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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Hauses sauber war, wandte Kress seine Aufmerksamkeit wieder dem Boden zu.
    Sie waren überall, Dutzende huschten über seinen Körper, Hunderte beeilten sich, zu ihnen zu stoßen. Er legte den Nebelstrahl auf sie an. Der Schlauch ging kaputt. Kress hörte ein lautes Zischen, und der nutzlose Nebel spritzte in einer großen Wolke zwischen seinen Schultern nach oben, umfing ihn, erstickte ihn, daß seine Augen brannten und tränten. Er tastete nach dem Schlauch, seine Hand war von sterbenden Sandkönigen bedeckt. Der Schlauch war entzwei; sie hatten ihn durchgebissen. Er war umgeben von einer Wolke Schädlingsbekämpfungsmittel. Er sah nichts mehr. Er stolperte, schrie und begann zum Haus zurückzulaufen, während er Sandkönige von seinem Körper schlug.
    Drinnen verschloß er die Tür und wälzte sich auf dem Teppich, rollte hin und her, bis er sicher war, daß er sie alle erdrückt hatte. Inzwischen war der Kanister leer, denn er zischte nur noch schwach. Kress streifte seinen  Schutzanzug ab und duschte. Der heiße Strahl verbrühte ihn fast; seine Haut war rot und überreizt, aber die Hitze vertrieb das Kribbeln auf der Haut.
    Er zog seine dickste Kleidung an, dicke Arbeitshosen und Lederschuhe, nachdem er sie erst nervös ausgeschüttelt hatte. »Verdammt«, murmelte er. »Verdammt!« Sein Hals war trocken. Nachdem er das Foyer gründlich durchsucht hatte, um sicher zu sein, daß es sauber war, setzte er sich hin und genehmigte sich einen Drink. »Verdammt!« wiederholte er. Seine Hand zitterte, als er eingoß, und er verschüttete etwas Schnaps auf den Teppich.
    Der Alkohol beruhigte ihn, doch er ließ die Furcht nicht schwinden. Kress nahm einen weiteren Drink und trat vorsichtig ans Fenster. Die Sandkönige bewegten sich über die dicke Plastikscheibe. Er zuckte die Achseln und ging an seine Kommunikationskonsole. Er brauchte Hilfe, sagte er sich entschlossen. Er würde sich bis zu den Autoritäten durchkämpfen, dann würde die Polizei kommen, mit Flammenwerfern und ...
    Kress unterbrach seine Überlegungen und stöhnte. Er konnte die Polizei nicht anrufen. Er mußte ihnen von den Weißen in seinem Keller berichten, und dann würden sie die Leichen dort finden. Die Maw hatte vielleicht Cath m'Lane schon gefressen, aber sicher noch nicht Idi Noreddian. Er hatte sie nicht in Stücke geschnitten. Wahrscheinlich sind noch Knochen übrig. Nein, die Polizei kam nur als letzter Ausweg in Frage.
    Er saß an der Konsole und runzelte die Stirn. Seine Kommunikationsausrüstung füllte eine ganze Wand. Von hier aus konnte er jedermann auf Baldur erreichen. Er besaß viel Geld und seine Verschlagenheit. Er würde die Lage schon irgendwie in den Griff bekommen.
    Kurz dachte er daran, Wo anzurufen, aber er verwarf den Gedanken wieder. Wo wußte zuviel, sie würde Fragen stellen, und er traute ihr nicht. Nein, er brauchte jemanden, der alles ausführte, ohne zu fragen.
    Sein Stirnrunzeln wurde zu einem Lächeln. Kress hatte Kontakte. Er wählte eine Nummer, die er lange Zeit nicht benutzt hatte.
    Das Gesicht einer Frau wurde auf dem Bildschirm sichtbar — weißhaarig, ausdruckslos, mit einer langen, gekrümmten Nase. Ihre Stimme war lebhaft und klang tüchtig. »Simon«, sagte sie. »Wie gehen die Geschäfte?«
»Denen geht's gut, Lissandra«, erwiderte Kress. »Ich habe Arbeit für dich.«
»Etwas zum Fortschaffen? Meine Preise sind seit dem letztenmal gestiegen. Und seit dem letztenmal sind zehn Jahre vergangen.«
»Du wirst gut bezahlt werden«, sagte Kress. »Du weißt, ich bin freigebig. Ich brauche dich zur Schädlingsbekämpfung.«
    Sie lächelte dünn. »Du brauchst dich nicht so euphemistisch auszudrücken, Simon. Meine Leitungen sind nicht angezapft.«
»Nein, ich meine es ernst. Ich habe ein UngezieferProblem. Gefährliche Schädlinge. Nimm dich ihrer an! Keine Fragen! Einverstanden?«
»Okay.«
»Gut. Du brauchst... oh, drei bis vier Gehilfen. Tragt hitzebeständige Schutzanzüge und rüstet euch mit Flammenwerfern oder Lasern aus, irgendwas in der Art. Kommt zu meiner Wohnung! Da wirst du das Problem schon sehen. Insekten, unheimlich viele. In meinem Steingarten und im Swimmingpool wirst du Sandburgen finden. Zerstöre sie und töte alles, was darin ist. Dann klopf an die Tür, und ich werde dir zeigen, was noch getan werden muß. Kannst du bald kommen?«
    Ihr Gesicht blieb unbewegt. »Wir werden in einer Stunde aufbrechen.«
    Lissandra stand zu ihrem Wort. Sie kam mit ihren drei Gehilfen in einem schmalen,

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