noch immer in der Hand, während die Sandburgen vom Regen aufgeweicht wurden.
    Kress wurde durch ein heftiges Pochen an seiner Haustür geweckt.
    Er setzte sich auf, fühlte sich zerschlagen und hatte Kopfschmerzen. Einen Wein-Kater zu haben ist immer das Schlimmste, dachte er. Er schlurfte zur Eingangstür.
    Cath m'Lane stand draußen. »Du bist ein Monster«, schrie sie. Ihr Gesicht war geschwollen, aufgedunsen und von Tränenspuren verschmiert. »Ich habe die ganze Nacht geheult, bloß wegen dir verdammtem Kerl. Aber ab jetzt nie mehr, Simon. Nie mehr!«
»Beruhige dich«, sagte er und hielt sich den Kopf. »Ich  habe einen Kater.«
    Sie fluchte, schob ihn beiseite und ging ins Haus. Der Shambler kam um die Ecke, um zu sehen, was für ein Krach das war. Sie spuckte ihn an und stapfte ins Wohnzimmer. Kress wankte ihr auf unsicheren Beinen nach. »Hör auf!« rief er. »Was willst du ... Du kannst doch nicht ...« Von plötzlichem Entsetzen gepackt hielt er inne. Sie hielt einen schweren Hammer in der linken Hand. »Nein!« sagte er.
    Sie ging direkt zu dem Becken

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